Schützen gehen auf Bürger zu: Partynacht statt Königsabend
Das Fest des Burscheider Sommerbrauchtums steht vor der Tür. Kaiser Jan Philipp Raddatz hat den Festlichkeiten am 2. und 3. September seinen Stempel aufgedrückt. „Wir müssen mit der Zeit gehen.“
Burscheid. Erstmals gab es zwar schon beim vergangenen Schützenfest einen brasilianischen Abend statt der ursprünglichen abendlichen Veranstaltung durch den König. Vor einem Jahr war das Fest allerdings eingebettet in die Brasilianische Woche in der ganzen Stadt.
Doch ist man in den Reihen der Schützen offenbar auf den Geschmack gekommen. „Man muss mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit“, wählt Kaiser Jan Philipp Raddatz ein Sprichwort, dessen Inhalt — mit der entsprechenden Betonung — auch die älteren Generationen im Verein teilen. So habe der Festausschuss die Pläne des 26-Jährigen einstimmig unterstützt. „Anstatt des Königsabends gibt es eine Partynacht für die Bevölkerung“, erklärt Vorsitzender Michael Wehner. „Wir erhoffen uns davon, dass das in der Öffentlichkeit besser ankommt. Wir haben den Eindruck, dass Schützenvereine bei den meisten Bürgern als antiquiert gelten.“ Zwar habe man weiterhin in den eigenen Reihen auch einzelne Traditionalisten, die sich nicht vorstellen können, ohne Schützenjacke am Samstagabend einzutreten. „Das muss aber diesmal jeder für sich selbst entscheiden. Wir haben es jedem freigestellt“, so Pressesprecherin Karin Ceravolo.
Unter anderem durch die junge Garde mit Jan Philipp Raddatz und seinen Adjutanten an der Spitze habe sich bereits ein Wandel vollzogen. „Wir bemerken seit drei Jahren, wie die Zahlen bei den jungen Leuten nach oben gehen“, so der Kaiser. Von 170 Mitgliedern hat der Verein mittlerweile 20 Jungschützen.
Besonders beliebt sei beispielsweise das Bogenschießen. Die Gruppe besteht aus 15 Mitgliedern. Die Hälfte davon aus Jugendlichen oder Kindern. „Wir überlegen, ob wir das neben dem Mittwoch noch an einem anderen Tag anbieten“, so Schützenchef Wehner. Mütter und Väter hätten bei dieser Disziplin weniger Hemmungen, sie zu einem Schützenverein zu schicken, als zum Schießen mit einer „richtigen“ Waffe.
Bürgernähe bei den Schützen gibt es allerdings nicht erst seit der Zeit von Kaiser Jan Philipp. Schließlich gibt es samstags immer das Bürgerschießen (ab 13 Uhr) für Kinder und Erwachsene. Im vergangenen Jahr kam eine chinesische Familie zufällig vorbei und die Tochter legte erfolgreich an — gelebte Bürgernähe und Integration also auf einmal.