„Sie sollen mit der Musikschule sprechen“
Leiter Michael Baggeler will einer personalisierten Auseinandersetzung um die Finanzmisere aus dem Weg gehen.
Burscheid. Michael Baggeler, Musikschulleiter und BfB-Fraktionsvorsitzender, will in der Diskussion um die Finanzmisere der Musikschule eine personalisierte Auseinandersetzung vermeiden. „Wenn ich den Eindruck gewänne, politische Vorbehalte seien wichtiger als die Sache, würde ich meine Funktion in der Musikschule sofort zur Verfügung stellen.“ Baggeler reagierte damit auf einen Leserbrief des früheren SPD-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Brost im BV. Er hatte geschrieben, Baggeler könne wegen seines politischen Amtes kein neutraler Partner für die anderen Parteien sein.
Bei dem Informationsabend von Musik- und Orchesterschule Ende Oktober für die Ratsfraktionen habe er darauf hingewiesen, dass die Doppelfunktion für ihn persönlich schwierig sei, sagt Baggeler. „Darum habe ich mich dann auch zurückgehalten und die Moderation dem Leichlinger Musikschulleiter Andreas Genschel übertagen.“ Andererseits sei er auch gerade wegen seiner kommunalpolitischen Kenntnisse und Kontakte Anfang 2013 seitens der Musikschule gefragt worden, ob er die Leitung übernehmen wolle. 2016 werde er aber aufgrund der Doppelrolle auf seinen Sitz im Kuratorium der Burscheid-Stiftung verzichten, „auch wenn es bei anderen Mitgliedern ebenfalls Interessenkonflikte gibt“.
Baggeler macht keinen Hehl aus seiner Enttäuschung, dass mit CDU, BfB und FDP nur drei von sechs Ratsfraktionen Ende Oktober der Einladung zum Informationsabend ins Haus der Kunst gefolgt sind. Mit der Pressekonferenz am vergangenen Freitag, die zum Teil für kritische Reaktionen gesorgt hatte, sei es ihm nicht darum gegangen, eine sofortige Entscheidung zu erzwingen. „Aber wenn trotz Angebots innerhalb von vier Wochen noch nicht einmal eine Einladung in die Fraktionen erfolgt, um den begonnenen Dialog fortzusetzen, frage ich mich schon: Gibt es in der Politik überhaupt noch eine Wertschätzung für die Arbeit der Musikschule?“
Baggeler bietet an: „Ich würde mich aus den Fraktionsgesprächen auch raushalten, um die Diskussion unbelasteter führen zu können.“ Ohnehin gehe es nicht um die Musikschule allein. „Das ist kein Einzelkampf. Auch die Orchesterschule sagt, wenn sie mal nicht mehr ehrenamtlich organisiert sei wie bisher, werde sie ihre Arbeit so nicht mehr fortführen können.“
Die Musikschule sei kein Verein wie jeder andere, ist Baggeler überzeugt. Sie verfolge den öffentlichen Anspruch, junge Menschen auch aus finanzschwachen Familien an die Musik heranzuführen. „Und die Musikstadt Burscheid ist da ein Fall ohne Beispiel: Es gibt keine andere öffentliche Musikschule, die völlig alleingelassen wird.“ Dabei steckten auch andere Kommunen im Haushaltssicherungskonzept oder nähmen am Stärkungspakt teil. Das von Bürgermeister Stefan Caplan genannte Bereitstellen städtischer Räume sei laut dem Verband deutscher Musikschulen nicht die für eine Landesförderung geforderte „nennenswerte kommunale Förderung“.
Baggeler meint eine substanziell veränderte Haltung der Politik zur Kultur auszumachen. Beim Sport sei die Bereitschaft größer, finanziell in die Bresche zu springen. Ein Indiz: der Antrag auf Förderung eines Tartanbahnbaus. Der Eigenanteil der Stadt würde 71 000 Euro betragen. „Wir stehen am Scheideweg und ich hoffe ernsthaft, dass die Fraktionen in den Dialog einsteigen. Sie müssen nicht mit Baggeler sprechen. Sie sollen mit der Musikschule sprechen.“