Steigerung der Milchquote treibt Bauern in den Ruin

Verband sieht die Hälfte der Milchproduzenten auf dem Weg zur Insolvenz.

Burscheid. Nicht nur die Burscheider Milchbauern fürchten um ihre Existenz. "Wenn es so weitergeht, dann können wir ab dem kommenden Herbst unsere Rechnungen nicht mehr bezahlen", sagt Lambert Stöcker vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. Der Pressesprecher des Teams Rheinisch-Bergischer Kreis erwartet, dass rund 50 Prozent der 140 Betriebe im Kreisgebiet in den nächsten fünf bis sieben Jahren schließen müssten.

Schuld daran soll die zweiprozentige Erhöhung der Milchquote sein, die zuerst von der EU und Anfang des Monats auch vom Bundesrat beschlossen wurde. Mitte des Jahres hatte der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer auf dem "Milchgipfel" in Berlin unter anderem beschlossen, dass die Milchquote um vier Prozent gesenkt werden müsse, um einen weiteren Preisverfall zu verhindern. Denn je höher die Quote ist, desto mehr Milch gibt es auf dem Markt und desto billiger wird sie.

Wie nötig eine Senkung der Quote ist, bekommen die Bauern im Rheinisch-Bergischen Kreis nun zu spüren. "Die Molkerei, an die ich liefere, zahlt zurzeit 34 Cent pro Liter. Ab Januar werde ich mich auf unter 30 Cent einstellen müssen", sagt der Burscheider Landwirt Detlef Dahlhaus.

Auf dem freien Markt werde die Milch für unter 20 Cent pro Liter gehandelt. Um kostendeckend zu arbeiten, müssten die Bauern jedoch rund 40 Cent pro Liter bekommen.

2007 erhielten die Milchproduzenten auch nur 27 Cent pro Liter, zwischenzeitlich steigerte sich der Preis auf 36 Cent - warum wäre ein Preis von unter 30 Cent nun ein Problem für die Bauern? "Die Produktion von einem Liter Milch ist in den vergangenen Monaten rund sechs Cent teurer geworden", sagt Lambert Stöcker. Daher werden jedem Betrieb im kommenden Jahr zwischen 50 000 bis 60 000 Euro fehlen.

"Wir arbeiten hart, um weitere Steigerungen der Milchquote zu verhindern", sagt Detlef Dahlhaus. Er setzt sich für ein flexibles System ein, das nicht mit festgelegten Quoten arbeitet, sondern sich an der Nachfrage orientiert.

Und er fordert von den Bürgern, dass sie Stellung beziehen sollen: "Für die Landwirtschaft, die das Land erhält und pflegt." Denn der Griff zu einer teureren Milchsorte schaffe keine Abhilfe - laut Stöcker kommt das zusätzliche Geld nämlich nicht bei den Produzenten an.