Sternsinger: Mit dem Stern von Bethlehem auf der Stange
Die katholische Aktion geht auf Sternumzüge zurück, die seit dem Mittelalter vor allem im Kölner Raum bekannt sind.
Burscheid. Sie ziehen zu Jahresanfang mit einem Stern von Haus zu Haus, sind königlich gekleidet, tragen Kronen auf dem Kopf und wünschen ein gesegnetes neues Jahr: die Sternsinger.
Sie erbitten Geld für notleidende Kinder in Afrika, Asien, Ozeanien, Lateinamerika und Osteuropa, singen ein Dreikönigslied und schreiben mit Kreide drei Buchstaben auf die Haustüre: C+M+B, die Anfangsbuchstaben der Namen der Heiligen Drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar, deren Fest am 6. Januar gefeiert wird. Die drei Buchstaben werden aber auch als „Christus Mansionem Benedicat“ (Gott segne dieses Haus) gedeutet. Hinzugefügt wird die Jahreszahl.
Die weltweit größte Solidaritätsaktion der Kinder entstand nach den beiden Weltkriegen in einigen katholischen Gemeinden und hat bisher die Förderung von mehr als 25 000 Projekten in aller Welt ermöglicht. Ein neuer Brauch also?
In dieser Form ja. Aber Umzüge mit dem Stern von Bethlehem sind schon seit dem Mittelalter, besonders in Köln, bekannt, zunächst als Umherziehen mit brennenden Kerzen, verbunden mit Neujahrswünschen. Im 13./14. Jahrhundert begann man, den Zug der drei Könige in Verkleidung nachzuspielen. Mitgeführt wurde ein drehbarer „Stern von Bethlehem“ auf einer Stange, der durch eine Kerze erleuchtet wurde. Der Stern wurde gedreht, dabei mit der Stange auf die Erde gestampft und ein „Sterndreherlied“ gesungen.
Eines dieser Lieder hat sich bis heute erhalten, selten jedoch in seiner ursprünglichen religiösen Form: „Es ist für uns eine Zeit angekommen, es ist für uns eine große Gnad“. Das schweizerische Lied wurde in der Zeit des Nationalsozialismus aller religiösen Bezüge beraubt und zur Schilderung einer winterlichen Idylle umgedichtet. Heute erinnert man sich zwar wieder vereinzelt des ursprünglichen Textes, aber gesungen wird noch oft die weltliche Fassung des Liedes, die 1939 erschienen war.
Der Sterndreherbrauch war bis ins 19. Jahrhundert lebendig. Er wurde in Gemälden dargestellt, und Sterndreherlieder entstanden unter Verwendung alten Volksgutes neu. Gute Wünsche für die Hausbewohner wurden in heitere Verse verpackt, wie bei dem Sterndreherlied aus der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ von Achim von Arnim, in dem jedem Hausbewohner etwas Besonderes gewünscht wird:
„Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Hut/Er trinkt keinen Wein, denn er sey gut.“ Frau, Sohn, Tochter, Magd und Knecht werden ebenfalls bedacht und jede Strophe endet: „Des freuet sich die englische Schar, wir wünschen euch allen ein glückselig Neujahr.“ Goethe hat mit seinem Gedicht „Epiphanias“ den Brauch ebenfalls aufgegriffen, angeregt durch ein lustiges Volkslied: „Die heil’gen drei König’ mit ihrigem Stern/Sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern.“
Für einen guten Zweck wurde damals nicht gesammelt und das Sternsingen wurde oft zum Heischebrauch, der auch zwielichtige Elemente anzog. Davon kann heute nicht mehr die Rede sein, auch wenn die jungen Sternsinger neben einer großzügigen Spende zum Dank ein paar Äpfeln oder Weihnachtsplätzchen erhalten.