Mehr Wohnen, mehr Grün, mehr Ruhezonen Die Düsseldorfer Innenstadt braucht eine buntere Mischung

Düsseldorf · Ziel eines neuen Workshops ist ein nachhaltiges und krisenfestes Zentrum. Jetzt können die Bürger Ideen beisteuern.

Die Gastronomie wird für die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, wie hier an der Breite Straße, immer wichtiger.

Foto: Anne Orthen

Die Düsseldorfer Innenstadt zieht ein vergleichsweise junges Publikum an, das nach wie vor gerne für das Einkaufen anreist. Dass zum Düsseldorf-Trip ein gutes gastronomisches Angebot gehört, wird immer wichtiger. Das zeigt eine neue Besucherbefragung des Handelsverbands NRW, an der sich auch die Stadt und zentrale Anliegergemeinschaften beteiligt haben. Die Stadt selbst stößt nun einen Prozess für eine lebendige und nachhaltige Innenstadt an. Dabei geht es unter anderem auch um mehr Wohnraum in Einkaufslagen, beispielsweise in den Obergeschossen von Häusern an der Schadowstraße.

Die Befragung zum Thema „Vitale Innenstädte“ wird alle zwei Jahre bundesweit angeboten, im Herbst 2024 haben sich 107 Städte beteiligt. Mehr als 68.400 Menschen wurden befragt, in Düsseldorf waren es 613. Einmal mehr wurde nun Düsseldorfs Status als Einkaufsstadt bestätigt. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten und damit vier Prozent mehr als 2022 gaben als Hauptgrund an, hauptsächlich wegen des Shoppings in die Innenstadt gekommen zu sein.

Gastronomie gewinnt
weiter an Bedeutung

Immer wichtiger wird die Gastronomie. Sie war für 35 Prozent ein wichtiger Besuchsgrund (plus 19 Prozent), auf den Plätzen folgten dann Freizeit/Kultur, Sightseeing und Dienstleistungen mit jeweils 15 Prozent. Im Vergleich mit anderen Großstädten zeigt sich, dass das Publikum in Düsseldorf jünger ist (37 Jahre statt im Schnitt 42 Jahre). Und, was die Düsseldorfer wegen viel Stau auf Innenstadtstraßen wissen: Vor allem samstags lockt die Stadt viele Shoppingtouristen von außerhalb an (43 Prozent).

Wermutstropfen: Die Gesamtnote für die Landeshauptstadt fällt nicht mehr so gut aus, sie liegt bei 2,6 (zuvor 2,2). Das wurde salopp dem allgemeinen Stimmungstief in der Gesellschaft zugeordnet, wenngleich festgestellt wurde, „dass Sicherheit und Sauberkeit Themen sind, an denen wir dranbleiben müssen“, wie City-Manager Frank Hermsen sagte. Als „unbedingte Wünsche“ der Befragten nannte Verbandsgeschäftsführer Rainer Gallus ein verbessertes Toilettenangebot (48,8 Prozent), mehr Parkmöglichkeiten (42,6) sowie eine grünere Innenstadt (31,4). Gerade dem Hauptwunsch wird mit dem Netz an neuen City-Toiletten entsprochen.

Planungsdezernentin Cornelia Zuschke sieht nach der Umgestaltung der Innenstadt nicht den teils monierten Mangel an Freiflächen. Sie fände es interessant, die gleichen Menschen zwei Mal zu befragen, weil sich dann vermutlich teils andere Einschätzungen zeigen würden. „Wir Menschen wollen immer beides, aber zu anderen Zeitpunkten: Action und Ruhe, Transit und Aufenthaltsqualität, Shoppen und Wohnen.“ Das Mit- und Nebeneinander mache die Dynamik in einer Innenstadt aus, Kritikpunkte müssten zu konkretem Handeln führen.

Das hat die Stadtspitze nun auch vor. Sie hat sich mit dem Raumwerk D ein Entwicklungskonzept gegeben, das Schlüsselräume definiert. Diese sollen in der künftigen Stadtentwicklung eine wichtige Rolle spielen. Die Innenstadt gehört natürlich dazu und hier wird es nun zum ersten Mal richtig konkret. Interessant ist, dass im Raumwerk bei diesem Punkt gleich zu Beginn vermerkt wird, dass „das Risiko einer monofunktionalen auf Einkaufserlebnisse ausgerichteten City durch die Pandemie verstärkt deutlich geworden ist“. Der Bedarf an Begegnungs-, Aufenthalts- und Erholungsräumen sei zu berücksichtigen, aber auch der Klimawandel (mehr Grün, mehr grüne Dächer und Fassaden, mehr Kühlung durch Wasser).

Für die Umsetzungsstrategie fand jetzt ein erster Workshop statt. Dabei waren Vertreter aus Wirtschaft, Kultur, Soziales, Politik, Stadtverwaltung sowie Bürgerinnen und Bürger, die gezielt eingeladen wurden. Es ging bei dem Treffen um neue Orte zum Durchatmen, die Schaffung von mehr Wohnraum in Einkaufslagen und die Ausarbeitung des Projektes „Rheinboulevard“, das vom Forum Stadtmarketing vorgeschlagen wurde. Wäre man diesem Vorschlag gefolgt, hätte es bei der Umgestaltung keine in Stein erstarrte Schadowstraße gegeben, sondern eine Einkaufsmeile mit Aufenthaltszonen mit Grün, Gastronomie und mehr Sitzgelegenheiten.

Neue Wohnungen in den Obergeschossen der Häuser an der Schadowstraße werden im Raumwerk ebenso vorgeschlagen wie Aufstockungen von Gebäuden für Wohnungen und gemeinschaftsfördernde Angebote. Neu hinzu kam beim ersten Workshop eine Idee, die Oberbürgermeister Stephan Keller aufgriff: „Besonders spannend finde ich, wie das Potenzial des besonderen Ortes ‚Alter Hafen‘ als Ort der Erholung in der pulsierenden Altstadt gehoben werden kann.“ Angesichts der vielen Herausforderungen sei es essenziell, gemeinsam eine nachhaltige, vielfältige und resiliente Alt- und Innenstadt zu gestalten.

Weitere Ideen sollen nun eingesammelt werden. Bis Freitag, 18. April, können alle Interessierten ihre Anregungen unter www.duesseldorf.de/zukunft-innenstadt einbringen. Vor der Sommerpause gibt es einen weiteren Workshop.

(ujr anbu)