Lilli Marx war eine wichtige Stimme der Juden in Deutschland Die jüdische Brückenbauerin
Düsseldorf · Im Bürgerhaus Benrath erinnert seit Neuestem ein kleines Museum an die jüdische Journalistin und Feministin Lilli Marx (1921–2004).
Erst eine Straße mit ihrem Namen, und jetzt der Lilli-Marx-Raum, entstanden durch hartnäckiges Bürgerengagement: In Benrath wird das Andenken an die jüdische Verlegerin und Publizisten gepflegt. Dort gründete sie nach der Rückkehr aus der Londoner Emigration mit ihrem Mann Karl Marx das „Jüdische Gemeindeblatt“, später umbenannt in „Allgemeine Jüdische Wochenzeitung“.
Dem Publikum in der Aula des Bürgerhauses – darunter Persönlichkeiten aus der Düsseldorfer Stadtgesellschaft – bot sich beim Festabend ein üppiges Programm. „Lilli Marx ist ein großes Beispiel, dass Versöhnung möglich ist“, sagte Schirmherrin Rita Süßmuth bei ihrer Begrüßung. Kämpferisch sprach sie sich gegen Antisemitismus aus: „Heute geht es nicht um Probleme und Sorgen, die wir nicht lösen können, sondern auf die wir eine Antwort haben. Wir sind noch da, mit uns nicht!“
Das bewusst gewählte Eröffnungsdatum war an diesem Abend stets präsent. Der 27. Januar ist zum einen der 104. Geburtstag von Lilli Marx, die ihre letzten Lebensjahre im Düsseldorfer Nelly-Sachs-Heim verbrachte. Es markiert auch unauslöschlich den Tag der Befreiung des Todeslagers Auschwitz vor 80 Jahren. Die Eltern von Lilli Marx wurden im KZ ermordet, die Tochter rettete das Londoner Exil. Dort lernte sie ihren späteren Mann kennen. Beide waren nach dem Krieg entschlossen, mit ihrem Wirken zum Wiederaufbau des jüdischen Lebens „im Land der Täter“ beizutragen.
Manuela Nitsche, Präsidentin von Soroptimist International Deutschland, würdigte Lilli Marx als Mitbegründerin des ersten Düsseldorfer Clubs 1958. „Sie war eine der treibenden Kräfte und trug die Idee über nationale Grenzen hinaus.“ Die Soroptimisten hatten sich für das kleine Museum eingesetzt und die Raummiete übernommen. In einer emotionalen Ansprache wandte sich Bert Römgens, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, gegen Ausgrenzung und Antisemitismus, der uns heute wieder in Wellen überrolle: „Lilli Marx war zuallererst Jüdin, dann Feministin, vor allem aber war sie Mensch. Sie liebte den konstruktiven Dialog, mich begeisterte ihr wacher Geist.“
Wolfgang D. Sauer vom Heimatarchiv Benrath beleuchtete die Lebensstationen von Lilli Marx. Sie und ihr Mann hätten sich als Brückenbauer um die Aussöhnung von Juden und Christen verdient gemacht. „Doch alle Feierlichkeiten und Gedenkreden sind wertlos, wenn auf Worte keine Taten folgen“, mahnte Sauer. Den Impulsraum sieht er als Mittler zwischen gestern, heute und morgen, vor allem im Hinblick auf die Arbeit mit Schülern. Zu den Ausstellungsobjekten gehört auch die historische Druckpresse für das einstige „Jüdische Gemeindeblatt“.
Info Weitere Informationen finden sich online unter www.lilli-marx-raum.de.