Nach Saarbrücken-Niederlage Wovor Tischtennis-Legende Timo Boll jetzt Angst hat
Düsseldorf · Timo Boll spürt nach dem Debakel gegen Patrick Franziska den Abschiedsschmerz.
Timo Bolls nahender Abschied wühlt nicht nur das deutsche Tischtennis-Idol selbst ein ums andere Mal auf. Auch Patrick Franziska vom 1. FC Saarbrücken-TT erlebte im Bundesliga-Klassiker bei Bolls Klub Borussia Düsseldorf (3:0) rund ums Match gegen seinen Freund und langjährigen Nationalmannschafts-Kollegen eine emotionale Achterbahnfahrt.
„Wir hatten“, erzählte der Weltranglistenachte dem SID später, „beim Nationalmannschafts-Lehrgang in Düsseldorf vorher gewitzelt, dass es für den Verlierer eines letzten Spiels die nächsten 40 Jahre Sprüche gibt. Und dann, boah, bringen uns die Aufstellungen echt nochmal zusammen. Nochmal, vielleicht aber ja auch wirklich schon zum letzten Mal gegen Timo - ich war ganz schön nervös.“
Letztlich machte die Emotionalität Franziska weniger Probleme als Boll wohl das Alter: 8:11, 5:11, 1:11 lautete das Ergebnis aus Sicht des 44-Jährigen. „Timo“, meinte „Franz“ nach dem Matchball und einer Umarmung, „trainiert eben nicht mehr so monsterviel.“
Gleichwohl war für den zwölf Jahre jüngeren Franziska der letzte Satz im Duell der Team-Olympiazweiten von 2021 fast eine Qual: „Bei 6:0, 7:0 kamen die Gedanken: Es geht gerade für mein Team um so viel, aber Timo und ich kennen uns so gut, sind so gut befreundet - es hat mir irgendwie einen Tick leid getan hat.“
Und Boll? Der hatte an der Abfuhr fast so zu knabbern wie an einem verlorenen WM-Finale: „Ohne genug Kreativität und Schnelligkeit merkt man, dass ich mittlerweile limitiert bin.“
Die ganze Wahrheit presste die ehemalige Nummer eins der Welt im SID-Gespräch aber erst dann heraus: „Für mich als Perfektionisten ist das sehr frustrierend: Ich muss damit leben, kann es aber eigentlich nicht. Ich komme nicht damit klar, nicht mehr dominieren zu können. Dass es mir das so nicht mehr wert ist, ist der Grund, warum ich aufhöre - es macht so immer weniger Spaß.“
Dennoch huscht beim Gedanken an Franziskas Frotzeleien ein Lächeln über Bolls Gesicht, fast so, als kämen Erinnerungen an die Zeiten eigener Überlegenheit auf: „Ich habe früher so viel ausgeteilt, da muss ich jetzt auch mal einstecken.“
Wobei: In durchaus noch möglichen Play-off- und Champions-League-Duellen könnte der „Methusalem“ den Spieß noch umdrehen. Für die Nachspiele fühlt sich Boll jedenfalls bedingt bereit: „Ich bin ganz gut im Sprücheklopfen geworden, es steckt nur eben manchmal nichts mehr dahinter.“