Herr Wilmering, was ist aus Sicht der Schausteller das Fazit für das Jahr 2024?
Interview mit Schausteller-Chef Oliver Wilmering „Wir verspüren keine Angst und sind von unseren Konzepten überzeugt“
Interview | Düsseldorf · Der Vorsitzende des Schaustellerverbands spricht über die Oster- und Rheinkirmes sowie die Bedenken zur Sicherheit.
Fast ganzjährig werden unterschiedliche, teils sehr große Veranstaltungen in Düsseldorf organisiert. Bei fast allen hat der Schaustellerverband Düsseldorf seine Finger mit ihm Spiel, manche organisiert er sogar selbst. Seit zehn Jahren ist Oliver Wilmering der Vorsitzende der Schausteller, seit mehr als 20 Jahren ist er bereits im Vorstand. Er gibt einen Ausblick auf das Jahr 2025 und zieht ein Fazit zum Vorjahr.
Oliver Wilmering: Ich glaube schon, dass wir von einem erfolgreichen Jahr 2024 sprechen können. Die Europameisterschaft war sicherlich die Besonderheit und eine einzigartige Erfahrung für die Stadt und Schausteller. Niemand wusste vorher, was einen da erwartet, das war schon ein großes Risiko. Dafür wurden wir belohnt, auch wenn es nicht selbstverständlich war, dass das alles so gut klappt. So etwas werden wir so schnell in Düsseldorf nicht mehr erleben.
Haben Sie denn nun mit etwas Abstand auch schon ein Fazit für den Weihnachtsmarkt ziehen können?
Wilmering: Mitte Januar haben wir die Nachbereitung abgeschlossen und wir können von einem erfolgreichen Weihnachtsmarkt sprechen, auf den wir aufbauen können und werden. Ich selbst bin zum Beispiel seit vier Jahren mit dem Glühtürmchen am Kö-Bogen dabei und habe für 2025 schon wieder zwei neue Ideen für Getränke. Der Weihnachtsmarkt ist ein beliebter Treffpunkt in Düsseldorf und unsere Ideen gehen noch lange nicht aus. Ich liebe das und bin jetzt auch schon mit den Gedanken wieder beim Weihnachtsmarkt, um Neues auf den Weg zu bringen.
Was steht denn jetzt konkret als Nächstes an?
Wilmering: Jetzt kommt die Karnevalszeit, der Schaustellerverband ist zum zweiten Mal an der Organisation des Kö-Treibens beteiligt – mit dem CC zusammen. Dort wird es in diesem Jahr wieder viele Neuerungen und Überraschungen geben, die für die Besucher spannend werden können.
Wie hat sich das Thema Sicherheit nach Vorfällen wie auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg entwickelt?
Wilmering: Gerade die Schaustellerverbände sind ihrer Zeit grundsätzlich voraus, zum Beispiel auch beim Thema Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Mehrweg. Genau so ist es auch bei der Sicherheit. Ich möchte aber betonen, dass auf dem Weihnachtsmarkt D.Live für das Sicherheitskonzept verantwortlich ist und auf der Rheinkirmes sind die Schützen die Ansprechpartner. Der Schaustellerverband organisiert Sicherheitskonzepte ausschließlich für die Oster-, die Frühlings-, und die Herbstkirmes. Bisher haben diese zum Glück immer gut gegriffen.
Wird denn nach solchen Vorfällen darüber nachgedacht, wo gegebenenfalls noch Anpassungen nötig sind?
Wilmering: Natürlich, wenn solche Vorfälle passieren müssen wir schauen, ob die Vorkehrungen bei uns passen und justieren gegebenenfalls nach. Wir haben noch mal alles geprüft und gesehen, dass das Sicherheitskonzept bei uns gut passt und gut greift. Wir verspüren keine Angst und Unsicherheit und sind von unseren Konzepten überzeugt. Was wir dafür tun müssen, das tun wir auch.
Was ist der weitere Fahrplan für die Schausteller in Düsseldorf?
Wilerming: Als erstes steht das Kö-Treiben an Karnevalssonntag an. In Düsseldorf beginnt danach die Kirmessaison mit der Osterkirmes auf dem Staufenplatz, die der Schaustellerverband organisiert. Dann geht es weiter mit der Frühlingskirmes am Tonhallenufer und mit den Schützenfesten. Das Jahreshighlight ist in Düsseldorf natürlich die Rheinkirmes, die im vergangenen Jahr wieder gut besucht war. Danach kommt die Cranger Kirmes und in Düsseldorf dann noch die Herbstkirmes. Das ist natürlich noch wetterabhängiger als in den anderen Jahreszeiten. Wir versuchen, uns dafür immer viele Neuheiten zu überlegen. Die Soester Allerheiligenkirmes schließt die Saison ab, bevor als letztes Highlight immer der Weihnachtsmarkt ansteht.
Trotz der vielen Veranstaltungen ist es aber sicherlich keine einfache Branche, die auch viele Herausforderungen mit sich bringt.
Wilmering: Die Kostenspirale hat vor niemanden Halt gemacht. Die Energiepreise waren da sicherlich das Hauptthema. Aber auch die Personalproblematik betrifft uns sehr. Viele der Saisonarbeiter haben sich während Corona andere Jobs gesucht, bei denen sie geblieben sind. Wir sind aber auch nicht die einzige Branche, die generell Personalprobleme hat. Das haben wir auch für 2025 im Hinterkopf.
Ist so etwas noch herausfordernder, wenn die ganze Familie im Unternehmen involviert ist?
Wilmering: Schausteller-Unternehmen sind zu fast 100 Prozent Familienunternehmen. Da kann man ein paar Dinge etwas besser abfedern, aber auch die Familie muss schauen, dass sie gut klar kommt.
Es ist da sicherlich nicht einfach, Familie und Beruf zu vereinen, oder?
Wilmering: Zu 90 Prozent wird man in das Leben als Schausteller hineingeboren und kennt es dann nicht anders. Es gibt ganz wenige Beispiele von Menschen, die Quereinsteiger waren. Meine Mutter zum Beispiel, die keine gebürtige Schaustellerfrau ist. Sie hat sich reingekniet, durchgebissen und es geschafft. Die Freizeit vermischt sich permanent mit der Arbeitszeit. Unser Leben ist quasi unser Beruf, wir sagen oft unsere Berufung. Es ist positiv ausgedrückt eine Welt für sich. Den Schaustellerberuf kann man nicht nebenbei machen, wenn man nicht mit Leib und Seele dabei ist und ihn nicht lebt.