Eingewöhnung in Düsseldorf Wie der Start in die Kita gelingt

Serie | Düsseldorf · Was sollten Kinder können, wenn sie in den Kindergarten kommen? Mit welchen Kosten sollten Eltern rechnen.

In der städtischen Kindertagesstätte an der Velberter Straße hilft Erzieherin Ingrid Kelch Eltern bei der Eingewöhnung.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

. Der Besuch einer Kita bedeutet vor allem eines: Loslassen. Das fällt nicht immer leicht, nicht den Kindern, und auch den Eltern nicht. Denn für viele ist es das erste Mal, dass sie ihr Kind in die Obhut Fremder geben. Erzieherinnen wie Kerstin Breuer, Leiterin der Städtischen Kita an der Velberter Straße in Oberbilk, ihre Stellvertreterin Olga Länge und Erzieherin Ingrid Kelch wissen natürlich, was Eltern umtreibt. Es sind Fragen wie diese: Ist mein Kind gut aufgehoben, ist es angemessen betreut, passiert ihm auch nichts, bekommt es genug zu essen? Und die Erzieherinnen wissen auch, was Eltern empfinden müssen, damit sie vorbehaltlos und sorgenfrei ihren „Schatz“ jeden Morgen abgeben können: Vertrauen.

Kitas wie die an der Velberter Straße setzen da auf maximale Transparenz und Offenheit. „Hier bleibt keine Frage unbeantwortet und es wird alles gezeigt“, sagt Kerstin Breuer. Eltern wird sogar eine Hospitanz angeboten, wenn sie einen Kitaalltag mal hautnah miterleben wollen, vom morgendlichen Stuhlkreis über das Hinausgehen und das gemeinsame Mittagessen bis hin zum ins Bett bringen für den Mittagsschlaf. Es gibt vielfach Möglichkeiten sich einzubringen. Regelmäßig findet ein Elterncafé statt.

Viele Kitas greifen auf das
„Berliner Modell“ zurück

Die Eingewöhnung ist die anfangs größte Herausforderung. Der Zeit blicken viele Eltern mit gemischten Gefühlen entgegen, sagt Bastian Schubert, Vorsitzender des Jugendamtselternbeirates (JAEB), und damit Sprecher vieler Kita-Eltern. Die fragten sich zuweilen, ob die Eingewöhnungszeit genügt, wenn der Stichtag für den Berufswiedereinstieg näher rückt und das Kind sich womöglich in der ersten Woche noch so gar nicht eingewöhnen mochte. Zeitdruck aber, so sieht es auch Kerstin Breuer, ist ein schlechter Berater.

Viele Düsseldorfer Kitas greifen bei der Eingewöhnung auf das „Berliner Modell“ zurück. Dies ist eine Art pädagogische Anleitung, wie das Alleinsein in der Kita und der Abschied von den Eltern zu erlernen ist. Im Idealfall soll der Prozess nach drei Wochen abgeschlossen sein. „Aber“, sagt Kerstin Breuer, „wir lehnen uns nur leicht an das Modell an.“ Letztlich entscheidend und allein relevant sei das Kindeswohl. Mal dauere es nur wenige Tage, mal mehrere Wochen. Und auch Vorerfahrung wie der Besuch von Tagesmutter- oder Vater müsse kein Garant für eine schnelle Eingewöhnung sein. Nach dem Berliner Modell versucht der begleitende Elternteil sich nach und nach sanft zu entziehen. In etwa so: Die Erzieherin beschäftigt sich in der Gruppe mit dem Kind, Mama oder Papa sitzen etwas abseits, bleiben passiv, rücken dann noch ein Stückchen ab. Sie gehen schließlich raus, zunächst für zwei, drei Minuten, dann für zehn oder länger, verlassen die Kita, drehen eine Runde. Aber bei aller Behutsamkeit geht es meist nicht ohne Abschiedsschmerz und Tränen. Maßgabe für die Erzieherinnen ist dann: Lässt sich das Kind in angemessener Zeit ablenken und beruhigen? Falls nicht, müssen Mama oder Papa zurückkommen. Unter Kita-Eltern, so Bastian Schubert, wird auch diskutiert, ob die Eingewöhnung nicht leichter gelingt, wenn der Vater sie begleitet, weil das Verhältnis des Kindes zu ihm womöglich sowieso distanzierter ist als zur Mutter. Am Ende einer erfolgreichen Eingewöhnung hat das Kind eine neue, eine weitere Bezugsperson, zu der es auch mal gerne auf den Schoß krabbelt. Auch das müssen sich Eltern klarmachen. Für viele Eltern sei die Kita eine „Blackbox“, so Bastian Schubert. Seine vierjährige Tochter erzähle zuweilen wenig bis gar nichts mehr. „;Wie war´s?` ,Gut`, ,Gibt´s was Neues?` ,Nein`“. Kita-Erzieherinnen wie Kerstin Breuer kennen das. Sie machen Fotos, falls die morgendliche Trennung nicht einfach war, die sie beim Abholen vorzeigen. Und siehe da: Das Kind spielte schon wieder fröhlich, während Mama oder Papa grübelten. Zudem gibt es bei der Abholung nahezu immer, was Anja Kolb-Bastigkeit, Abteilungsleiterin für die städtischen Kitas beim Amt für Soziales und Jugend, „Tür- und Angelgespräche“ nennt. Ein kurzes Feedback, wie der Tag des Kindes so war. Überdies finden regelmäßig Entwicklungsgespräche statt.

Die Gebühren für die Kita sind in Düsseldorf nach Einkommen gestaffelt. Die Betreuung vom dritten Lebensjahr an ist frei. Bei den U-3-Kindern beträgt der Höchstsatz für die maximal mögliche 45-Stunden-Betreuung 350 Euro monatlich, sofern das Elternjahreseinkommen über 80 000 Euro liegt. Bis zum Elternverdienst von 40 000 Euro bleibt die Betreuung hingegen frei. Wer ein Jahressalär bis 50 000 Euro hat, der zahlt 100 Euro. Geschwisterkinder sind in allen Betreuungen beitragsfrei. Zu zahlen ist von allen das Verpflegungsgeld. 75 Euro sind es bei den städtischen Kitas. Dafür gibt es zumeist drei Mahlzeiten, Frühstück und Mittag und einen Nachmittagssnack. Was auf den Tisch kommt, ist in Kitas ein wichtiges Thema. „Natürlich versuchen wir, es so zu gestalten, dass es allen schmeckt und alle es essen können“, sagt Kerstin Breuer. Schweinefleisch ist daher meist gestrichen. Aber an besonderen Tagen gibt es aber auch Nuss-Nougat-Creme zum Frühstück. Ansonsten bemühe man sich um ausgewogene Kost. An diesem Tag gab es zum Mittag Nudelauflauf. Der Klassiker schmeckte allen – auch den Erzieherinnen.