Projekt in Düsseldorf Kultursommer für die Graf-Adolf-Straße

Düsseldorf · Der Künstler Markus Ambach hat 2018 dem Bahnhofsviertel ein Kunst- und Kulturprojekt beschert. Vom 8. Juni bis zum 18. August soll nun das Konzept „Eine Straße“ umgesetzt werden.

Markus Ambach am Stresemannplatz: Der Künstler hat das Konzept „Eine Straße“ entworfen. Im Mittelpunkt steht die Graf-Adolf-Straße, aber der Aktionsraum reicht vom Hauptbahnhof bis zum Rheinufer.

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Urbanität ist durch Spannungen, Brüche und Widersprüche geprägt. Manchmal tragen bestimmte Orte die Gegensätze in sich, sie haben sie erlitten und sind durch sie geprägt. Die Graf-Adolf-Straße ist so ein Fall. Sie war einst stolze Flanier- und Kulturmeile, bevor sie nach dem Krieg ein Opfer der autogerechten Stadt wurde. Ein eigentümliches Flair hat sie aber auf vielfältige Weise und Zukunftschancen obendrein. Künstler Markus Ambach, der schon das Bahnhofsviertel durch Kunst, Aktionen und Veranstaltungen positiv auflud, startet dort in diesem Sommer das Projekt „Eine Straße“. Er sieht für die Meile ein großes Ziel: „Man muss es schaffen, dass aus attraktiven Insellagen ein Quartier entsteht.“

„Eine Straße“ soll vom 8. Juni bis zum 18. August stattfinden. Ambach dockt räumlich an das Vorgängerprojekt von 2018 an. Das hieß „Von fremden Ländern in eigenen Städten“ und war ein interdisziplinäres Kunst- und Kulturprojekt. Akteure aus Bildender Kunst, Theater, Tanz, Film und Musik waren dabei, vor allem aber haben sich auch die Anwohner und Aktiven vor Ort eingebracht. Das soll auch jetzt so sein.

„Wir wollten schon vor Jahren mit Ambach zusammenarbeiten“, sagt Hans-Günther Oepen, Vorsitzender der Interessen- und Standortgemeinschaft (ISG) Graf-Adolf-Straße. Mehr als zehn Jahre ist das her, die Stadtspitze stellte sich damals quer. Heute ist das anders. Die Stadt unterstützt die Straße und den Versuch der Anlieger, in diesem Frühjahr eine gesetzliche ISG zu installieren. Ziehen mindestens zwei Drittel der Anlieger zwischen Hauptbahnhof und Oststraße mit, bringen die Immobilieneigentümer innerhalb von drei Jahren gut eine Million Euro zur Verbesserung ihrer Straße selbst auf.

Markus Ambach sieht darin ein beachtliches bürgerschaftliches Engagement neuer Art. Es passt auch zu Fragen, um die es in dem Projekt geht. Wird die Graf-Adolf-Straße trotz ihrer Belastungen als Heimat wahrgenommen? Welche Rolle spielen Kunst und Kultur und welche Anziehungskraft übt die Gastronomie aus, die im Konzept unter der schönen Überschrift „Küche Kochen Kunst“ steht?

Dazu muss man wissen: „Eine Straße“ reicht vom Hauptbahnhof bis zum Rheinufer und bezieht Partner wie das K21 oder die Zero-Stiftung ein. Ambach guckt links und rechts und nimmt Räume und Player wahr, die mehr oder weniger vernetzt sind. Es ist beispielsweise ein offenes Gespräch mit Vortragselementen von Achim Spyra (Kit-Café) mit Bert Gerresheim zum 40-jährigen Bestehen des Heine-Denkmals am Schwanenmarkt geplant. Was viele überraschen dürfte: Spyra hat das Monument mit aufgebaut, ist Kunsthistoriker und hat seine Magisterarbeit über Heine-Denkmäler geschrieben.

Was die Gastro angeht, schaut Ambach ebenfalls über den Tellerrand: Im Konzept tauchen auch das Sila-Thai an der Bahnstraße als eines der ältesten Thai-Restaurants, das Dim-Sum-Restaurant Tsun Gai und andere chinesische, vietnamesische und koreanische Restaurants auf. „Nimmt man den Anfang der Oststraße noch mit, bieten das indische Restaurant Jaipur inklusive indischer Kochschule und das legendäre Finanzämtchen unter koreanischer Leitung weitere kulinarische Highlights an.“

Mehr als zehn Kooperationen mit Künstlern sind geplant. Es gibt Ausstellungen, für die leer stehende Ladenlokale genutzt werden sollen. Mancher Ort werde sich kurzfristig entscheiden, sagt Ambach. An anderen Orten ist die Kunst schon zu Hause, dorthin bringt der Planer neue Ideen. Das gilt etwa für das Zigarrenhaus Linzbach und seinen kultigen Raucher- und Ausstellungsraum, in dem gepafft und geredet wird und Zufallsbegegnungen programmiert sind. Es gibt Kunst auf Werbetafeln und Führungen, außerdem mindestens vier alltagskulturelle Projekte – bei einem dürften Barbara Kempnich von der Bahnhofsmission und Dirk Sauerborn, ehemaliger Kontaktbeamter fürs Maghrebviertel, mitwirken. Was das Geld angeht: Das Projektvolumen von 650 000 Euro ist von Stadt, Land und Sponsoren
gefördert.