Innovatives Projekt in Düsseldorf Rückenwind für Wohnungen über Schnellstraße
Düsseldorf · Das Vorhaben ist eines der ungewöhnlichsten Bauprojekte in Düsseldorf. Bürger können bald über die Planung für die Münchener Straße diskutieren.
(ctri/ujr) Es gibt selten Planungsprojekte, bei denen sich eine Art gespannte Vorfreude und eine milde Skepsis mischen. Die Überbauung der Münchener Straße nahe der Universität ist solch ein Fall, was an der so ungewöhnlichen wie innovativen Grundidee des Projekts liegt. Rund 300 Wohnungen sollen über der Fahrbahn entstehen. Die Tragkonstruktion setzt auf dem Mittelstreifen auf, darüber geht es links und rechts über der Fahrbahn in die Höhe. Bald können die Bürger über das Konzept diskutieren.
In der zuständigen Bezirksvertretung 3 und dem Planungsausschuss standen jetzt gleich drei Schritte des Verfahrens zur Debatte, die allesamt einstimmig beschlossen wurden. Die Politiker stimmten der Flächennutzungsplanänderung und dem Bebauungsplan-Vorentwurf ebenso zu wie der Öffentlichkeitsbeteiligung, die die Verwaltung jetzt organisieren soll. Planer des Vorhabens ist das Büro StructureLab, Investor Frank Schmid mit der Pi Konzept GmbH.
Zunächst wurde die Bezirksvertretung 3 angehört. Einig waren sich die Lokalpolitiker darin, dass es an Vorstellungskraft mangele, wie das gigantische Bauprojekt einmal aussehen soll. So sorgte sich Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf (Grüne) um die Sicherheit der Bewohner, wenn das Areal nur über eine Rampe erschlossen werde. „Eigentlich ist das ein super Projekt“, befand Sylvia Laflör (CDU). „Aber so richtig kann ich mir noch nicht vorstellen, dass man da leben kann und möchte.“ Sie regte die Erstellung eines Modells für die Öffentlichkeit an.
Dem stimmte Vera Esders (Grüne) zu, die das Projekt „eigentlich prima“ fand, zugleich aber auch ökologische – das Vorhaben liegt in zwei Wasserschutzzonen und könnte auch Eingriffe in den Fleher Wald nötig machen – wie auch soziale Fragen (Aussetzung des Düsseldorfer Baulandmodells?) ansprach. „Wir stimmen erst einmal zu, weil wir bezahlbaren Wohnraum wollen. Aber wir steigen aus, wenn diese Fragen und Probleme nicht im nachhaltigen und sozialverträglichen Sinne geklärt werden können.“
Denn nach aktuellem Planungsstand wird die Bebauung wohl nicht zur Hälfte aus öffentlich gefördertem Wohnraum bestehen, wie bei der Vorstellung der Pläne angemerkt wurde –, obwohl die Fläche der öffentlichen Hand gehört. Ein Punkt, den Michael Driesch (Linke) mit Blick auf die Nachbarschaft zur Universität kritisierte: „Tolle Coworking-Spaces bringen den Studierenden nichts, wenn die sich die Wohnungen nicht leisten können.“ Die soziale Anbindung ans restliche Bilk sah auch Frank Optenstein (CDU) aufgrund der exponierten Lage als fraglich. „Hier muss im Planungsverfahren und der Architektenausarbeitung etwas geschehen, um die Menschen in Bilk zu überzeugen, dass das hier kein Fremdkörper wird, sondern ein Wohngebiet im Stadtteil“, so Optenstein.
Im Planungsausschuss wurden von den Grünen ähnliche Hinweise gegeben. Co-Fraktionschef Frank Schulz lobte, dass Flächen nutzbar gemacht werden sollen. Aber auch er sprach den Schutz der Waldfläche an und meinte, es dürfe nicht nur hochpreisigen Wohnraum oder Boarding-Häuser geben. Sein Amtskollege von der SPD, Markus Raub, sprach von einem spannenden Projekt, das statisch und architektonisch „ein Schmankerl“ sei.