Abzocke: Altes Gesetz als neu verkauft

Wirte fielen auf falsche Mitarbeiter vom Ordnungsamt herein. 29-Jähriger angeklagt.

Düsseldorf. Jeder Wirt weiß, dass in seinem Lokal eine Version des Jugendschutzgesetzes hängen muss. Aber nicht jeder ist auf dem neusten Stand der Dinge. Diese Erkenntnis soll ein 29-jähriger Besitzer von zwei Call-Centern genutzt haben, um Gastronomen über den Leisten zu ziehen und ihnen für jeweils 99 Euro eine angeblich „neue Version des Jugendschutzgesetzes“ mit billigem Plastikrahmen verkauft zu haben. Seit Dienstag muss er sich dafür wegen Betruges vor dem Amtsgericht verantworten.

Insgesamt 144 Gastronomen in ganz Deutschland sollen angeschrieben und teilweise auch von angeblichen Mitarbeitern des Ordnungsamtes besucht worden sein. Diese sollen die Wirte darauf hingewiesen haben, dass es neue Bestimmungen im Jugendschutz geben soll und hatten — wie durch Zufall — eine Adresse dabei, wo man eine solche Schautafel sehr schnell bekommen kann. In mindestens drei Fällen sollen die 99 Euro auch gezahlt worden sein.

Der 29-Jährige wiederum behauptete am Dienstag, mit der ganzen Sache nur am Rande zu tun zu haben. Er habe zwei Call-Center in Düsseldorf und Wuppertal. Einen Teil der Räume in Wuppertal will er an einen Bekannten vermietet haben. Dem sei die Geschäftsidee mit den Jugendschutz-Tafeln gekommen. „Ich bin davon ausgegangen, dass das alles legal ist,“ beteuerte der Angeklagte am Dienstag.

Erst als die Polizei in seinen Geschäftsräumen auftauchte, habe der 29-Jährige den Verdacht bekommen, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugehe. Die Staatsanwaltschaft hat an der Version erhebliche Zweifel. Denn der Angeklagte soll die Tafeln nicht nur verschickt, sondern dem Bekannten auch sein Konto für die Geschäfte zur Verfügung gestellt haben.

Auch Amtsrichter Dirk Kruse mochte den Beteuerungen des 29-Jährigen nicht glauben. „Was soll daran 99 Euro wert sein? Die kann man sich auch einfach ausdrucken lassen“, sagte er und hielt dem Call-Center-Chef eine seiner Plastik-Tafeln entgegen. Der wusste darauf keine plausible Antwort. Diese Frage sollen nun andere Zeugen beantworten. Der Prozess wird am 8. Mai fortgesetzt.