Düsseldorf Advent und Messe: Die Diebe kommen

Der Düsseldorfer Hauptbahnhof gilt als Brennpunkt beim Taschendiebstahl. Es gibt einen Kampf von Banden aus zwei Regionen.

Zwei Fahnder demonstrieren am Donnerstag, wie die Diebe arbeiten: Ein Täter lenkt das Opfer ab, der Komplize verschwindet mit dem Gepäck.

Zwei Fahnder demonstrieren am Donnerstag, wie die Diebe arbeiten: Ein Täter lenkt das Opfer ab, der Komplize verschwindet mit dem Gepäck.

Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Am kommenden Montag startet mit der Medica eine der stärksten Düsseldorfer Messen. Ab Donnerstag zieht dann der Weihnachtsmarkt Gäste aus ganz Europa in die Innenstadt. Was das bedeutet, weiß man bei der Bundespolizei-Inspektion am Hauptbahnhof genau: „Wir werden wieder einen Boom an Taschendiebstählen erleben“, erklärt die neue Sprecherin Dajana Burmann. Aus vielen verschiedenen Ländern reisen die Banden an, um speziell im Hauptbahnhof und am Flughafen-Fernbahnhof fette Beute zu machen. Aber auch spezialisierte Zivilfahnder der Bundespolizei aus ganz NRW werden in Düsseldorf zusammengezogen.

In der gesamten Stadt sind Taschendiebstähle ein großes Problem. 8605 Fälle registrierte die Kriminalstatistik für das vergangene Jahr — ein Höchststand. Der Düsseldorfer Hauptbahnhof ist für die Bundespolizei — verantwortlich für alle Bahnhöfe in NRW — nach jenem in Köln der zweitgrößte Brennpunkt. „Die Täter haben viele Wege, um zu verschwinden“, erklärt Fahnder Jürgen Düthmann — mit Zug oder U-Bahn, draußen zudem mit der Straßenbahn. Allein im September — einem ruhigen Monat — wurden 51 Taschen- und Gepäckdiebstähle dort angezeigt. Und laut Bundespolizei kommen auf jede Anzeige wohl acht bis zehn weitere Taten. Die Dunkelziffer ist also enorm.

Oft, so erklärt Inspektionsleiter Ralf Gehling, habe die Bundespolizei zu tun mit „osteuropäischen Tätergruppen, die speziell geschult sind und gezielt nach Westeuropa geschickt werden“. Es gibt regelrechte Clanstrukturen: „Regelmäßig tauchen dieselben Familien auf.“ Bei deren Angehörigen handele es sich um „absolute Intensivtäter“, so Gehling. Und zwar von sehr jungen Mädchen bis hin zu betagten Herren. Nach der Ausbildung würden die Diebe zumeist erst nach Paris geschickt, wo viele asiatische Touristen und mit ihnen gutgläubige Opfer zu finden seien. Düsseldorf sei dann erst die zweite Station. Auch hier seien speziell zu Messen viele Asiaten unter den Opfern.

Inzwischen, so Gehling, gebe es aber auch einen immer stärker werdenden „Konkurrenzkampf“ mit nordafrikanischen Antänzern: „Sie teilen sich das Gebiet. Da gibt es richtige Grabenkämpfe.“ Oftmals arbeite man nun einfach zu verschiedenen Tageszeiten: Ab 10 Uhr bis zum späten Nachmittag die osteuropäischen Banden, in der Nacht — wenn potenzielle Opfer betrunken sind oder im Zug einschlafen — die Nordafrikaner. Unterschiedliche Probleme machen beide Gruppen den Fahndern: Während sich die Klaumädchen aus Osteuropa widerstandslos festnehmen ließen, weil sie wüssten, dass sie in der Regel rasch wieder auf freiem Fuß sind, reagierten die nordafrikanischen Männer oftmals aggressiv, verletzten auch Beamte. Nicht selten finden die bei Festgenommenen ein Medikament, das enthemmend wirkt — wohl um den Nervenkitzel der Klautour besser zu verpacken.

Immerhin: In diesem Jahr hat die Fahndungsgruppe der Bundespolizei schon 243 Diebe auf frischer Tat ertappt. Aktuell sinken die Fallzahlen.