Düsseldorf Flüchtlingsfragen erhitzen Gemüter in Lichtenbroich
420 neue Flüchtlinge und der Umgang mit Kindern aus Zuwandererfamilien waren Thema beim OB-Dialog.
Düsseldorf. Die Lichtenbroicher kennen sich seit den erste´n Plänen für die Anlage In der Nießdonk, in die am 30. November 420 Flüchtlinge ziehen werden. Anfangs waren sie entsetzt und luden ihren Ärger bei der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch ab. Der Stadtteil-Dialog mit Oberbürgermeister Thomas Geisel verlief vergleichsweise ruhig. Dennoch war auch diesmal im Gemeindesaal der serbisch-orthodoxen Kirche an der Wanheimer Straße die Atmosphäre angespannt. Geisel hörte zu und gab ganz selten einen Kommentar oder einen Rat.
Er begann den Dialog zunächst mit der frohen Botschaft, dass die Container mitsamt der Jugendfreizeiteinrichtung „Blue Rock“ am Lichtenbroicher Weg verschwinden und ein Neubau für 2018 geplant ist. Er musste sich allerdings sofort die Frage gefallen lassen, ob es den Flüchtlingen geschuldet sei, dass der dringend benötigte Bau nun startet. Die Antwort kam prompt: Die Freizeitstätte sei selbstverständlich für alle Kinder aus Lichtenbroich gedacht.
Noch hat sich die Angst vor knapp tausend Asylsuchenden in dem kleinen Stadtteil nicht gelegt. Warum denn so viele neue Flüchtlinge? Geisel versuchte, zu beschwichtigen: Die Stadt sei bemüht, sie überall zu verteilen, aber das sei nicht immer möglich.
Was ist, wenn das Provisorium In der Nießdonk eines Tages zu einer Dauereinrichtung wird und dort Neubauten errichtet werden, wollten Bürger wissen? „Wir brauchen eine Verschnaufpause“, erklärte ein Anlieger, dessen Haus nur durch einen kleinen Garten von der Flüchtlingsunterkunft getrennt sei. Geisel beruhigte: Es sei nicht daran gedacht, dort eine neue Wohnanlage zu bauen. Aber es sei generell eine wichtige Aufgabe für die Stadt, neue Wohnungen zu schaffen, nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für andere Menschen, die gern nach Düsseldorf kommen. Geisel: „Wir sind eine schnell wachsende Stadt.“ Der OB machte aber auch klar, dass es keinen Anspruch auf „werterhaltende Wohnungen“ gebe, wenn in der Nachbarschaft gebaut werde.
Erstaunen erregte die Anmerkung eines Hauseigentümers, der seit Jahrzehnten in seinem kleinen Anwesen lebt, aber noch immer keine Gasleitung besitzt, während die aktuelle Unterkunft selbstverständlich mit Strom und Gas versorgt werde. Geisel empfahl ihm, sofort seinen ehemaligen Kämmerer anzurufen, der im Vorstand der Stadtwerke sitzt. „Sagen Sie ihm einen schönen Gruß von mir. Er solle sofort handeln“, sagte Geisel.
Ein Problem für Heinz Zahlmann ist der Volkardeyer Weg. „Die Flughafengäste rasen mit Tempo 80 bis 90, vor lauter röhrenden Autos kommt man nicht über die Straße“, klagte er. Die Stadt möge doch dafür sorgen, dass Tempo 50 eingehalten wird.
Es gab aber auch positive Stimmen. Dagmar Strack, Sekretärin der Gemeinschaftsgrundschule Krahnenburgstraße, sprach von 47 Flüchtlingskindern bei 304 Schulkindern und meinte: „Wir haben sehr nette Flüchtlingsfamilien mit Schülern, die schon ausgezeichnet Deutsch sprechen. Sie kommen sich in ihren Familien wie die Könige vor.“ An ihren obersten Chef gerichtet, fügte sie hinzu, dies bringe einen großen Verwaltungsaufwand mit sich. Aber leider stelle die Stadt keine zusätzlichen Verwaltungsstunden bereit.
Sie bemängelte allerdings auch, dass man nicht mit der Schule spricht, wenn man Flüchtlingskinder von der Borbecker Straße im Norden nach Hassels im Süden ziehen lasse und Kinder aus Garath an den Nördlichen Zubringer schicke. Das gleiche einer Reise nach Jerusalem und sei bedauerlich für Kinder, die sich gerade in einem Stadtteil eingelebt hätten.