Bärbel Zech macht vegane Pelzmode

Am CPD-Wochenende sah man wieder viel echten Pelz. Dass es auch anders geht, zeigt eine Düsseldorfer Designerin. Mit Erfolg.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Vielleicht musste die Zeit kommen. Schon lange finden sich in der Kühltheke jedes größeren Supermarktes Würstchen ohne Fleisch, inzwischen kann man in jedem respektablen Café den Latte Macchiato auch gern mit Sojamilch aufschäumen lassen, große Süßigkeitenfabrikanten werben sogar offensiv im TV mit ihrem vegetarischen Weingummi.

Foto: Melanie Zanin

Aber es muss eben immer einen geben, der vorangeht. Das hat Bärbel Zech auch probiert — wollte zwischenzeitlich aber schon wieder aufgeben. Zu schwer schien der Weg für ihre neue, politisch sehr korrekte Idee. Und plötzlich findet sich die Düsseldorferin auf der Erfolgsspur wieder. Ihr Produkt: vegane Pelzmode.

Foto: Melanie Zanin

Bärbel Zech ist bereits seit 20 Jahren selbstständig als Modedesignerin, belieferte große Firmen vor allem mit Jackenkollektionen. „Ich habe Masse zum günstigen Preis gemacht.“ Davon hatte sie irgendwann aber die Nase voll. Trotzdem brauchte es nicht nur ein, sondern zwei Erweckungserlebnisse, bis sie ihr Label Unechta aus der Taufe hob. Eines dieser Erlebnisse war der Besuch einer Pelzfabrik in China. „Im Hof lagen da die ganzen Felle, noch mit Kopf und Schwanz“, erinnert sich Bärbel Zech schaudernd.

Foto: Melanie Zanin

Das zweite Erlebnis war quasi ein Ausrutscher: Ein einziges Mal hat die Designerin tatsächlich ein Mantelmuster mit Echtpelzkragen bestellt. „Das bekam ich dann — und dachte plötzlich: Was hast du denn da gemacht?“ Trotzdem wollte eine Freundin aus Frankreich das Muster unbedingt kaufen, sie fragte nach der Pelzart. Bärbel Zech wusste nicht, was ein Waschbär auf Französisch ist — also schickte sie ein Foto von einem der niedlichen Tierchen. Die Freundin verzichtete sofort und bestellte den Mantel stattdessen mit Kunstpelz.

2010 brachte die Düsseldorferin dann ihr Label an den Start. Mit hochwertigen Kunstfaser-Fellen, produziert ausschließlich in Europa. Die haben mit den starren, kratzigen Billig-Fiffis an der Durchschnittsjacke günstiger Textilketten ungefähr so viel zu tun wie das Stachelschwein mit einem Nerz. In den braun, lila oder knallpink gefärbten Flausch des Schals „Mimicree“ — sozusagen das Aushängeschild von Unechta — zu greifen, fühlt sich in der Tat an, wie ein extrem gut gepflegtes Hauskaninchen zu streicheln. Oder sogar ein bisschen besser.

Trotzdem hatte Bärbel Zech es „ganz schwer“. Zu groß waren die Vorurteile gegen Kunstpelz in der Welt der gehobenen Mode. „Ich hatte nach zwei Jahren so viel Geld versemmelt. Es war grauenvoll!“ Und dann wurde ihr Mimicree-Schal, der sich auf unzählige unterschiedliche Weisen wickeln lässt, 2012 zum German Design Award nominiert.

Da wagte Zech es noch mal, produzierte einfach 300 Schals und ging damit Klinken putzen. Und siehe da: Als die Boutiquenbesitzer das falsche Fell einmal selbst gekrault hatten, waren sie überzeugt. Derzeit wird Unechta in 125 Geschäften in Deutschland und Österreich verkauft, die Schweiz und Großbritannien werden jetzt in Angriff genommen.

„Das Interesse ist geweckt“, glaubt die 51-Jährige — und traut sich mehr: Es wird auch Unechta-Jacken geben. Mit Kunstfell, dass Persianer imitiert — jenes wertvolle Fell, das erst wenige Stunden alten Karakulschafen abgezogen wird. Aber mit der Rettung der Babyschafe dauert es noch ein wenig: Erst nächsten Winter soll Zechs Jackenkollektion in den Läden hängen.