Der Döner, der kein Fleisch braucht
Mit ihrem Imbiss „My Gemüse-Döner“ haben zwei Cousins aus Berlin einen Nerv getroffen. Nun feierten sie ihr Einjähriges.
Düsseldorf. Irgendwann waren Erkan Hallacoglu und Burak Oksasoglu nicht mehr zufrieden. Fast drei Jahre war es mittlerweile her, dass die beiden von Berlin aus ins Rheinland gezogen waren. Und ihre Dönerbude — erst in Mönchengladbach, dann in Viersen — lief auch gut. Glücklich waren sie trotzdem nicht. Als gebürtige Berliner wollten sie in eine größere Stadt. Nach Düsseldorf.
Also guckten sich Hallacoglu und Oksasoglu die Konkurrenz vor Ort mal etwas genauer an. Und stellten fest: „Hier fehlt etwas.“ Zwar gibt es dutzende Dönerbuden in Düsseldorf, aber eine, die auf vegetarische oder gar vegane Döner spezialisiert ist, suchte man vergebens. Und da selbermachen immer besser ist als meckern, gründeten sie in der Bachstraße direkt an den Arcaden in Bilk „My Gemüse-Döner“ — Düsseldorfs ersten Spezialisten für Döner ohne Fleisch.
Ein Jahr ist das nun her. Und obwohl der Laden brummt, sind die beiden auch heute noch von ihrem Erfolg überrascht. „Wir wussten, dass es einen gewissen Bedarf gibt. In Berlin funktionieren die Gemüse-Döner-Läden richtig gut“, weiß Erkan Hallacoglu, „aber dass es hier auch so gut läuft, haben wir nicht erwartet“, sagt der 33-Jährige.
Das liegt vor allem am Ort, der kaum Laufkundschaft kennt. In der Bretterbude nahe der Baustelle für die neue U-Bahn hatten sich zuvor bereits andere Imbissbuden-Betreiber versucht — und waren der Reihe nach gescheitert. „Die Currywurstbude hat zwei Wochen durchgehalten“, weiß Hallacoglu, dem deswegen klar war, „dass wir ein originelles Konzept haben müssen“.
Gewöhnlichen Döner bekommt man schließlich wie Sand am Meer. Und weil sich immer mehr Menschen vegetarisch oder gar vegan ernähren, es für diese aber kaum Fastfood gibt, spezialisierten sich die beiden Cousins.
Im Gegensatz zu anderen Buden, die zwar ebenfalls vegetarischen Döner auf der Karte haben, dort aber lediglich das Fleisch weglassen, bastelten die beiden wochenlang am richtigen Rezept. Heraus kam ein Döner, den es so sonst nirgendwo gibt. Neben dem Brot, dem Salat und den vier selbst gemachten Soßen haben sie eine Gemüsemischung zusammengestellt: Kartoffeln, Auberginen, Zucchini, Paprika und Möhren. Das kommt erst in die Fritteuse, dann mit Frischkäse und Zitronensaft ins Brot.
Die Kunden lieben es. Es gibt kaum eine Tageszeit, an denen die Biertische vor „My Gemüse-Döner“ nicht besetzt sind. Denn obwohl sie sich vor allem auf die vegetarische Kundschaft eingestellt haben, gibt es trotzdem einen Hähnchen-Spieß. So haben größere Gruppen mit und ohne Vegetariern genügend Auswahl. „Hier kommen alle hin: Fleischesser und Veganer, Alte und Junge. Vom Manager bis zum Arbeitslosen“, sagt Burak Oksasoglu. Genau das soll die Bude sein: ein Treffpunkt im Stadtteil.
Der Erfolg des Ladens liegt aber an den beiden Betreibern. Es wird viel gelacht und Blödsinn gequatscht. Jeder Kunde wird geduzt, wer zum zweiten Mal kommt, gleich mit Handschlag begrüßt. „Wir sind alles Freunde“, sagt Oksasoglu und klingt dabei, als meinte er es auch so. Türkischen Tee gibt’s gratis.
Vor allem jetzt, zum Jubiläum, war vor der Bude die Hölle los. Nach einem Beitrag auf dem bekannten Bilk-Blog im Internet kamen reihenweise Gratulanten vorbei und sangen ein Ständchen. So wie Sebastian Kadel. Der 29-Jährige arbeitet in den Arcaden und kommt jeden Tag: „Ich mag das hier. Die Leute sind nett, das Essen ist super frisch.“
Darauf legen Hallacoglu und Oksasoglu Wert. „Wir nehmen nur frische Zutaten.“ Morgens stehen sie zwei Stunden vor Eröffnung in der Bude und schnibbeln Gemüse. Hallacoglu: „Was abends übrig bleibt, schmeißen wir weg. Aber eigentlich bleibt nie etwas übrig. Meistens sind wir komplett leergegessen.“