Kö-Bogen: Eine Kaffee-Karriere ohne Melitta-Mann

Am Kö-Bogen findet ein Berufsweg seine Vollendung, die einst mit rüden Worten bei Melitta begann — die von Poccino-Gründer Bruno Albrecht.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Diese Karriere begann in den 70er-Jahren mit Worten, die sich heute jenseits jeder politischen Korrektheit befinden. Sie fielen in einem Gespräch von Bruno Albrecht, der mit seiner Innovationsfirma Vorschläge für neue Geschäftsgebiete der bekannten Kaffeemarke Melitta ausgearbeitet hatte. Horst Bentz, Sohn von Firmengründerin Melitta Bentz, hatte damals das Sagen.

Und das fiel drastisch aus: 26 Vorschläge servierte Albrecht, darunter die Idee, Espresso-Getränke und -Zubehör in großem Stil auf dem deutschen Markt zu etablieren. „Der Inhaber fand meine viereinhalbstündige Präsentation zwar toll, aber er meinte: Espresso bei Melitta ginge gar nicht. Er sagte: ,Dieser Kanakenkaffee kommt nicht in die Tüte.’“

Doch Bruno Albrecht war überzeugt von der Idee. Die Espresso-Kultur hatte er während seines Studiums in Rom (Thema: „Organisationsstruktur der katholischen Kirchenregierung“) kennen und lieben gelernt. Sie würde auch in Deutschland Anhänger finden, da war er sicher. Und er suchte weiter nach Partnern: „Jacobs hat es nicht gemacht, weil sie keine Maschinen im Angebot hatten. Krups nicht, weil sie keinen Kaffee hatten. Da musste ich es selbst machen.“

Es folgte der erste Aufstieg: Mit im damals kommunistischen Ungarn produzierten Maschinen und einer Kaffeemischung, die in Zusammenarbeit mit Emilio Lavazza entstand, hatte die Marke Poccino in Deutschland Erfolg: „In den ersten neun Monaten haben wir 36 000 Maschinen verkauft“, erinnert sich Albrecht.

So gut ging es nicht weiter: Es folgten Rückschläge, auf der Poccino-Homepage ist von „ungerechtfertigten, ja kriminellen Attacken auf die Marke“ die Rede. So habe der NDR über eine in der Schweiz explodierte Maschine berichtet, die in Wahrheit keine von Poccino gewesen sei.

Albrecht wiederum verlegte in der Folge seinen Schwerpunkt auf Lifestyle rund um die Espresso-Kultur. Zu seinem Betrieb gehören heute die Espresso-Bar an der Duisburger Straße, die Trattoria in den Schadow-Arkaden — und jetzt neu: eine Espresso-Bar im Haus Hofgarten des Kö-Bogens sowie direkt gegenüber das Palio Poccino. Das erstreckt sich über 500 Quadratmeter und drei Ebenen — inklusive beheiztem Speiseaufzug.

Für Albrecht der Clou: Es gibt auch eine eigene Pasticceria (italienische Konditorei). „Wir stellen unsere Süßwaren vor Ort her. Damit bieten wir am Kö-Bogen alle Bereiche italienischer Kaffeekultur an. Das hat so sonst keiner.“ Und ein wenig kann man ihm die Genugtuung darüber auch anhören . . .