Beethovens Neunte trifft Herz und Empfinden der Japaner
Eindrucksvolles Konzert und würdevolle Gedenkstunde am Wochenende.
Düsseldorf. Um eine Schweigeminute unmittelbar nach Ende der Aufführung von Ludwig van Beethovens Neunter Symphonie bat Oberbürgermeister Dirk Elbers beim Solidaritätskonzert für Japan in der Tonhalle. Nach geistlichen Werken, vor allem in einer Kirche, ist daran nichts Ungewöhnliches. Aber im Anschluss an die „Ode an die Freude“ mit ihrem mitreißenden und zum Jubeln reizenden Schwung wirkt die Totenstille wie etwas Ungeheuerliches. Sie gemahnte an das Hereinbrechen der Katastrophe.
Die Düsseldorfer Symphoniker und der Chor des Städtischen Musikvereins sowie das WDR- Sinfonieorchester und der Kölner Rundfunkchor gaben das Konzert unter Leitung des aus Japan angereisten Dirigenten Yutaka Sado. Mit dem Werk ist Sado vertraut, denn seit 20 Jahren dirigiert er es alljährlich in Osaka.
Die Aufführungen sind dort eine Art religiöses Volksfest, bei dem rund 1000 Menschen mitsingen. In der Tonhalle fand der Dirigent zu einer sehr persönlichen, ausgesprochen rasanten Deutung mit starken Akzenten an unvermuteten Stellen. Oft wurde das Tempo angezogen, um plötzlich blockartig wieder gedehnt zu werden.
Es ist kein Zufall, dass dieses Werk nun in der Landeshauptstadt, wo die zweitgrößte japanische Gemeinde Europas lebt, erklang. Denn es bedeutet den Japanern sehr viel. Es stehe für Gefühle, sagte der japanische Generalkonsul Kiyoshi Koinuma in seinem Grußwort. Die Musik symbolisiere Mut, Zuversicht und Kraft. „Das haben wir nötig für den Wiederaufbau.“ Man sei tief berührt und überwältigt von der großen Anteilnahme. „Die Solidarität macht uns bewusst, dass wir trotz der schwierigen Situation nicht alleine sind.“ OB Dirk Elbers betonte, dass die Japanische Gemeinde die weltoffene Atmosphäre der Stadt präge. „Fassungslos und voller Entsetzen stehen wir vor den Bildern, die uns aus Japan erreichen.“
Zum brausenden Schlussapplaus in der mit 1700 Besuchern voll besetzten Tonhalle, Beifall, der nach der Schweigeminute einsetzte, gab es eine herzliche Umarmung zwischen dem Düsseldorfer und dem Kölner Konzertmeister, eine herzliche Symbolgeste für die gemeinsame Solidarität und Freude am gelungenen Miteinander.
Mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, OB Dirk Elbers und dem japanischen Generalkonsul Kiyoshi Koinuma versammelten sich am Sonntagnachmittag gut 400 Düsseldorfer Bürger und Mitglieder der Japanischen Gemeinde im Nordpark zu einer Gedenkstunde auf der Engländerwiese. In der würdevollen wie einfühlsamen Gedenkstunde sprach Kraft den Japanern Teilnahme und Verbundenheit aus, betonte jedoch auch den Respekt vor den Helfern. Und: „Wenn es ein Land gibt, das mit diesen Herausforderungen fertig werden kann, dann ist es Japan.“ Zwei japanische Priester vollzogen am Altar eine buddhistische Zeremonie, ein katholischer wie ein protestantischer Geistlicher sprachen Fürbitten.