Berufstätige zuerst: Kampf um OGS-Plätze hat begonnen

An den Grundschulen fehlen Plätze am Nachmittag, die Leitungen müssen Auswahlkriterien festlegen. Es ist nicht auszuschließen, dass einzelne Schulen vorübergehend Container aufstellen müssen.

Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwaltungsamtes.

Foto: Stadt Düsseldorf

Düsseldorf. Seit Jahren wächst die Zahl der Grundschulkinder in Düsseldorf. Etliche Schulen platzen räumlich allmählich aus allen Nähten. Erschwerend hinzu kommt, dass immer mehr Kinder in den offenen Ganztag (OGS) streben. Schon zu Beginn des laufenden Schuljahres fehlten Plätze, im Sommer wird sich der Mangel weiter verschärfen.

Händeringend suchen Stadt und Schulen deshalb nach OGS-Räumen. Wenn alles nichts hilft, werden sogar Eltern um Verzicht gebeten. An der Paulusschule in Düsseltal zum Beispiel, wo ab August voraussichtlich 30 OGS-Plätze fehlen, bittet Schulleiterin Monika Maraun namentlich die Eltern der künftigen Viertklässler, „über einen Verbleib in der OGS nachzudenken“. Zugleich fordert man hier wie an vielen anderen Grundschulen aktuelle Arbeitsbescheinigungen beider Elternteile — mit Arbeitszeiten. „Wir haben einen klaren Kriterienkatalog für die Vergabe der OGS-Plätze. Oben stehen da neben den Berufstätigen natürlich Alleinerziehende oder Schwerbehinderte“, sagt Britta Kuhlen, Leiterin der Matthias-Claudius-Schule in Pempelfort. Sie hat zwei neue OGS-Gruppen bei der Stadt beantragt, wenn die genehmigt werden, gibt es genug Plätze. Sonst nicht.

Steigender Bedarf und steigende Kinderzahl stellen die Stadt vor Probleme. Nach jahrelanger Ausweitung der Plätze hatte sie 2013 beschlossen, den Ausbau zu stoppen, er kostet schließlich viel Geld. Doch schon zum nächsten Schuljahr schlugen viele Grundschulen Alarm, im Frühjahr 2014 wurde eilends ein Notprogramm aufgelegt und 20 zusätzliche Gruppen geschaffen.

Ähnliches könnte sich in den kommenden Wochen wiederholen. Laut Schulamtsleiterin Dagmar Wandt werden gerade die Rückmeldungen der Schulen ausgewertet: „Wenn sich große Lücken auftun, setzen wir uns eventuell mit den Schulen zusammen und schauen, ob wir etwas draufsatteln können.“

Darauf wartet zum Beispiel die Montessori-Grundschule auf der Emil-Barth-Straße, die Schule hat eine neue Gruppe beantragt. „Ansonsten müssen wir losen“, sagt Rektorin Gabriele Meyer-Allenstein. Düsseldorf tue schon sehr viel, aber die Nachfrage steige eben, schon jetzt gibt es eine Warteliste. Von 90 Kindern, die im Sommer in die erste Klasse starten, hätten nur fünf oder sechs keinen Platz in der OGS oder Übermittagsbetreuung bis 14 Uhr beantragt, sagt die Schulleiterin.

Dabei ist laut Dagmar Wandt die OGS-Versorgung nicht die einzige große Herausforderung für die Grundschulen. Denn die Zahl der Kinder steigt dort generell. Somit ist nach aktuellem Stand auch die Frage noch nicht beantwortet, wie alle rund 20 000 Kinder untergebracht werden können.

Details kann Wandt noch nicht nennen, die Abstimmungen liefen derzeit. Mutmaßlich ist aber nicht auszuschließen, dass an einzelnene Grundschulen bis dahin Container aufgestellt werden müssen.