Genuss aus Düsseldorf Benrather Bierbörse kommt ohne Alt aus

Düsseldorf · Tausende Besucher schlenderten am Wochenende über die Fußgängerzone und probierten neue Biersorten aus.

Zur Bierbörse in Benrath war die Fußgängerzone zum Teil rappelvoll, darunter viele Fortuna-Fans.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die anfängliche Skepsis von Roger Sieger ist schnell der Freude gewichen. „Als ich das erste Mal in Benrath war, habe ich nur gedacht: Ob das der richtige Ort für eine Bierbörse ist?“, sagt Sieger. „Aber die Leute sind super. Sie sind aufgeschlossen, experimentierfreudig und sie interessieren sich für das Getränk. Bei anderen Bierbörsen habe ich es vermisst, dass die Besucher nachgefragt haben, was sie da überhaupt trinken. In Benrath wollen die Leute auch Infos.“

Sieger war mit seinem Brauprodukt „Butcher 13“ das erste Mal auf der Benrather Bierbörse, obwohl die bereits ihre 30. Auflage erlebte und damit nach der Opladener Bierbörse wohl bundesweit die zweitälteste Veranstaltung dieser Art ist. Bei Siegers „Gerstenkaltschale“ ist es aber verständlich, dass sie nicht zu den Gründungsmitgliedern zählt. „2016 habe ich die Craftbeer-Brauerei in Hennef gegründet. Seit 2022 bin ich auf Bierbörsen vertreten. 2023 erstmals auch in Benrath“, so Sieger. Mitgebracht hatte er „Butchers Original“, ein mild gehopftes, helles, obergäriges Bier mit 4,9 Prozent Alkohol. „Wir brauen nicht, um ein außerordentlich extravagantes Bier zu machen“, macht der ehemalige Basketball-Profi klar. „Es muss süffig sein und einfach gut schmecken.“ Das tut es offensichtlich, denn auch einige der ungezählten Fortuna-Fans, die vor der Fahrt zur Saisoneröffnungspartie der zweiten Fußball-Bundesliga ihres Lieblingsvereins gegen Hertha BSC Berlin in der Arena über die Benrather Haupt- und Heubesstraße bummelten, ließen sich das Butcher schmecken.

Bei der Benrather Börse
gibt es auch Biere aus Übersee

Der Blick von Marek Owsianka richtet sich nicht so sehr auf die Neuheiten, die alljährlich auf der Bierbörse angeboten werden, sondern zunächst auf Erzeugnisse, die er aus Polen kennt. „Wir fangen immer am Stand von Zywiec und Tyskie an“, verrät Owsianka. „Für mich ist das auch immer eine Reise in die eigene Vergangenheit. In Zywiec habe ich als 15-Jähriger mein erstes Ranglisten-Tennisturnier bestritten und bin bis ins Halbfinale gekommen.“ Owsianka wurde polnischer Meister, Nationalspieler und spielte in der zweiten Tennis-Bundesliga auch für den Rochusclub. Seit 1987 ist er in Benrath und war als Besucher schon bei der ersten Bierbörse dabei, als die noch die gesamte Hauptstraße in Beschlag genommen hatte. „Was ich da gelernt habe, ist, dass man nicht zu viel herumprobieren, sondern gezielt vorgehen sollte“, meint Owsianka augenzwinkernd. Christian Wolff und Kai Brattke sind, anders als Owsianka, zum ersten Mal beim Festival der gehopften Gerstenbrauprodukte im Düsseldorfer Süden dabei. Erstaunlich, wohnen sie doch in Wersten. „Eigentlich sind wir keine Biertrinker“, gesteht Wolff. „Aber wir waren mal neugierig auf die Bierwelt.“ Sie hatten sich für den Stand der Brauerei Grimbergen aus Belgien entschieden. „Alleine diese eine Brauerei hat ja schon eine große Geschmacksvielfalt“, stellte Brattke nach dem dritten unterschiedlichen Grimbergen fest. „Bier ist eine süffige Abwechslung, für uns eine neue interessante Welt.“ Und Welt ist genau das richtige Stichwort, findet man in Benrath doch Biere nicht nur aus Deutschland und Europa, sondern auch aus Übersee-Ländern. So konnte man neben Hopfengetränken aus dem klassischen Brauer-Land Tschechien sowie aus Portgal, Spanien, Polen, England und Irland auch welche aus Brasilien verkosten. Ein Lieblingsbier des Benrather Publikums war nicht festzustellen. Altbier war es aber mit Sicherheit nicht. „Es macht doch überhaupt keinen Sinn, auf einer Bierbörse in Düsseldorf die Biersorte zu trinken, die jederzeit und überall verfügbar ist“, verdeutlicht Boris Verbeek. „Ich bin jedenfalls hier, um mal was anderes zu schmecken.“