Düsseldorf Brauchtum: Der Nikolaus ist international beliebt
Die Kinder, die in der Unterkunft an der Blanckertzstraße leben, bekamen am Freitag Besuch vom Nikolaus. Natürlich mit weißem Bart und reichlich Schokolade.
Düsseldorf. Ein Mann mit dickem Bauch in rotem Anzug mit weißem Rauschebart, umringt von Kindern. Große Augen, die erwartungsvoll auf den mit Schoko—Nikoläusen gefüllten Sack gucken. Diese Szene bietet sich rund um den Nikolaus-Tag an vielen Schulen, Weihnachtsmärkten und anderen Orten in der Stadt. Nun bekam auch die Flüchtlingsunterkunft an der Blanckertzstraße Besuch vom Nikolaus.
Seit Mitte November leben hier etwa 150 Menschen in der Modulbauanlage, die von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betreut wird. Die meisten kommen aus Syrien, dem Irak und Albanien. Darunter sind auch viele Familien mit Kindern. Der Besuch des Nikolaus in der Unterkunft passierte auf Anregung der Ampel-Koalition im Integrationsrat. Nachdem es dort noch zu politische Zankereien wegen der Aktion gekommen war, wurden die Schoko-Nikoläuse nun aus Spenden finanziert.
Mit dem Nikolaus-Brauch sind viele in der Unterkunft eigentlich nicht vertraut. Trotzdem konnte man am Freitagnachmittag in viele schokoladenverschmierte Gesichter blicken. „Die Kinder haben schon ein genaues Gespür dafür, was sich da hinter der Silberfolie verbirgt“, sagt Gudrun Siebel von der Awo schmunzelnd. Und Schokolade mögen nun mal alle. In den Sprachkursen sei Kulturelles aber durchaus oft ein Thema und Bräuche, wie Weihnachten und eben das Nikolaus-Fest würden mit den Neuankömmlingen besprochen und erklärt, was es damit auf sich hat, sagt die Awo-Mitarbeiterin. Viel Hintergrundwissen sei für solche Aktionen aber gar nicht unbedingt notwendig.
Auch ihr Kollege Khalid Kassab findet, dass die Aktion ein voller Erfolg war. „Die Kinder sind richtig begeistert und glücklich“, sagt er. Der Alltag in der Flüchtlingsunterkunft könne für viele auf Dauer sehr grau und eintönig werden. Da seien solche Aktionen eine tolle Abwechslung, gerade für die Kinder. Und die umringen den rot gekleideten Mann mit weißem Bart, umarmen ihn dankbar und wollen ein Foto mit ihm machen.
Norbert Weinhold steckt hinter dem Rauschebart. Der 51-Jährige gibt schon seit etwa drei Jahren bei verschiedensten Gelegenheiten den Nikolaus. Der Termin an der Blanckertzstraße lag ihm aber besonders am Herzen. „Ich erinnere mich selbst noch genau daran, wie ich als Kind zum ersten Mal den Nikolaus gesehen habe“, sagt er. Er freue sich, dass er dieses Bild nun auch den Kindern hier in der Flüchtlingsunterkunft mitgeben konnte. Der Nikolaus sei ohnehin international und nicht in einem christlich-religiösen Zusammenhang zu sehen. „Es geht hier im Prinzip nicht direkt um christliche Rituale, sondern um eine Art Geschenkkultur“, so der 51-Jährige. Gerade die Familien, die hier unterkommen, haben viel Schlimmes erlebt. Als Nikolaus freue sich Weinhold, dass er ihnen eine Freude machen und zeigen könne, dass es trotz allem auch noch etwas Gutes auf der Welt gebe.