Nahverkehr Chancen auf neue Bahnstrecke für Düsseldorf steigen
Düsseldorf · Bisher gab es nur den Willen, wieder Züge von Derendorf und Rath nach Ratingen und Duisburg-Wedau fahren zu lassen. Nun gibt es auch belastbare Argumente. Der Stand der Diskussion im Überblick.
Was hat sich beim Thema Ratinger Weststrecke getan? Die Städte Düsseldorf, Duisburg und Ratingen sowie der Kreis Mettmann hatten eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Der Gutachter hat seine Ergebnisse nun beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) vorgestellt. Danach lohnt es sich, „die erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen zur Reaktivierung der Strecke umzusetzen“. Auch Personennahverkehr auf dieser Strecke sei „volkswirtschaftlich sinnvoll“. Außerdem sei das Projekt ein mach- und finanzierbares Vorhaben, um weitere Verkehre von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
Was bedeutet dieses Gutachten? Entscheidend ist der Kosten-Nutzen-Indikator. Nach dem ÖPNV-Gesetz NRW erhalten nur solche Projekte Fördermittel, die einen positiven Indikator aufweisen. Alle vier Szenarien, die der Gutachter für die Reaktivierung der Ratinger Weststrecke durchgespielt hat, erreichten den erforderlichen Wert über 1,0.
Wo verläuft die Ratinger Weststrecke? Der Name Weststrecke ist leicht verwirrend, weil die Strecke aus Düsseldorfer Sicht östlich verläuft. Es geht um eine Strecke zwischen dem hiesigen und dem Duisburger Hauptbahnhof beziehungsweise zwischen Düsseldorf-Rath und Duisburg-Wedau. Die heutige Bahn-Verbindung zwischen beiden Städten führt an Unterrath und dem Flughafen vorbei. Die neue liegt eben östlich dieser Achse. Sie nimmt zunächst die Gleise, auf den die Linie S6 nach Essen verkehrt. Nach den Stationen Derendorf und Rath würden die Züge nach Norden abbiegen und über drei Ratinger und zwei Duisburger Haltestellen zum dortigen Hauptbahnhof fahren – so wie bis 1982.
Wie wird das Thema politisch bewertet? Ein Gegner der Idee wird noch gesucht. Die Wirtschaft hat sich zum Teil als die treibendste Kraft des Projekts erwiesen. Und so einig wie die Kommunen zeigen sich auch die Politiker. In Düsseldorf hatten vor allem die Grünen die Reaktivierung der Weststrecke gefordert. Nach der Präsentation des Gutachtens war nun die CDU der am deutlichsten zu vernehmende Befürworter: „Die neue Westbahnhof würde rund zwei Millionen Personen in ihrem Bediengebiet erreichen. Vor allem die Menschen in Ratingen hätten eine echten Anreiz, vom Auto auf den Zug umzusteigen“, sagte Andreas Hartnigk, CDU-Ratsherr und stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsausschusses. „Der Düsseldorfer Norden würde entlastet, wenn der tägliche Pendlerstrom beim motorisierten Individualverkehr erheblich verringert werden könnte.“
Welche Interessen haben die anderen Kommunen? Ratingen ist eine Einpendlerstadt. Es fahren (noch) mehr Menschen zum Arbeiten dorthin, als beruflich in die Gegenrichtung unterwegs sind. Außerdem hoffen die Nachbarn, dass von der neuen Bahn die ohnehin gut laufenden Gewerbegebiete profitieren. Die Duisburger wollen vor allem das Viertel „6-Seen-Wedau“ besser anbinden, dort sollen 3000 Wohnungen entstehen und rund 7000 Menschen leben.
Wie geht es mit der Idee nun weiter? Bis zu einer Umsetzung ist es noch ein weiter Weg. Nun steht erst einmal wieder Kleinarbeit an. Die Ergebnisse des Gutachtens werden im Detail ausgewertet, dann stimmen die Beteiligten ab, was die nächsten Schritte sein sollen.