Der Acker für Stadtmenschen: Gemüsegärten zum Mieten
Anbau: Wer möchte, kann auch ohne eigenen Garten Gemüse anpflanzen. In Hamm können ab sofort Äcker gemietet werden.
Düsseldorf. Noch ist der Acker am Rheinufer unbestellt, aber die zwanzigköpfige Gruppe von angehenden Hobbygärtnern freut sich schon jetzt auf die Ernte. "Unsere Kinder sollen sehen, dass das Essen nicht eingeschweißt in Plastiktüten zu uns kommt", sagt Mirjam Fischer. "Außerdem können wir mit der ganzen Familie etwas an der frischen Luft unternehmen."
So denken viele, die sich an diesem kalten Abend in Hamm getroffen haben. Das Besondere an der Gruppe ist: Alle leben in der Großstadt - und haben keinen eigenen Garten.
So ging es auch Wanda Ganders (29) und Natalie Kirchbaumer (28) aus Bonn, als sie auf ihre grüne Geschäftsidee kamen. "Als Stadtmenschen wollten wir irgendwann auch einmal unseren eigenen Garten haben", sagt Ganders. Die beiden jungen Frauen ahnten, dass sie wohl nicht die einzigen Städter sind, die Lust auf frisches, selbstangebautes Bio-Gemüse haben. Also fragten sie bei Bauern in der Umgebung nach, ob die ihnen nicht ein Stück ihrer Ackerfläche vermieten würden. Die vermieten die beiden Geschäftsfrauen dann an Hobbygärtner, Saat und Gerätschaften werden gestellt.
Bei ihrem Bauern in Hamm rannten sie zunächst jedoch keine offenen Türen ein. "Er war am Anfang mehr als skeptisch. Bis wir dann persönlich bei ihm vorbei gefahren sind, um ihn zu überzeugen. Inzwischen findet er die Idee auch richtig gut", sagt Wanda Ganders. Auf diese Weise entstehen gerade in insgesamt sechs Städten die neuen Gemüsegärten.
José Nieto hat nur auf so eine Möglichkeit gewartet. Ein Schrebergarten kam für ihn nie in Frage. "Die sind zwar quadratisch, praktisch, gut", findet er. "Aber es gibt da viel zu viele Gesetze und Vorschriften darüber, wie man etwas machen muss." Auch Angelika Hermes zieht die eigene Scholle dem Vereinsgärtnertum vor. "Hier ist man einfach viel ungebundener," findet sie. Bei aller Liebe zum Bio-Gedanken, auch Gärtnern will gelernt sein. Damit es mit dem eigenen Anbau klappt, wird die Erstaussaat vom Bauern gemacht.
Einmal in der Woche gibt der Gartenprofi vor Ort Tipps. Weitere Hinweise bekommen die Gärtner über das Internetforum. Dort werden zum Beispiel Fotos von Jungpflanzen und Unkraut nebeneinander gestellt. Damit die Städter nicht aus Versehen die falsche Pflanze großziehen.