Scientology will große NRW-Zentrale aufbauen

Organisation: Experten sehen Scientology im Abwind, aber eine Sprecherin kündigt massive Expansion in Düsseldorf an.

Düsseldorf. Der Scientology bläst zurzeit in Deutschland ein rauer Wind ins Gesicht, nicht nur wegen kritischer Filme wie Mittwochabend in der ARD. Dennoch ist die Organisation in Düsseldorf nach eigenem Bekunden auf Expansionskurs und kündigt an, in den kommenden Jahren in der Stadt eine große Niederlassung für Nordrhein-Westfalen aufzubauen.

Das bestätigte gestern auf WZ-Nachfrage Sprecherin Claudia Uhl: "Es soll ein repräsentatives Gebäude sein, ähnlich der Berliner Deutschlandzentrale." Das Gebäude mit 4000 Quadratmetern Fläche wurde unter den kritischen Augen der Öffentlichkeit im Jahre 2007 bezogen. Die Finanzierung für Düsseldorf solle über Spenden von Mitgliedern und Sympathisanten laufen. Konkrete Planungen gebe es aber noch nicht.

Zur Mitgliederentwicklung hat Uhl nur landesweite Zahlen, da von Düsseldorf aus mit der Niederlassung in Flingern und dem so genannten Celebrity Center in Heerdt ganz NRW betreut wird. Es gebe etwa 100 mehr oder weniger aktive Mitglieder und 500 bis 600 Beitragszahler. Die Zahl der Aktiven habe 2008 noch bei 60 bis 70 gelegen.

Spricht man mit dem Sektenbeauftragten der Evangelischen Kirche im Rheinland, hört sich das allerdings anders an. Andrew Schäfer glaubt, dass Scientology es immer schwerer habe, seitdem der Verfassungsschutz vor 13 Jahren begonnen habe, sie zu beobachten. Bundesweit sei die Zahl der Mitglieder von circa 6000 auf 5000 gesunken. Trotzdem warnt er vor den Praktiken der Organisation, die zum Beispiel regelmäßig in der Innenstadt mit einem "Anti-Stress-Test" und Büchern des Gründers Ron Hubbard um Mitglieder wirbt.

"Die Methoden sind hochmanipulativ. Menschen werden dazu gebracht, persönliche Details preiszugeben, etwa über sexuelle Vorlieben, und somit erpressbar gemacht." Das Ergebnis sei immer: Man habe tolle Fähigkeiten, aber auch Probleme - die man mit Scientology-Kursen lösen könne.

Die frühere Vorsteherin des Bezirks 2 (Flingern/Düsseltal), Gudrun Großer-Göbel, beobachtet Scientology seit dem Umzug in die Hermannstraße genau. Der Organisation nahe stehende Menschen hätten in der Gegend mehrere Häuser gekauft und teilweise versucht, Mieter zu verdrängen, berichtet sie.

Auch Andrew Schäfer hat davon gehört, beweisen lasse sich das aber nicht. Es hätten allerdings auch anderswo Personen aus der Immobilienbranche relativ häufig eine Nähe zu Scientology gezeigt. In Düsseldorf gilt das etwa für die Unternehmer Klaus Kempe oder Adelheid Rech-Gesche, die das Celebrity Center in Heerdt leitet.