Herr Rolshoven, Sie sind mit 3200 Mitgliedern ein riesiger Verein. Wie bewältigen Sie die Krise?
Brauchtum Die Jonges halten in der Krise fest zusammen
Düsseldorf · Interview Baas Wolfgang Rolshoven kümmert sich persönlich um die älteren Heimatfreunde. Manche Tischgemeinschaften veranstalten ihre Heimatabend inzwischen als Videokonferenz. Die Benefiz-Gala in der Tonhalle wird um ein Jahr verschoben.
Entspannt und braun gebrannt sitzt Wolfgang Rolshoven im Büro der Jonges an der Mertensgasse. Dabei hat der Baas in diesen Tagen jede Menge zu tun. Denn die Corona-Krise hat auch den Heimatverein voll erwischt. Die Jonges haben inzwischen jede Menge Ideen entwickelt, wie das Vereinsleben auch ohne Heimatabende gestaltet werden kann. Dabei stehen vor allem die älteren Mitglieder im Fokus.
Wolfgang Rolshoven: Das hat uns natürlich hart getroffen. Wir mussten unsere wöchentlichen Heimatabende absagen, auch für Mai und Juni. Der Verlust der sozialen Kontakte ist sehr schlimm für viele Jonges. Normalerweise kommen zu den Heimatabenden ja immer rund 500 Mitglieder.
Was tun sie dagegen?
Rolshoven: Von unseren 3200 Mitgliedern sind etwa 1000 im Alter von 70 bis 102 Jahren. Um die kümmern wird uns besonders. Wir nehmen mit allen Kontakt auf und erkundigen uns, wie es ihnen geht. Außerdem gibt es Jonges, die mit ihrem Auto zur Verfügung stehen, um Einkäufe zu erledigen. Ich alleine habe rund 500 Jonges angerufen. Die haben sich durchweg sehr gefreut. Wir hatten auch zwei Infizierte, die sind aber zum Glück beide wieder gesund. Viel läuft inzwischen auch bei uns digital.
Wie funktioniert das? Haben denn auch die älteren Mitglieder Internet?
Rolshoven: Nur rund 400 Jonges haben keine E-Mail-Adresse. In den Fällen kümmern sich die Tischgemeinschaften um die Mitglieder. Die haben inzwischen auch ein digitales Vereinsleben entwickelt.
Wie sieht das aus?
Rolshoven: Wir haben zum Beispiel eine Tischgemeinschaft, die sich normalerweise immer dienstags im Uerige trifft. Die macht ihren Stammtisch jetzt als Video-Konferenz von zu Hause, immer zur gewohnten Zeit. Am Dienstagabend bin ich auch zum ersten Mal zugeschaltet. Auch unsere Vorstandssitzungen machen wir inzwischen als Videokonferenz. Bei anderen Dingen wird das schwieriger .
Zum Beispiel?
Rolshoven: Wir mussten unsere Mitgliederversammlung verschieben. Es gab dann Überlegungen, auch die als Videokonferenz stattfinden zu lassen. Das wäre natürlich technisch sehr aufwändig. Und was passiert mit den 400 Mitgliedern, die keinen Internetzugang haben? Wir planen aber ein anderes digitales Projekt. Im Juni wollen sich bei uns die vier Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt beim Heimatabend präsentieren. Das möchten wir gern live auf unserer Facebook-Seite stattfinden lassen.
Sie haben aber noch weitere Projekte...
Rolshoven: Ja, ein Mitglied hat damit begonnen, Schutzmasken herzustellen. Zehn Stück kosten 39,90 Euro, fünf Stück 24,95 Euro. Zwei beziehungsweise ein Euro gehen jeweils an die Armenküche der Firminusklause. Außerdem unterstützen wir eine Aktion des Andreas-Quartiers für Künstler, die zurzeit überhaupt keine Einnahmen haben. Die treten vor dem Mutter-Ey-Café digital auf und bekommen dafür auch Gage. Ich finde, das ist eine sehr schöne Idee.
Was wird aus der Gala am 29. Mai in der Tonhalle?
Rolshoven: Das ist das Schlimmste für mich. Die Gala in der Tonhalle müssen wir um ein Jahr verschieben. Dabei hatten wir schon 1000 Karten verkauft und rund 50 000 Euro Spenden gesammelt. Die Veranstaltung für die Werkstatt Lebenshunger wird nun im Mai 2021 stattfinden. Den genauen Termin habe ich von der Tonhalle noch nicht .
Was haben Sie persönlich aus der Corona-Krise gelernt?
Rolshoven: Ich glaube, es wird Veränderungen in unserer Gesellschaft geben. Die Privatheit wird wieder mehr Gültigkeit haben. Viele Menschen haben in den vergangenen Wochen erlebt, wie wertvoll es ist, Zeit mit der Familie zu verbringen. Manche haben wieder angefangen, Hausmusik zu machen. Oder haben wieder mal die Zeit gefunden, ein Buch zu lesen. Das kann auch positiv sein.