Diskriminierung in Diskotheken?

Ein Tourist im Rollstuhl beschwert sich über verwehrten Einlass in zahlreichen Alststadt-Läden.

Düsseldorf. Der Mythos „der längsten Theke der Welt“ zieht besonders an Wochenenden viele Touristen in die Altstadt. Vor allem die Bolkerstraße mit vielen Kneipen, Clubs und Diskotheken ist ein beliebtes Ziel. Auch André Pöstges und Ulf Kessler aus Krefeld waren schon häufiger in Düsseldorf und wollten nun ihrem Freund Mirco Putze aus Koblenz zum Feiern mal eine neue, größere Stadt zeigen.

Früher waren die drei jungen Männer schon häufiger in Krefeld oder Köln feiern. Dass Mirco Putze querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt, war nie ein Problem. Daher ahnten sie auch nicht, was für ein nervenaufreibender Abend ihnen bevorstehen würde — wo sie doch nur einen netten Abend in einem Club haben wollten. Wie sonst auch stellten sie sich vor einer Disko an und warteten auf den Einlass.

Doch als sie beim Türsteher ankamen, eröffnete dieser ihnen, dass der Laden voll sei und er niemanden mehr hereinlassen könne. Andere Gäste hingegen wurden durchgewunken. „Es kann ja mal passieren, dass man abgewiesen wird. Daher haben wir uns nicht groß gewundert und sind wir einfach weitergegangen“, erzählt Pöstges.

Am nächsten Club wiederholte sich die Geschichte. Dieses Mal entgegnete ihnen der Türsteher, dass es sich an diesem Abend um eine geschlossene Gesellschaft handele. Ausgezeichnet war dies nicht. Auch die hineingehenden Gäste schienen nichts vorzuweisen, was darauf hätte schließen können. Auf WZ-Anfrage äußerte sich der Betreiber: „Solche Erklärungen werden häufig genutzt, um nicht mit Gästen diskutieren zu müssen. Wenn es zu voll ist, ein Gast zu alkoholisiert oder nicht passend gekleidet ist, verweigern wir den Einlass.“ Diskriminierungsvorwürfe wies er mit dem Hinweis zurück, einige seiner Stammgäste seien Rollstuhlfahrer und auch an jenem Abend anwesend gewesen.

Die nächste Disko war dem Trio von Passanten als komplett barrierefrei empfohlen worden. Aber auch dort verweigerte man ihnen den Zutritt. Man könne den Rollstuhl aus versicherungstechnischen Gründen nicht hereinlassen.

Was mit ausgelassener Stimmung nach einem freudigen Wiedersehen begonnen hatte, drohte entmutigt in einem Desaster zu enden. Vier weitere Male und insgesamt eine Stunde stellten sie sich dem gleichen Prozedere. Erst anstellen, um dann weggeschickt zu werden. Einfach den Heimweg anzutreten, war ihnen häufiger in den Sinn gekommen. Auf Nachfrage der WZ wollten sich die Betreiber der Geschäfte nicht äußern.

André Pöstges und Ulf Kessler hatten das Gefühl, dass sie ohne Rollstuhlfahrer Mirco Putze eine Chance gehabt hätten, in die Diskotheken zu kommen. „Das kam für uns aber überhaupt nicht in Frage. Es kann doch kein Problem sein, mit einem Rollstuhl ganz normal feiern zu gehen“, sagt Ulf Kessler entschlossen.

Dann kam die Wende. Der Türsteher des Papagayo begrüßte sie nicht mit ablehnender Skepsis, sondern gewährte ihnen Einlass und half sogar ganz selbstverständlich, den Rollstuhl über die Treppen in den von ihnen gewünschten Bereich zu tragen. Somit fand der Abend für die drei jungen Männer doch noch ein versöhnliches Ende.

Ein fader Beigeschmack bleibt für sie allerdings. „Mit so viel Ablehnung gegenüber einem Rollstuhl hätte ich heutzutage nicht mehr gerechnet“, äußert sich Ulf Kessler und Mirco Putze fügt selbst an: „Sowas habe ich bis jetzt noch nirgends erlebt. Sogar im viel provinzielleren Koblenz scheint man mir, zumindest was den Einlass für Behinderte in Diskotheken angeht, toleranter zu sein.“