Scharf machen auf edle Dirndl
Zünftig geht es bei Oktoberfest-Partys in Düsseldorf rund. Annette Sandt hat die passenden Kleider.
Düsseldorf. Am Samstag, 21. September, wird auf dem Oktoberfest das erste Fass angestochen, das erste Wiesnbier in den Maßkrug schäumen. Doch längst ist die bierselige Gaudi auch an den Rhein geschwappt: In den kommenden Wochen stehen gleich mehrere große Oktoberfestpartys an.
Und dazu gibt es sogar handgefertigte Unikat-Dirndl made in Düsseldorf: An der Mauerstraße verkauft Annette Sandt — selbst original Münchenerin — bereits seit einigen Jahren in ihrem „Sandtwerk“ schicke Trachten aus dem Süden; jetzt aber bringt sie auch ihr eigenes Dirndl-Label „Horny“ an den Start.
„Es sind immer Einzelanfertigungen“, erklärt die Dirndl-Designerin. Die einfachen „Waschdirndl“ aus Baumwolle gibt es ab 299 Euro, die Seidenvariante unter dem Titel „Horny deluxe“ mit edlen Accessoires wie Hirschköpfen und Wildsauhauern an silbernen Ketten ab 899 Euro.
Drei der Unikate hat jüngst die Düsseldorfer Schauspielerin und Ex-Dschungelcamp-Bewohnerin Claudelle Deckert erstanden — sie heiratete in Las Vegas sogar in „Horny deluxe“. Und will jetzt in New York eine Kochshow an den Start bringen, in der sie Knödel und Co. serviert, ebenfalls im Dirndl aus Düsseldorf.
In „Horny“ steckt ein bisschen vom Hirsch und ganz viel vom englischen Wort für Geilheit. Und das will Annette Sandt schließlich: scharf machen auf Tracht. „Der Zeitpunkt ist gekommen“, glaubt sie.
Die Nachfrage in Düsseldorf ist so groß, dass sie selbst es im vergangenen Jahr nicht einen Tag zur Wiesn nach München schaffte. Auch jetzt kann sie vor der Gaudi keine weiteren Schneideraufträge mehr annehmen — genug fertige Schätze hat sie zum Glück.
Der Run auf die Dirndl bedeute übrigens mitnichten, dass das Oktoberfest in München in diesem Jahr von Düsseldorfern überrannt werde. Viele besuchten auch tatsächlich nur die lokalen Wiesnpartys, Schützenfeste, planten ein Silvesterfest in Tracht auf einer Berghütte — oder wollten eben ganz traditionell im schönen Dirndl heiraten. „Und das sind alles Rheinländer“, betont Sandt.
Eine Frau habe sich ein schwarzes Dirndl machen lassen, in dem sie jetzt als Richterin bei Dressurturnieren in der Reitbahn sitzt. Die Designerin glaubt daher an ihr großes Ziel: Irgendwann soll es in jeder deutschen Großstadt außerhalb Münchens ein Sandtwerk mit Horny-Trachten geben.
Wer sich erst einmal ein Einsteigermodell zulegen will, für den gibt es in der eigenen Stadt aber noch weitere Adressen: Bei Arthur Platz an der Grabenstraße in der Altstadt gibt es mit dem Karnevalskostüm „Sexy Heidi“ für 39,50 Euro das günstigste Modell — ist aber eben auch nicht Tracht, sondern Verkleidung. Das echte glänzend violette Dirndl kostet dann 159,90 Euro. Lederhosen gibt es in kurz für 49 und knielang für 99 Euro — wahlweise auch in Pink. In quietschgrünem Nappaleder gibt es die Hosen für 129 Euro auch bei C&A an der Schadowstraße.
Das günstigste Dirndl dort gibt es in Polyester mit Schlangen- und Wildkatzenprint für 59 Euro — die edlere Variante mit hirschbestickter Schütze ist mit 149 Euro dann doch deutlich teurer.
Schon kräftig reduziert hat der Kaufhof an der Kö sein Trachtensortiment in der ersten Etage. Das nachtschwarze Modell „Ronja“ mit silbernen Ketten und perlenbesetzter Taftschürze etwa kostet nur noch 129,95 statt zuvor 199,95 Euro. Schicke schwarze und naturfarbene Leinentrachten von Fuchs gibt es für 159,95 Euro.
Und die Frauen, die dort mit zum Teil gleich fünf Kleidern über dem Arm zwischen den Ständern umhertigern, zeigen: Das Dirndl ist selbst am Rhein endgültig Warenhaus-kompatibel.