Drogen: „In der Ecke ziehen sie ’ne Nase“
Nach der Razzia im Rheingold am Wochenende berichtet ein junger Partygänger über den offenen Konsum in der Diskothek.
Düsseldorf. "Die haben die perfekte Party gestürmt." Paul Getter (Name von der Redaktion geändert) war sofort klar, dass die Drei-Tage-Party im Rheingold am vergangenen Wochenende ein chemischer Vollrausch werden würde.
Jetzt ist der 20-Jährige froh, dass er diesmal nicht unter den Gästen war. Wie die WZ berichtete, kontrollierten in der Nacht zu Samstag 200 Polizisten das Partyvolk in der Disko am Hauptbahnhof, beschlagnahmten große Mengen Pillen und Amphetamine und nahmen fünf mutmaßliche Dealer fest.
Glaubt man Paul Getter, hätten die Einsatzkräfte aber auch an jedem anderen Abend Erfolg gehabt. "Es geht dort viel um Drogen", sagt der junge Düsseldorfer.
Man brauche nur ein paar Partygäste anzusprechen, um zu erfahren, wer in dem Club mit welchen Drogen dealt. Die Pillen und andere Rauschmittel hereinzuschmuggeln sei problemlos möglich: "Am Eingang wird überhaupt nicht kontrolliert."
Im Gegenteil. Der Konsum scheint dazuzugehören, ist in der Disko laut Getter völlig öffentlich. "Da sitzen die Leute an einem Tisch in der Ecke und ziehen sich ’ne Nase", sagt der 20-Jährige.
Zwar gebe es in Düsseldorf weitere Clubs, in denen Rausch fast selbstverständlich zum Feiern gehört. Derart unverblümt gebe es ihn aber nur in der Bahnhofsdisko: "Im Rheingold ist es am krassesten."
Getter hat mit 18 Jahren zum ersten Mal Amphetamine auf einer Party genommen. "Ich war durch Freunde neugierig und wollte es nur ein Mal ausprobieren", berichtet der junge Mann. "Aber wenn man dann keine schlechte Erfahrung macht, tut man es auch wieder."
Schlechte Erfahrungen hatte er auch, allerdings später. Im Rheingold habe er einmal gepanschte Drogen erwischt. "Mir ging es drei, vier Tage richtig dreckig." Jetzt kauft er nur noch privat, vom "Ticker meines Vertrauens". Von Disko-Dealern hält er sich fern.
Trotzdem: Zwischenzeitlich habe er es ganz schön übertrieben; jeden Samstag was genommen. Immer Amphetamine - nie Halluzinogene wie LSD. "Ich verliere nicht gern die Beherrschung", erklärt Getter. Aber auch so habe ihn die berauschte Feierei bis zum Sonntagmittag gelähmt.
"Das Zeug macht einfach kaputt. Die ganze Woche ist hin." Jetzt beschränke er sich auf vielleicht ein Mal in zwei Monaten: "Man braucht einen starken Willen." Den habe er schließlich. Nur ab und zu wird der Drang eben zu groß, mal wieder durchzufeiern, ohne Müdigkeit, ohne Blick auf die Uhr. Schwerelos.