Vor zwei Jahren kam die Flut An vielen Stellen wird am Hochwasserschutz gearbeitet

Düsseldorf · Vor zwei Jahren waren Bäche wie die Düssel, die Itter und der Hoxbach über die Ufer getreten. Einige Gegenmaßnahmen laufen schon.

Auch die Anlage des DSC 99, die auf der anderen Düsselseite gegenüber der Ostparksiedlung liegt, wurde vor zwei Jahren überflutet.

Foto: Krebs, Andreas (kan)

Der starke Dauerregen vor zwei Jahren hat in vielen Stadtteilen – vor allem in den südlicheren Lagen – für Überflutungen von Straßen und Kellern geführt. In Vennhausen kam ein Mensch in seinem Keller ums Leben. Nach den Aufräumarbeiten haben in einigen Bereichen Arbeiten für einen besseren Hochwasserschutz begonnen. Unter anderem an diesen Stellen:

Itter

Auf der Stadtteilgrenze zwischen Hilden und Benrath war ein Deich der Itter gebrochen. Der Bach hatte schon in Hilden sein Bett verlassen und auch auf Düsseldorfer Gebiet die Siedlung an der Brockenstraße und die Hildener Straße überflutet. Damit die Itter, die in vielen Teilen zwischen Hilden und Düsseldorf in einem Betonbett verläuft, mehr natürliche Ausbreitungsfläche hat, soll sie in diesem Abschnitt renaturiert werden.

Provisorische Befestigung nach dem Deichbruch an der Itter.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Das „Handlungskonzept Itter“ sieht vom Hochwasserrückhaltebecken Trotzhilden bis zur Mündung in den Rhein den Bau von zwei Strahlursprünge und zwölf Trittsteine vor. Als Strahlursprung wird ein naturnaher Gewässerabschnitt bezeichnet, der sich durch eine stabile, arten- und individuenreiche Biozönose auszeichnet. Trittsteine sind kleine, strukturreiche Gewässerabschnitte mit guten Habitateigenschaften.

Bereits im April hätten die Arbeiten für den Deichschutz an der Itter in Benrath/ Urdenbach beginnen sollen. Nach Angaben des Bergisch-Rheinischen- Wasserverbandes (BRW) sei es „zu unerwarteten Verzögerungen im Planungs- und Abstimmungsprozess“ gekommen. Der Maßnahmenbeginn verschiebt sich auf Oktober/ November. Dann werden zunächst vorbereitende Arbeiten durchgeführt: es erfolgen Kampfmittelsondierung und Baustelleneinrichtung. Kernarbeiten, wie das Einbringen in der Spundwand, dürfen erst im April 2024 durchgeführt werden, da dann das offizielle sechsmonatige Zeitfenster der hochwasserarmen Zeit beginnt. Somit könne die Fertigstellung der Ertüchtigung des linken Rhein-Rückstaudeichs nicht vor Sommer 2024 stattfinden, so der BRW. Interessant für die Anlieger der Itter ist ein Projekt der Stadt Solingen. Geplant ist der Einbau von insgesamt 20 intelligenten Sensoren in Solinger Flüssen und Bächen, fünf davon in der Itter, die in Verbindung mit künstlicher Intelligenz die Menschen rechtzeitig vor Gefahren wie der Flut des Sommers 2021 warnen können. Daran hatte es vor zwei Jahren gehakt. Die Sonden sollen ihre Daten automatisch an einen Rechner weitergeben. Der bereitet die Daten auf und leitet sie an Warn-Apps wie „Nina“ weiter. Der Aufbau ist noch für diesen Sommer geplant.

Provisorischer Hochwasserschutz für die Ostparksiedlung.

Foto: Marc Ingel

Zudem können inzwischen auf der Internetseite des BRW die tagesaktuellen Pegelstände seiner zu betreuenden Bäche und Flüsse abgerufen werden.

Hoxbach

Die Anwohner in Hassels an der Einbeckerstraße müssen sich noch etwas gedulden, bis die Hochwasserschutz-Maßnahme umgesetzt wird. Weil die Bahn eine Brücke über den Bach für den RRX nun doch nicht umbauen muss, kann die Stadt nun immerhin den Bau eines neuen Deiches weiterplanen. Ende 2022 wurde eine hydraulische Berechnung durchgeführt mit dem Ziel herauszufinden, wie leistungsfähig der Deich noch ist.

Ein Deichbruch sei demnach unwahrscheinlich, hatten Mitarbeiter des Stadtentwässerungsbetriebes bei der Auswertung festgestellt. Aktuell ist man bei der Deichsanierung des Hoxbaches an der Einbecker Straße in dem frühen Stadium der Grundlagenschaffung. Der Baubeginn ist nicht vor 2028 avisiert.

Düssel

Am heftigsten waren bei der Flut vor zwei Jahren die Anwohner der Düssel betroffen. Auch dieses Gewässer soll in den kommenden Jahren renaturiert werden. Das macht Sinn, denn dort, wo die Düssel bereits renaturiert war, ist wenig passiert. „Es hat sich gezeigt, dass durch den naturnahen Ausbau und die Ausweitung des Flussbettes für ein größeres Abflussvolumen gesorgt wurde, was deutlich zur Entspannung beigetragen hat“, bilanziert die Verwaltung damals. Um die im Juli 2021 durch das Hochwasser der nördlichen Düssel stark betroffene Ostparksiedlung künftig besser zu schützen, hat der Stadtentwässerungsbetrieb im Juni 2022 einen provisorischen Hochwasserschutz installiert, der im Vorgriff zu der endgültigen Lösung für mehr Sicherheit sorgen soll.

40 Zentimeter große T-Betonsteine (Kanalsteine) wurden zur Steuerung der Fließgeschwindigkeit von Abwasserströmen verbaut. Ende 2024 sollen die Arbeiten für einen dauerhaften Wall beginnen. Die Steine, die aktuell das Provisorium bilden, sollen im Anschluss als Kanalsteine an anderer Stelle in der Stadt wiederverwendet werden.

An der Altenbergstraße soll das Gelände der Graf-Recke-Stiftung durch eine Schutzmauer aus Stahlbeton vor Hochwasser geschützt werden. Aufgrund des dortigen sozialpsychiatrischen Zentrums sowie der Gebäude für seniorengerechtes Wohnen dient das Projekt dem Schutz von besonders sensiblen Personengruppen.

Baubeginn für die Schutzmauer soll im vierten Quartal des laufenden Jahres sein, die Arbeiten werden circa ein Jahr andauern.