Düsseldorfer Umweltpreis 2023 „Müll direkt neben dem Abfalleimer ist einfach frustrierend“
Düsseldorf · Seit sechs Jahren wird jeden Sonntag im Rheinpark aufgeräumt. Was die Gruppe durchhalten lässt und wo es aus ihrer Sicht Verbesserungen braucht.
(june) Als Bernadette Niehaus 2018 nach einer längeren Reise zurück nach Düsseldorf kam und durch den Rheinpark joggte, fiel ihr auf, wie vermüllt der Park war. „Ich habe begonnen, ein paar Sachen aufzuheben und irgendwann kam ich gar nicht mehr zum Joggen, weil ich nur noch mit Müllsammeln beschäftigt war“, erinnert sie sich. Ihre Nichten schenkten ihr dann eine Greifzange und damit fing alles an. Nach einiger Zeit stieß der erste Mitstreiter hinzu, neugierig, was die Frau im Park am Sonntagmorgen eigentlich macht, und direkt begeistert. „Direkt kam die Frage, ob er mitmachen dürfe – das hat mich sehr gefreut.“ Aus einem wurden viele und die Gruppe existiert noch immer; im Mai werden es sechs Jahre sein.
In dieser Zeit wurde jeden Sonntag ab 10 Uhr im Rheinpark Müll gesammelt. Zwei Stunden lang, bei Wind und Wetter. „Wir haben zweimal wegen wirklich schlimmen Sturms abgesagt, weil ich Angst hatte, dass Menschen verletzt werden könnten. Sonst hat uns nichts abgeschreckt“, sagt Niehaus. Und auch in Zukunft soll es so weitergehen. Es gebe viel positive Rückmeldung und inzwischen sei die Gruppe auch innerhalb des Parks bekannt.
Organisiert werden die Treffen über eine Whatsapp-Gruppe, aber alle sind eingeladen, spontan mitzumachen. „Ich habe von Anfang an Müllgreifer bestellt. Wer ein paar Mal mitgemacht hat, bekommt einen geschenkt“, erzählt Bernadette Niehaus. Dabei gebe es aber keine Verpflichtung, jeder könne so oft dazustoßen, wie es passt, schließlich zähle jede Hilfe.
Die Arbeit indes wird nicht weniger, Niehaus hat eher das Gefühl, dass es immer mehr wird. „Im Rheinpark ist es weniger viel Abfall, der angeschwemmt wird durch den Rhein, sondern der Müll, der von den Besucherinnen und Besuchern hinterlassen wird.“ Das sei vor allem Freitag- und Samstagabends der Fall – die ehrenamtliche Aufräumgruppe findet dann viele Zigarettenkippen und eine große Menge Verpackungsmüll. „Oft liegt alles nur wenige Meter neben den Mülleimern, das ist dann wirklich frustrierend.“ Dennoch: Aufhören sei keine Option. Vielmehr hofft die Gruppe darauf, irgendwann weniger Müll zu sammeln, bis es vielleicht gar nicht mehr notwendig ist. Bis es so weit ist, baut Bernadette Niehaus vor allem auf die Gruppendynamik: „Es ist viel sinnvoller, gemeinsam zu sammeln, sich so mit Gleichgesinnten austauschen zu können und vor allem sich gegenseitig zu motivieren.“
Dabei hat Bernadette Niehaus auch einige Verbesserungsvorschläge an die Stadt. Denn es sei zwar begrüßenswert, dass es sogenannte Promoteams gibt, die das Gespräch mit Menschen in den Parks suchen und kostenlose Mülltüten verteilen, doch sie meint, diese seien zu den falschen Zeitpunkten unterwegs. „Es wäre sinnvoller, wenn die Promoteams abends unterwegs wären – dann, wenn der Müll entsteht.“ Auch ein Angebot und Anfragen an den Ordnungsdienst habe sie schon gemacht, um gemeinsam rundzugehen. „Alleine ist mir das zu gefährlich. Und es sollte so sein, dass Bußgelder erhoben werden. Das sind schließlich die Instrumente, mit denen man gegen diese Unart, den Müll einfach so in die Gegend zu schmeißen, vorgehen müsste.“
Allgemein sei die Zusammenarbeit aber sehr gut mit der Verwaltung, insbesondere dem Umweltamt. Doch Bernadette Niehaus ist auch etwas enttäuscht, von der Umsetzung der Aussage der Stadt, die Grünflächen akribischer säubern zu lassen. „Wir haben am letzten Sonntag immer noch Silvestermüll gefunden.“ Dennoch fühle sich die Gruppe durch die Urkunde bei der Verleihung des Umweltpreises, die mit 500 Euro Preisgeld einhergeht, wertgeschätzt. „Wir werden von dem Geld neue Müllgreifer bestellen – damit noch mehr Menschen mitmachen können.“