Bauen in Düsseldorf Grüne schlagen Handwerker-Campus am Südring vor

Düsseldorf · Die Grünen schlagen ein „Meister-Quartier“ vor, das zu einer guten Mischung von Wohnen und Arbeiten am Rande Bilks beitragen soll. Gleichzeitig sollen Betrieben neue Flächen zur Verfügung gestellt werden.

Das „MeisterQuartier“ befindet sich noch im Ideen-Status. Erste Visualisierung gibt einen Eindruck, wie es aussehen könnte.

Foto: Stöbe Architekten

Nach Vorstellung der Düsseldorfer Grünen soll auf der Brachfläche südlich Auf’m Tetelberg in Bilk ein sogenannter Handwerk-Campus entstehen, Arbeitstitel „Meister-Quartier“. Einen ersten Aufschlag für das Projekt präsentierte Bürgermeisterin Clara Gerlach am Freitag gemeinsam mit dem Grünen-Fraktionschef Frank Schulz, dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, Axel Fuhrmann, und dem Architekten Kaspar Stöbe.

Konkret geht es dabei um den südlichsten Teil der Fläche, der dort an den Südring grenzt und im Westen an die Völklinger Straße. An dieser werden weiter nördlich ein Gymnasium und eine Sporthalle gebaut, im inneren Bereich sind Wohngebäude in Planung.

Der Vorschlag der Grünen, der von Stöbe-Architekten im Auftrag der Partei ausgearbeitet wurde, sieht entlang des Südrings eine Art Gebäuderiegel vor, der Handwerksbetrieben als Standort dienen soll. Die Handwerkerhöfe würden dem Modell nach aufeinandergestapelt und damit platzsparend gebaut werden, aber gleichzeitig Raum für verschiedene Betriebe bieten. Insgesamt könnten mehr als 15.500 Quadratmeter Geschossfläche geschaffen werden. Die flexible Regalstruktur könnte demnach Platz für 50 bis 100 Handwerksbetriebe bieten und auf deren konkrete Anforderungen zugeschnitten sein, was beispielsweise Flächen und Raumhöhen angeht.

Die Obergeschosse könnten laut Modell direkt über Rampen mindestens mit Wagen der Sprinter-Klasse angefahren werden. Gleichzeitig soll das Gebäude, das optisch an ein Bücherregal erinnert, Schutz vor den Lärmemissionen des Südrings für die angedachten Wohngebäude dahinter bieten. An der Südseite könne außerdem eine großflächige Photovoltaikanlage angebracht werden. „Mit einer robusten und flexiblen Grundstruktur können wir diese unterschiedlichen Anforderungen sehr gut unterbringen“, so Architekt Kaspar Ströbe. „Der große Vorteil ist, dass dieses nachhaltige Gebäude sehr anpassungsfähig ist. Flächen können vergleichsweise leicht umgebaut und umgenutzt werden.“

Handwerksbetriebe auf der Suche nach einem neuen Standort

„Wenn wir zur Klimahauptstadt werden wollen, sind wir auf das Handwerk angewiesen“, sagte Grünen-Bürgermeisterin Clara Gerlach. Mit der Idee ihrer Partei werde etwas „völlig Neues“ für das Handwerk in der Stadt geschaffen, vergleichbare Projekte gebe es in NRW nicht. Es werde zwar immer wieder über den Wert des Handwerks gesprochen, so Gerlach, doch es mangele an baulicher Darstellung und Umsetzung dieses Werts. Gemeinsam mit der geplanten Wohnbebauung und der Schule könne ein „gemischtes, lebendiges Quartier“ geschaffen werden.

Laut einer HWK-Umfrage in Düsseldorf ist rund ein Viertel der Handwerksbetriebe auf der Suche nach einem neuen oder zusätzlichen Standort für ihre Geschäfte. „Das hat ganz verschiedene Gründe“, sagt Fuhrmann. Manche wollten ihre Aktivitäten ausbauen, andere sich verkleinern. Gleichzeitig werde es für Betriebe im Innenstadtbereich immer schwieriger zu überleben. „Handwerker sind nicht immer leise, manchmal riecht es vielleicht auch“, so Fuhrmann. Da könne es schnell zu Konflikten mit den Nachbarn kommen. Doch alternative, passende Flächen seien in Düsseldorf kaum zu finden. „Soeffing wäre gerne in Düsseldorf geblieben“, sagt Fuhrmann und bezieht sich damit auf die Firma Soeffing Kälte Klima. Das Düsseldorfer Traditionsunternehmen zieht nach Hilden – weil es in der Landeshauptstadt keine passende Fläche fand.

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Über die erwarteten Kosten des Projekts zu sprechen, sei noch zu früh, betonten alle Beteiligten. Architekt Stöbe verwies etwa auf sich verändernde Baupreise oder Preisspannen beim Material. Zunächst sei es darum gegangen, einen Aufschlag zu machen, damit etwas passiert. HWK-Chef Fuhrmann sagt dazu: „Bevor wir an das denken, was nicht geht, sollten wir einfach machen.“ Das Thema solle natürlich nicht blauäugig ohne Prüfungen angegangen werden – aber eben jetzt.

(pze ctri)