Düsseldorf feiert Fußballfest – aber ohne Happy End

Stadtstrand, Schuldach, Altstadt: Die WM-Stimmung war groß. Trotz der Enttäuschung blieben die Fans nachher weitgehend friedlich.

Düsseldorf. Schon um halb eins ist am Freitag an den Kasematten am Rheinufer das Gitter geschlossen, die Türsteher winken ab: zu voll. Am Uerige drängen sich die Fans um den Flachbildschirm, auf der Bolkerstraße ist schon lange vor Anpfiff kaum ein Durchkommen mehr.

Während in den feinen Restaurants der Innenstadt gähnende Leere herrscht, ist zum Kick Deutschland-Serbien am Freitagnachmittag jede Döner-Bude mit einem kleinen Fernseher in der Ecke hoffnungslos überfüllt. Selbst auf dem Schuldach des Luisen-Gymnasiums ist "Rudelgucken" angesagt.

Bis zur 30. Minute wabern immer wieder "Deutschlaaaand, Deuheutschlaaaaand"-Gesänge durch die Bolkerstraße. Dann: Tor für Deutschland - Jubel bricht los. Sekunden später die Enttäuschung: Abseits. Und plötzlich läuft es schief: Rot für Klose, Tor für Serbien. Die gute Laune in der Altstadt wird auf eine harte Probe gestellt.

"Die Stimmung gut, das Spiel schlecht", lautet das unaufgeregte Fazit von Marcel Pandza kurz nach dem Abpfiff. Den Tag will er wegen der Niederlage noch lange nicht verloren geben: "Wir gehen jetzt Fifa an der Playstation spielen und später feiern", sagt er und ist optimistisch: "Gegen Ghana gewinnen wir dann nochmal." Auch der 17-jährige Sascha Steinle bleibt gefasst: "Den Spaß lassen wir uns nicht verderben."

Das gilt leider nicht für alle Fans. Schon wenige Minuten nach Ende der Partie sprintet eine Gruppe Polizisten durch die Bolkerstraße zur Ecke Mertensgasse. Unter gereizten Fans hat sich eine Schlägerei entwickelt, die Beamten müssen einschreiten. Am Bolker Stern singen serbische und deutschen Fangruppen gegeneinander an. Unter den wachsamen Augen der Hundertschaftskräfte.

"Ich bin stolz", ruft Aleks Miholjcic. Die 19-Jährige läuft mit einer serbischen Flagge als Cape umgebunden durch die Altstadt - und stört sich nicht daran, dass sie an jeder Ecke von Enttäuschten im Deutschland-Trikot beleidigt wird.

"Hätten die Deutschen gewonnen, hätten wir doch auch gefeiert", sagt die 19-Jährige verständnislos, und ihre Freundin Stanislava Radovanovic (21) erklärt: "Ich bin ja hier in Deutschland geboren - aber man hält eben immer auch zu dem Land, aus dem die Eltern kommen."

Dass der große Auto-Korso am Freitag ausfallen wird, ist schon nach dem Abpfiff klar. Zumindest für die Fans der deutschen Mannschaft. Trotzdem wird es schnell laut auf den Straßen: Hupend fahren Autos mit serbischer Beflaggung über Heine-Allee und Kö. Gegen 16 Uhr verstopft der Korso auch mal die Kreuzung Königsallee/ Blumenstraße.

In Zweierreihen schiebt sich die Kolonne vor den schicken Boutiqune entlang. Hier sitzt mal ein Mädchen auf dem Heck eines Cabrios, dort lehnt ein junger Mann im Serbien-Trikot aus dem offenen Fenster. Die Motorradpolizisten am Straßenrand lassen die Feiernden gewähren.

"Wir haben auf Sperrungen ganz bewusst verzichtet. Das war auch nicht notwendig", erklärte Polizeisprecher Wolfgang Wierich. Zumindest für die Kräfte des Verkehrseinsatzes ist der Ausgang des Spieles eine Erleichterung. Und Entwarnung kommt am frühen Abend auch von den Beamten in der Altstadt: Trotz ihrer Enttäuschung blieben die Fans weitgehend friedlich.