Die Arbeit des Katzenschutzbunds Das Katzenproblem von Düsseldorf

Düsseldorf · Tausende Katzen leben als Streuner im Verborgenen. Der Verein Katzenschutzbund Düsseldorf setzt sich dafür ein, sie zu füttern, zu kastrieren und vielleicht gar zu vermitteln.

Tausende Katzen leben als Streuner im Verborgenen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Häufig bleiben sie unentdeckt, dabei leben sie in unmittelbarer Nähe: Katzen. Die Rede ist dabei nicht von den Hauskatzen, die in einem liebevollen Zuhause gefüttert, gestreichelt und gehegt werden. Sondern von denen, die als Streuner ohne Besitzer oder Besitzerin draußen leben, sich durchschlagen und irgendwie über die Runden kommen müssen. Doch Futter ist auch in einer Großstadt häufig knapp, die Gefahren sind dagegen groß; durch viel befahrene Straßen, aber auch durch Krankheiten, Parasiten, die Wetterextreme. Hinzu kommen Revierkämpfe und Schwangerschaften. Denn viele der Streunerkatzen sind entweder ausgesetzte und ausgebüchste Hauskatzen oder deren Nachfahren.

Der Katzenschutzbund Düsseldorf setzt sich dafür ein, dass die 10 000 bis 20 000 herrenlosen Katzen in der Stadt an verschiedenen Stellen Futter bekommen, bei Krankheit nach Möglichkeit zum Tierarzt kommen und vor allen Dingen auch kastriert werden. „Alle Tierheime und -asyle sind dermaßen überlaufen, es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, dort noch Katzen unterzubekommen“, berichtet Uschi Boell aus dem Vorstand des Vereins.

Dabei wird der Katzenschutzbund häufig angerufen, wenn wieder jemand eine Streunerkatze entdeckt. „Das ist für uns auch immens wichtig – und wir appellieren beständig an die Menschen, uns zu benachrichtigen“, so Boell. Nur so könne den Tieren geholfen werden. „Ein besonders wichtiger Punkt ist dabei die Kastration, die wir nur dann durchführen lassen können, wenn wir von den Tieren Kenntnis haben“, bekräftigt Sonja Meier, die Vorsitzende des Vereins.

Denn Katzen werden früh geschlechtsreif, bereits zwischen dem vierten und zwölften Lebensmonat kann die erste Schwangerschaft mit vier bis sechs Kitten erfolgen, pro Jahr sind zwei bis drei Würfe möglich. Wird nichts dagegen unternommen, wächst die Katzenpopulation sehr rasch sehr stark an.

In Düsseldorf gibt es eine Katzenschutzverordnung, wonach vor allem die Freigängerkatzen kastriert, gekennzeichnet und registriert sein müssen. Nach Angaben der Stadt sind seit Inkrafttreten Ende 2016 7 526 Freigängerkatzen registriert worden, eine genaue Zahl der hier lebenden Katzen ist aber nicht erfasst, da diese keiner steuerlichen oder sonstigen Registrierungspflicht unterliegen. Gleichzeitig fehlt eine bundesweite Katzenschutzverordnung. „Es ist ein großer Flickenteppich – in Hilden gibt es keine, in Neuss aber schon, in Monheim wieder nicht“, empören sich die beiden Frauen. Für die Katzen gelten schließlich keine Stadtgrenzen und viele Menschen seien nicht darüber informiert.

Ehrenamtliche betreuen
rund 70 Futterstellen

„Ein Problem besteht auch darin, dass gerade nach Corona viele Katzen ausgesetzt wurden und werden“, so Boell. Viele Menschen haben sich in dieser Zeit ein Haustier angeschafft, aber nicht durchdacht, dass Hauskatzen bis zu 18 Jahre alt werden können und welche Verpflichtungen – auch finanzielle – damit einhergehen. „Futter, Tierarztkosten, gegebenenfalls Betreuung: All das kostet und es wird teurer“, betont Sonja Meier.

Der Verein versucht deshalb nicht nur so viele Straßenkatzen (die oft nur wenige Jahre alt werden) wie möglich zu fangen und beim Tierarzt behandeln zu lassen, sondern unterstützt in finanziellen Notlagen auch bei den Kosten für die Kastration von Freigängerkatzen. „Wir finanzieren das vor allem über Spendengelder, bekommen auch Unterstützung der Stadt und Mitgliederbeiträge“, fasst Uschi Boell zusammen. Unendlich seien die Ressourcen nicht, schließlich werde darüber einiges finanziert, darunter auch rund 70 Futterstellen, die von Ehrenamtlichen betreut werden. „Auch darüber bekommen wir einen kleinen Einblick, wo Streuner leben und unsere Fütterer haben auch einen Überblick, wie es den regelmäßig auftauchenden Tieren geht“, erzählt Sonja Meier.

Besonders große Sorgen machen sich die beiden Frauen um die Auslastung der Tierheime und auch über ihre eigene Nachfolge. Beide sind schon im fortgeschrittenen Rentenalter. „Wir haben dadurch natürlich mehr Zeit, aber auch die wird irgendwann vorbei sein. Entsprechend suchen wir dringend Nachwuchs, der gerne ähnliche Kapazitäten hat wie wir – nur ein oder zwei Jahrzehnte jünger ist“, sagen die beiden lachend.

Viele Katzen haben sie schon vermittelt oder doch bei sich selbst aufgenommen. „Am Ende machen wir es nicht, weil uns langweilig ist, sondern weil uns die Tiere so sehr am Herzen liegen. Und das Elend ist wirklich schlimm, viele sind unterernährt, krank, ungepflegt und ein weiteres Problem bei der unkontrollierten Vermehrung ist auch Inzest, mit dem noch zusätzliche Probleme einhergehen“, fasst Uschi Boell zusammen. Umso wichtiger sei es, viele neue Katzenfreunde zu finden, die sich mit dafür einsetzen, dass es den Tieren besser geht. „Und sei es nur dadurch, dass wir informiert werden und aktiv werden können!“