Legendäre Buchhandlung Stern-Verlag Hier verschwindet eine Düsseldorfer Ikone für immer

Düsseldorf · Der Stern-Verlag war Deutschlands größte Buchhandlung und musste vor acht Jahren schließen. Jetzt entsteht an der Friedrichstraße ein Hotel.

Am Dienstag begann der Abriss des Gebäudes an der Friedrichstraße 24. Der Abbruch geht bis hinten durch zur Talstraße.

Foto: Maximilian Nowroth

Die Friedrichstraße ist schon seit sieben Jahren eine Dauerbaustelle, aber bei diesen neu begonnenen Arbeiten bleiben am Dienstagvormittag viele Passanten stehen, schauen, staunen und zücken ihr Smartphone. „Schon gehört? Der Stern-Verlag wird abgerissen!“ Zwei riesige Bagger brechen die legendäre Buchhandlung Stück für Stück ab, bis zur anderen Straßenseite schmeckt die Luft nach Staub, der Sound von einstürzenden Steinen und Stahlbeton übertönt sogar den Straßenlärm. „Bei uns wackeln die Scheiben“, sagt Jennifer Giesen, die direkt nebenan eine Goldschmiede führt.

Der Abbruch des Gebäudekomplexes an der Friedrichstraße 24-26, der sich bis hinten durch zur Talstraße zieht, ist weit mehr als eine weitere Baustelle an der früheren Einkaufsmeile. Es ist das letzte Kapitel einer Ikone. Der im Jahr 1900 in Düsseldorf gegründete Stern-Verlag residierte hier von 1927 bis 2016 mit einer Buchhandlung, die als eine der größten in Europa galt. 400 000 Bücher und Hörbücher im Bestand, auf dem Zenit rund 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Für alle, die es nicht erlebt haben, ein kurzer Vergleich: Die Thalia Mayersche an der Kö ist nur halb so groß.

Generationen von Düsseldorfern haben an der Friedrichstraße ihre Schul- und Studienbücher gekauft, im Antiquariat gestöbert, in Bestsellern geschmökert, Kindern vorgelesen, Weihnachtsgeschenke gefunden. Als das alles zu Ende ging, war die Wehmut groß. Sogar im Rosenmontagszug gab es einen Wagen als Andenken an den „verglühenden Stern-Verlag“. Schon bald wird das Gebäude nur noch Schutt sein, entsorgt werden wie Altpapier – um Platz für Neues zu schaffen.

Bereits 2019 stimmte die Stadt den Plänen für ein Bauprojekt zu, das erst jetzt richtig beginnt. Die Kette Motel One wird an der Friedrichstraße ein neues Hotel errichten. Laut Bauantrag sind 261 Zimmer mit 522 Betten vorgesehen, dazu eine Tiefgarage für 31 Autos. Ursprünglich sollte die Eröffnung schon 2025 sein – so der Plan der deutschen Hotelgruppe während der Pandemie. Später wurde Ende 2026 daraus. Und jetzt? Das Unternehmen hat eine Anfrage noch nicht beantwortet. „Ich gehe von einer Eröffnung im Frühjahr 2027 aus“, sagt Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf.

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Bis dahin müssen sich Anlieger, aber auch alle anderen Verkehrsteilnehmer gedulden, bis die so wichtige Verbindung zwischen Herzogstraße und Graf-Adolf-Platz wieder einigermaßen normal befahrbar ist. Dieser nördliche Teil der Friedrichstraße ist besonders von Baustellen betroffen, davon zeugt auch der klaffende Leerstand. Allein in diesem Jahr haben sich dort mit Maruyasu, Make und Immergrün schon drei Restaurants verabschiedet. Die Frequenz fehlt, man kann kaum noch parken..

Verantwortlich für das gesamte Motel-One-Projekt ist der Hamburger Entwickler Waterbound Real Estate, kurz WBRE. In einem Schreiben einer Mitarbeiterin werden Nachbarn auf Abbrucharbeiten bis „voraussichtlich Mitte Februar 2025“ eingestellt. Die Handwerker seien angewiesen, nur montags bis freitags zwischen 7 und 18 Uhr zu arbeiten. „Für die daraus entstehenden Beeinträchtigungen bitten wir bereits jetzt um Entschuldigung.“

Im kommenden Frühjahr wird dann noch die Stadt die Straße ausbauen, Ende 2026 sollen auch diese Arbeiten beendet sein. „Wenn dann das Hotel fertig wird, kann es für die Friedrichstraße wieder aufwärts gehen“, so der Bezirksbürgermeister.

(now ctri)