Bunert wird Absolute Run Der letzte verbliebene Laufladen in Düsseldorf investiert 250.000 Euro in komplett neues Geschäft
Düsseldorf · Der frühere Laufladen Bunert heißt jetzt „Absolute Run“ – und hat das Geschäft für 250.000 Euro modernisiert, um mit neuem Partner die Kundschaft besser beraten zu können. Langfristig soll sich der Umsatz verdoppeln, das Internet spielt dabei keine Rolle.
Warum benennt man ein Geschäft um und dreht es komplett auf links, wenn der Laden doch schon seit 30 Jahren bestens bekannt ist und gut läuft? „Was in der Vergangenheit funktioniert hat“, sagt Daniel Harzbecker, „muss nicht zwingend so weitergehen“. Der Sportwissenschaftler hat im Jahr 2006 als Verkäufer bei Bunert an der Roßstraße angefangen, dann übernahm er den Standort vor wenigen Jahren – und jetzt beschreitet er ganz neue Wege.
Bunert ist in Düsseldorf Geschichte, der Laden wurde wochenlang umgebaut und nun als „Absolute Run“ wieder eröffnet. Zum Start am Nikolaustag gab es einen gemeinsamen Lauf mit Hunderten Stammkunden. Hinter dem neuen Namen steckt der Handelsverbund Sport 2000, zu dem europaweit mehr als 3500 Geschäfte gehören. In Derendorf ist der 14. Standort des „Absolute Run“-Konzeptes, die Landeshauptstadt zähle zu den „Schlüsselstädten“, sagt Sport-2000-Manager Christoph Görner. Inhaber Harzbecker schätzt, dass er und sein elfköpfiges Team etwa 10 000 Läufer beraten. Der Umsatz mit dieser sportlichen Kundschaft soll sich binnen der nächsten fünf Jahre verdoppeln.
An diesem Ziel sind mehrere Dinge überraschend. Zunächst einmal geht bei vielen Händlern der Weg in Zeiten von Wirtschaftskrise nicht Richtung Wachsen. Und wenn investiert wird, dann ins digitale Geschäft. Harzbecker dagegen hat 250 000 Euro in die Hand genommen – das meiste aus eigenen Mitteln – um die 160 Quadratmeter große Verkaufsfläche auf Vordermann zu bringen. Onlineshop? Hat er nicht. „Das Internet ist kein großer Wettbewerb für uns“, sagt der 42-Jährige: „Die Leute wollen, dass jemand mit Ahnung auf ihre Füße schaut.“
Wer an der Roßstraße einen Schuh kaufen will, sollte 30 Minuten Zeit mitbringen. Die ersten Schritte führen zu einem 3D-Scanner und auf eine beleuchtete Laufbahn, die den Fußdruck misst. Allein deren Erneuerung habe rund 40 000 Euro gekostet, sagt Harzbecker.
Wer beim Laufen Probleme hat und wissen will, wo der Schuh drückt, kann einen Termin im neuen Lauflabor buchen. Auch besonders ambitionierte Läufer sollen hier wissenschaftlich basierte Beratung bekommen. Anderthalb Stunden Bewegungsanalyse und Leistungsdiagnose kosten 179 Euro. So erfahre man zum Beispiel individuell, wie und welche Muskeln man gegen Schmerzen im Knie trainieren kann.
Der Kern des Geschäfts bleibt nach wie vor die große Auswahl an Schuhen. Bei Kunden besonders gefragt sind Marken wie Brooks, New Balance und Asics. Das Sortiment beginnt bei 130 Euro, Modelle aus Carbon können doppelt so viel kosten, und das teuerste Stück steht hinter Glas: 500 Euro für einen Wettkampfschuh von Adidas, der spätestens nach dem zweiten Marathon abgelaufen ist. „Unser Ziel bei der Beratung ist, dass alle den für sich optimalen Schuh finden“, sagt Harzbecker.
Um die Kunden im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Laufenden zu halten, hat er schon vor 14 Jahren eine Laufschule ins Leben gerufen. Die heißt neuerdings „Absolute Run Academy“ und wird von seiner Partnerin Melanie Klose geführt. Es gibt Einzelkurse und Einheiten für komplette Teams – zum Beispiel von Unternehmen, deren Mitarbeiter sich auf den Düsseldorf-Marathon 2025 vorbereiten. Auf zehn Trainer ist die Akademie angewachsen und soll jetzt gemeinsam mit einem wöchentlichen Lauftreff enger ans Geschäft angeschlossen werden. Das entspreche auch dem Lebensgefühl der jüngeren Zielgruppe. „Vor 20 Jahren gab es hier vor allem Kunden, die sich auf ihren nächsten Wettkampf vorbereitet haben“, sagt Klose: „Jetzt geht es vielen um Events und um Laufen als Lifestyle, den man gerne auf sozialen Medien teilt.“
Dass Daniel Harzbecker mit dem neuen Partner Sport 2000 neben Vorteilen bei Einkauf und Marketing auch höheren Verkaufsdruck hat, stresst den Inhaber nicht. „Wir sind alle Leistungssportler und haben einen gewissen Drive“, sagt er. Eine Kostprobe seiner Laufbahn: Die persönliche Bestzeit über 5000 Meter liegt bei 14 Minuten – damit wäre er bei den Deutschen Meisterschaften fast vorne mit dabei.