Sexualisierte Gewalt auf Schultoiletten Nach Missbrauchsfällen in Krefeld: Grundschulen in Düsseldorf müssen ihr Schutzkonzept prüfen
Düsseldorf · Nach den sexuellen Übergriffen auf Grundschüler in Krefeld und weiteren Vorfällen in anderen Nachbarstädten steht die Sicherheit zur Debatte. Bis Ende des Jahres müssen diese ihr Konzept überprüft haben.
Wie sicher ist mein Kind in der Schule? Eine Frage, die nach den jüngsten sexuellen Übergriffen in Duisburg, Mönchengladbach und Krefeld auch Schulleiter und Eltern in Düsseldorf stark beschäftigt. Insbesondere die beiden Vorfälle in Krefeld, bei dem ein 26-jähriger Mann zwei Kinder an einem Tag in zwei verschiedenen Schulen sexuell missbraucht haben soll, hatten bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.
Seitdem läuft eine Debatte um verschärfte Sicherheitskonzepte, mit denen Schulen besser vor dem Zutritt Unbefugter geschützt werden können. Ein Punkt, in dem die St.-Rochus-Grundschule in Pempelfort nun proaktiv vorgegangen ist. Laut einem aktuellen Schreiben an die Elternschaft, über dessen Inhalt Eltern berichtet haben, soll jetzt das Eingangstor zum Hof zwischen 8.30 Uhr und 14 Uhr abgeschlossen werden. Der Zutritt ist dann nur möglich für diejenigen, die klingeln und ihr Anliegen vortragen. Auch werden die Toiletten auf dem geräumigen Schulhof der Grundschule an der Blücherstraße außerhalb der Pausenzeiten verschlossen bleiben. Die Maßnahmen würden erst einmal nur testweise umgesetzt und anschließend evaluiert. Auf Anfrage wollte sich die Schulleitung zu dem Konzept nicht äußern.
Dass das Tor während der Schulzeiten abgeschlossen wird, befürwortet Julia Lampe, Mutter zweier Schülerinnen der Rochus-Grundschule. „Das finde ich total in Ordnung, weil der Eingang trotz eines Hinweisschildes häufig offenstand. Die Schüler schränkt das ja nicht ein“, sagt Lampe. Nach den Vorfällen in den Nachbarstädten sei es zudem wünschenswert, dass die Schule sich Gedanken um die Sicherheit ihrer Schüler mache.
Kritisch sieht sie jedoch, dass dabei die Toiletten – bis auf eine Anlage im Gebäude – ebenfalls außerhalb der Pausenzeiten geschlossen bleiben. Denn gerade diese Anlage im Inneren sei besonders häufig verdreckt, sagt Lampe, die sich seit Längeren gemeinsam mit einer Eltern-Initiative für saubere Schultoiletten einsetzt – ein Thema, das im vergangenen Jahr in zahlreichen Schulen im Stadtgebiet lebhaft diskutiert wurde. „Meine Tochter erzählte mir gestern, dass sie den ganzen Tag nicht aufs Klo gehen konnte, weil diese abgeschlossen waren“, sagt Lampe. Gerade bei Kindern spiele dabei auch das Schamgefühl eine Rolle. „Manche schämen sich vielleicht und trauen sich nicht, zu fragen.“ Hierzu hätte sie sich eine Absprache seitens der Schule mit der Elternschaft gewünscht.
Die Rochus-Schule ist aber nicht die einzige Grundschule, die ihre Tore während der Schulzeit inzwischen verschlossen hält. Denn das Thema Sicherheitskonzept steht in Düsseldorf aktuell auf der Agenda. So muss jede Grundschule bis Ende des Jahres ihre Situation überprüft und ein Konzept bei den Schulräten vorgelegt haben, wie aus Schulleiterkreisen zu hören ist.
Die GHS Fuldaer Straße hat bereits ein verschärftes Konzept
An der KGS Fuldaer Straße in Eller ist ein verschärftes Konzept bereits seit Sommer in Kraft. Dazu wurden Schüler, Eltern und Lehrer im vergangenen Jahr befragt, etwa dazu, an welchen Orten sie sich auf dem Schulhof unwohl fühlten. Im Ergebnis bleibt nun auch an dieser Grundschule das Schultor nach 8.30 Uhr geschlossen. „Das war ein ausdrücklicher Wunsch aus der Elternschaft“, sagt Schulleiterin Birgit Nösser. Außerdem werden schlecht einzusehende Stellen wie Büsche oder hinter Containern während der Pausen von der Aufsicht verstärkt kontrolliert. Weiterhin ist das Schulpersonal dafür sensibilisiert worden, unbekannte Erwachsene direkt anzusprechen, die sich auf dem Schulgelände aufhalten. „Wir möchten auch nicht, dass Eltern die Schule einfach so betreten“, meint Nösser.
Das Thema Sicherheit sei nach den Vorfällen in anderen Städten stark in den Fokus gerückt. Die Schulleiterin warb jedoch dafür, die Schulen individuell über ihre Sicherheit entscheiden zu lassen und kein allgemeingültiges Konzept aufzulegen.
Etwas, was auch Schulausschuss-Vorsitzender Stefan Wiedon (CDU) ähnlich einschätzt. „Es kommt immer auf das Umfeld an und es ist von der Gefährdung her betrachtet sicherlich ein Unterschied, ob die Schule am Stadtrand in Wittlaer oder zentrumsnah in Flingern liegt“, sagt er. Und letztlich gehe es hier auch um das richtige Maß. Schleusen mit Sicherheitspersonal und Stacheldrahtzaun schränkten womöglich das Wohlbefinden ein, das gerade Grundschüler in ihrem Alltag an der Schule spüren müssten. Er rechnet jedoch damit, dass das Thema Sicherheit weitere Kreise ziehen und auch im Schulausschuss zur Sprache kommen wird. „Schutzbefohlene haben ein Anrecht darauf, ausreichend geschützt zu werden“, sagt Wiedon.