Düsseldorfer stellen Dünger aus Haaren her „Gute Ideen sind immer komisch“

Düsseldorf · Aus Haarabfällen vom Friseur stellen vier junge Düsseldorfer einen natürlichen Pflanzendünger in Pelletform her. Die Idee ist während der Schulzeit entstanden, nun wollen sie ihr Unternehmen gründen.

Die angehenden Junggründer von TressBloom mit Pelletproben: Julian Hoyer, Ahmad Zandnia und Yangming Meng (v.l.). Nicht im Bild: Nila Barkhordar.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Hunderte Tonnen Haare landen jährlich in deutschen Friseursalons auf dem Boden – und damit im Müll. Eine Verschwendung, fanden vier ehemalige Schüler des Theodor-Fliedner-Gymnasiums in Düsseldorf, und steckten die Köpfe zusammen. Heraus kam die Idee, einen Dünger aus Haaren herzustellen. Nun, ein Jahr später, befindet sich das Team in der Vorbereitung für die Unternehmensgründung. „Tress Bloom Fertilizers“ soll ihr Start-up heißen.

Das Prinzip ist so ungewöhnlich wie einfach: In Friseursalons sammeln sie Haarabfälle ein. Im vergangenen Jahr seien innerhalb weniger Tage 30 Kilogramm für die ersten Proben zusammengekommen. Derzeit arbeiten die angehenden Gründer mit einem Hundefriseur zusammen, der alle zwei Wochen bis zu 25 Kilogramm liefert. Die Haare bestehen zu einem großen Teil aus Stickstoff, den Pflanzen zum Wachstum benötigen. „Wir vermischen die Haare mit Zusatzabfallstoffen mit natürlicher Düngewirkung, um den Pelletierungsprozess zu vereinfachen“, berichten sie. Daraus entstehen rund vier Millimeter große Pellets, die als nachhaltiger Dünger dienen.

Die vier Gründer Ahmad Zandnia, Yangming Meng, Julian Hoyer und Nila Barkhordar haben sich in der Schule kennengelernt und sind gerade einmal 18 bis 20 Jahre alt. Ursprünglich hatten sie die kuriose Idee, aus den Haaren einen Proteindrink herzustellen. „Gute Ideen sind immer komisch“, sagt Zandnia. „Aber das würde wohl niemand kaufen.“ Der Protein-Aspekt habe sie dann letztlich auf Dünger gebracht. Die abgestorbenen Zellen seien dem Horndünger strukturell ähnlich. Dieser habe jedoch einen hohen CO2-Fußabdruck, da die Restabfälle aus der Massenviehhaltung stammen und teils aus Südamerika hergeschifft würden. Bei Tress Bloom wird in der Produktion nichts verbrannt. „Wir sind der erste und einzige Dünger mit negativer CO2-Bilanz“, sagen die Gründer.

Während des Abiturs haben die vier intensiv an der Ausarbeitung ihrer Unternehmens- und Produktidee gearbeitet. 2022 nahmen sie am „Changes Award“ von Mitsubishi zum Thema „Kreislaufwirtschaft“ teil, stellten ihren Business-Plan vor und belegten den dritten Platz. In diesem Jahr erreichten sie Platz 2 beim Wettbewerb „Startup Teens“. „Nach dem Abi haben wir uns entschieden, die Idee weiter zu verfolgen“, sagt Hoyer. Er studiert mittlerweile Physik in Zürich, Meng hat ein Medizinstudium begonnen, Barkhordar wird bald das Studium der Wirtschaftspsychologie aufnehmen und Zandnia studiert International Business Administration. „Das perfekte Team für diese Gründung“, sagt er. „Wir alle bringen unterschiedliche Perspektiven und Fähigkeiten mit“, sagt Hoyer.

In Vorbereitung auf die offizielle Gründung wurde der Name jetzt geändert. Ursprünglich waren sie als „Haarmlos“, einem Wortspiel zu der Umweltfreundlichkeit des Produktes, bei Wettbewerben und in den Medien aufgetreten. Doch ein professionellerer Name sollte her. „Tress Bloom spricht mehr für sich. Außerdem wollen wir das Projekt international vorstellen“, sagt Zandnia. „Je breiter wir uns aufstellen, desto größer ist der Impact – nämlich so viel CO2 zu sparen, wie möglich.“ Meng ergänzt: „Die Alternativen auf dem Markt wie Mineraldünger verbrauchen viel Energie bei der Produktion.“

Die Gründer sehen großes Potenzial in ihrer Idee. „Die Frage ist doch: Wie sehen die Städte von morgen aus?“, sagt Hoyer. „Eins steht fest: grüner.“ Es brauche neue Stadtgärten, Urban Gardening und schöne Orte, um zur Ruhe zu kommen. „Dafür braucht es geeigneten Dünger. Das kann keiner sein, der problematisch für Tiere und energieaufwändig ist, wie Mineraldünger.“ Das vierköpfige Team ist sich sicher, diesen Dünger auf den Markt bringen zu können. Derzeit arbeiten sie am weiteren Ausbau ihres Netzwerkes sowie Vertrieb und Marketing. Zudem suchen sie nach einem lokalen Partner mit Pelletmaschine, der ihnen einen zweiten Testlauf der Pelletproduktion ermöglicht. „Das ist aktuell die größte Herausforderung, um ein gutes Produkt herausbringen zu können, hinter dem wir voll stehen“, so Meng. Schon in wenigen Monaten könnte es den nachhaltigen Dünger aus Düsseldorf dann im Handel zu kaufen geben.