Fachkräftemangel in Düsseldorf Darum fordert das Sozialbündnis eine höhere Gewerbesteuer für bessere Kitas
Düsseldorf · Gewerkschaft und Personalrat berichten über Burn-out und wegfallende Betreuungszeiten. Fließe nicht mehr Geld ins System, würden Kitas zu Verwahranstalten.
Das Düsseldorfer Bündnis für eine gerechte Gesellschaft und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordern einen höheren Gewerbesteuer-Hebesatz für Düsseldorf. Zugute kommen soll das zusätzlich eingenommene Geld insbesondere den Kitas in der Landeshauptstadt. Deren Bildungsarbeit soll verbessert und dringend benötigte Fachkräfte sollen angeworben werden. „Dies ist nur ein Baustein in einem Gesamtpaket, allerdings einer, der rasch umgesetzt werden kann“, sagt Uwe Foullong vom Leitungsteam des Sozialbündnisses, dem bislang 19 Organisationen angehören. Mit einem Hebesatz von 440 Punkten liege Düsseldorf allenfalls im Mittelfeld vergleichbarer Kommunen. In Köln seien es 475 Punkte, in Essen 480 und in Dortmund 485 – daran müsse sich die Landeshauptstadt orientieren. Darüber hinaus sollen mittelfristig politische Großprojekte auf Bundesebene, wie die Wiedereinführung der Vermögenssteuer und die Neu-Justierung der Erbschaftssteuer, für Mehreinnahmen sorgen. Ein Teil davon müsse dann ebenfalls für den Ausbau der Kitas genutzt werden.
Beim Thema Betreuung fällt die Bestandsaufnahme des Sozialbündnisses durchwachsen aus. Zwar schreite der Ausbau der Kita-Plätze in Düsseldorf Jahr für Jahr voran. „Dennoch stellen wir fest, dass die anvisierte Zahl von insgesamt 29 000 Plätzen mit rund 28 000 Plätzen bislang nicht erreicht wurde. Und so bleibt es auch in diesem Jahr bei einer Unterdeckung von bis zu 1000 Plätzen“, meint Foullong.
Zur gemischten Bilanz gehört nach Einschätzung von Silke Steingräber, in Düsseldorf Vorsitzende des Personalrats der allgemeinen Stadtverwaltung, auch die Überlastung der Mitarbeiter. Durch den zunehmenden Mangel an pädagogischen Fachkräften seien Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen zunehmend überlastet. Burn-out-Diagnosen nähmen zu. Auch für die Familien, die auf eine verlässliche Betreuung angewiesen seien, habe das Folgen. „Betreuungszeiten müssen von 45 auf 35 Stunden reduziert oder Öffnungszeiten eingeschränkt werden“, sagt Steingräber. Ihre Sorge: „Kommt das Recht der Kinder auf frühe Bildung weiterhin zu kurz, befinden wir uns bald auf dem Weg zu Verwahranstalten.“
Für Düsseldorf planen die Vertreter des Bündnisses den Einsatz sogenannter Kita-Barometer. Diese sollen Auskunft darüber geben, wie am jeweiligen Standort die konkrete Betreuungssituation ist. Dabei kann ein Zeiger von grün bis dunkelorange verstellt werden. „Das soll es Eltern leichter machen, sich auf einen möglichen Engpass einzustellen“, sagt Sigrid Wolf, Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes.