IHK-Forum zur Klimaneutralität Wie Düsseldorf bis 2035 klimaneutral werden soll
Düsseldorf · Die Emissionen der Treibhausgase müssen sinken. Und wer zahlt am Ende den Preis für mehr Klimaschutz? Darum ging es beim IHK-Forum.
Wer den Planeten langfristig retten will, muss den Ausstoß von CO2 möglichst rasch mindern: Das ist die Kernbotschaft hinter einem Begriff, dessen konkrete Umsetzung enorme Auswirkungen auf den Alltag von Bürgern und Unternehmern hat – die Klimaneutralität. Bis 2035 soll sie in Düsseldorf erreicht sein. Grund genug für die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu einem Austausch mit Stadt, Industrie und Wohnungswirtschaft einzuladen. Im Mittelpunkt des Forums standen ein Impulsvortrag von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sowie drei Diskussionsrunden. Das Wichtigste im Überblick.
Die Stadt
Rund 60 Millionen Euro pro Jahr investiert die Stadt für den Klimaschutz, betonte der Rathauschef. Die Ziele der Landeshauptstadt sind ehrgeizig, denn im Vergleich zum Referenzjahr 2016 soll der CO2-Ausstoß um zwei Tonnen pro Kopf auf einen Zielwert von 1,347 Tonnen sinken. In Anspielung auf die Ampel-Koalitionäre in Berlin sagte Keller: „Wir brauchen vor allem Planungssicherheit und sollten dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen endlich besser werden.“ Düsseldorf sieht er auf einem guten Weg. Als Beispiele nannte der Oberbürgermeister den voranschreitenden Einsatz von Brennstoffzellen im städtischen Fuhrpark, die Förderung von Wasserstoff als künftige Energiequelle, neue Stellen für Klimakoordinatoren und den Abschluss der kommunalen Wärmeplanung bis 2026, „vielleicht auch schon bis Ende 2025“. Ein wichtiger Schlüssel seien zudem alle Maßnahmen an Gebäuden. Mit einer großen Solaranlage an der Brehmstraße und einem faltbaren Exemplar im Klärwerk Süd setze man Akzente. „Und wir haben die 20 energetisch schlechtesten Standorte identifiziert, damit wir hier mit Vorrang die Dinge voranbringen können“, betonte Keller.
Die Industrie
In diesem Sektor gelten die Herausforderungen als besonders hoch. Denn mehr Klimaschutz kostet auch mehr Geld. „Zehn Millionen Euro haben wir allein in Industrietechnik investiert, um die Klimabilanz zu verbessern“, sagte Teekanne-Geschäftsführer Frank Schübel. Und Michael Stang, Leiter des BASF-Werks in Holthausen, betonte, dass Investitionen in diesen Bereich für sein Unternehmen selbstverständlich seien. „Aber am Ende muss all das wirtschaftlich sein und die Kunden müssen unsere Produkte kaufen wollen.“ Auf Nachfrage gab er ein klares Bekenntnis zum Standort Düsseldorf ab. „Ja, wir wollen bleiben.“ Henkel-Standortleiter Daniel Kleine, der auch Vorsitzender des Industriekreises in der Landeshauptstadt ist, nannte beispielhaft für die Aktivitäten seines Unternehmens die zunehmende Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene und die geplante Einspeisung von industrieller Abwärme in das Düsseldorfer Fernwärmenetz. „Wir machen das alles mit großem Engagement, aber es ist nicht unser Kerngeschäft. Die großen Themen weiter voranbringen müssen am Ende andere“, sagte er. Und was ist mit dem Strom, der in immer größeren Mengen benötigt wird? Die Elektromobilität sei dabei nicht das große Problem, schon eher die 30 000 bis 40 000 Wärmepumpen, die womöglich in Düsseldorf ans Netz gingen, meinte Julien Mounier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke und IHK-Vizepräsident. „Für die nächsten zwei, drei Jahre sind wir gut vorbereitet, danach müssen wir aber massiv in das Netz investieren.“
Verkehr und Gebäude
Verkehrsdezernent Jochen Kral machte deutlich, dass es insbesondere darauf ankomme, die Mobilitätsstruktur zu ändern. Projekte wie an der Luegalllee in Oberkassel und kostenfreie Nutzung von Parkhäusern durch Einpendler mit ÖPNV-Ticket seien wichtige Signale an die Bürger. „Und in den Gebäuden reicht es eben nicht, immer nur weiter zu dämmen und zu sanieren. Den Prozess als Ganzes bekommen wir nur über andere, alternative Energieformen hin.“ Wo es konkret hakt, machte Ulrike Janssen, Geschäftsführerin der LEG Wohnen in NRW deutlich: „Zu glauben, wir bräuchten ein bisschen mehr Transparenz und dann läuft das Ganze schon, wäre falsch. Uns fehlt beispielsweise die Netzkapazität. Und am Ende können auch die Mieten nicht immer weiter steigen, weil all das bezahlt werden muss. Manchmal erinnert mich die Situation an die Quadratur des Kreises.“