Situation in der Altstadt und am Rheinufer Das umstrittene Video und das dahinter stehende Bedrohungsproblem
Düsseldorf · Die Diskussionen um das Düsseldorf-Video von Farid Bang gehen weiter. Grünen-OB-Kandidat Stefan Engstfeld hat einen Vorschlag für die an Wochenenden kritische Situation in der Altstadt und am Rheinufer.
Die Resonanz in den sozialen Medien ist eindeutig. Allein auf der Facebook-Seite der Stadt Düsseldorf wurde Farid Bangs 40-Sekunden-Appell an die Partyszene in der Altstadt innerhalb von 24 Stunden mehr als 140.000 Mal angesehen. Zum Vergleich: Das Video von Oberbürgermeister Thomas Geisel zum gleichen Thema, auf der gleichen Seite wurde in drei Wochen 13.000 Mal angesehen. Die Appelle der fünf anderen Prominenten, u.a. Timo Boll und René Heinersdorff, liegen alle unter der 10.000-Klick-Marke.
Dabei wird Farid Bangs Aufruf zum Einhalten der Corona-Regeln im Internet überwiegend positiv bewertet. Auf Youtube wurde das Video am Donnerstagnachmittag mit mehr als 1700 „Daumen hoch“ bewertet, demgegenüber stehen nur etwas mehr als 180 Negativbewertungen. Ob der Aufruf auch wirklich den von Oberbürgermeister Geisel gewünschten Effekt erzielt und in der Altstadt und am Rheinufer für Recht und Ordnung sorgt, wird sich frühestens am kommenden Wochenende zeigen.
Eine Sondersitzung des Stadtrats wird es nun doch nicht geben
Politiker der CDU und der Grünen untermauerten am Donnerstag ihre ablehnende Haltung, den umstrittenen Rapper als Düsseldorf-Botschafter einzusetzen, um aggressive Jugendgruppen zu erreichen. Allerdings verzichtet die CDU-Ratsfraktion auf die noch am Mittwoch von ihr selbst geforderte Sondersitzung des Stadtrates zum Thema. Zur Begründung, die Sitzung nicht zu beantragen, sagt der Fraktionsvorsitzende Rolf Tups: „Wir fühlen uns durch die breite öffentliche Kritik an der Zusammenarbeit der Stadtspitze mit dem Rapper Farid Bang bestätigt: Alle Düsseldorfer Ratsfraktionen des demokratischen Spektrums sehen OB Geisel hier auf dem falschen Weg. Sie verurteilen die Wahl des Musikers für den städtischen Video-Clip wegen dessen menschfeindlicher und gewaltverherrlichender Song-Texte.“
Die CDU, deren personelle Fraktionsstärke ausgereicht hätte, die Sondersitzung zu beantragen, forderte den Oberbürgermeister erneut auf, das Video „unverzüglich aus den Social-Media-Kanälen der Stadt“ zu löschen, „um weiteren Schaden von Düsseldorf abzuwenden“.
Zum eigentlichen Kernproblem der zunehmenden Gewaltbereitschaft auch gegenüber Ordnungsdienstmitarbeitern und Polizeibeamten hatte Stephan Keller, Kandidat der CDU für die Oberbürgermeisterwahl, dieser Zeitung gesagt: „Wir haben in der Carlstadt und Altstadt nicht nur ein Problem mit Abstandsregeln, sondern ein handfestes Sicherheitsproblem.“ Immer wieder kommt es am Wochenende im Bereich der Rheinuferpromenade, insbesondere an der Freitreppe am Burgplatz und in der Altstadt, zu Schlägereien, in deren Rahmen auch Polizisten und Ordnungskräfte angegriffen werden.
OB-Kandidat Engstfeld will private Sicherheitskräfte
Auch der Oberbürgermeister-Kandidat der Grünen, Stefan Engstfeld, sieht eine „sich dynamisierende Situation“. Er mahnt: „Das wird von Woche zu Woche mehr, das darf sich nicht verselbstständigen“. Er habe an mehreren Freitagabenden die Altstadt und die Rheinuferpromenade aufgesucht. Es gebe dabei, so seine Analyse, zwei Problemgruppen. Etwa auf der Kurze Straße in der Altstadt könnten Menschen, die dort auf engem Raum unter Missachtung der Abstandsregeln stehen, durch gezielte Ansprache sensibilisiert werden. Engstfeld empfiehlt in solchen Bereichen auch im Außenbereich das Tragen eines Mundnasenschutzes. „An solchen Engstellen sollten private Sicherheitsdienste, bezahlt aus dem städtischen Etat, eingesetzt werden“, schlägt er vor. Das sollten Sicherheitskräfte sein, die etwa bei Musikfestivals „massenerfahren“ seien. Diese könnten die Menschen, die das Abstandsgebot nicht einhalten beziehungsweise keine Maske tragen, darauf ansprechen.
Im Bereich Rheinuferpromenade gelte: „Ich würde einfach um Mitternacht die Freitreppe absperren, bis sechs Uhr morgens“, sagt Engstfeld. Zwar sei die Treppe ein Entfluchtungsraum, dem könne aber Rechnung getragen werden, indem man dort keine schweren Gitter hinstelle, sondern leichte Baken, die schnell wegzubewegen seien. Auch dies könne in einer Notsituation von privaten Sicherheitskräften schnell bewerkstelligt werden. Im Übrigen empfiehlt Engstfeld für den Bereich der Rheinuferpromenade in den Abendstunden am Wochenende neben einem verstärkten Einsatz von Polizei und OSD die Aktivierung von Migrantenorganisationen, die auf Augenhöhe die Jugendlichen ansprechen könnten. Das sei jedenfalls erfolgversprechender als das Video von Farid Bang.