Düsseldorfer Feuerwehrmann baut Notstation für Schlangen

In Brüggen hat der Experte Michael Harzbecker ein Schlangenhaus aufgebaut. Immer öfter muss er Exoten einfangen.

Düsseldorf. Als Michael Harzbecker gefragt wird, welches denn seine giftigste Schlange sei, ruft ein Kollege sofort: „Die Ehefrau!“ Harzbecker lacht. Als Reptilienliebhaber ist man Spott gewohnt. Zumal als Liebhaber hochgiftiger Schlangen. Die Mehrheit im katzen- und hundeliebenden Deutschland kann die Faszination für die gefährlichen Tiere nicht nachvollziehen. Aber auch hier wächst die Zahl derer, die sich Exoten als Haustiere halten. Das sieht Harzbecker als Schlangenfachmann der Düsseldorfer Feuerwehr bei seiner Arbeit immer wieder: „Gleichzeitig steigt die Zahl der Unfälle. Immer öfter reißen Tiere aus ihren Terrarien aus — auch weil sie schlichtweg falsch gehalten werden.“

48 Einsätze verzeichnete die deutschlandweit einzigartige Reptilienfachgruppe der Düsseldorfer Wehr im vergangenen Jahr. Ob der Python auf einem Parkplatz oder die Schnappschildkröte im Schulteich. Jetzt hat Michael Harzbecker als Kopf der Truppe eine eigene Auffangstation für Schlangen im Tierpark seiner Heimatstadt Brüggen eröffnet. Dort will er künftig auch andere Feuerwehrleute und private Schlangenhalter schulen.

60 Schlangen beherbergt Michael Harzbecker, davon 40 giftige. Die gefährlichste ist freilich nicht seine Frau, sondern eine afrikanische Gabunviper mit fünf Zentimeter langen Giftzähnen — hinter doppeltem Glas sicher weggesperrt. In einem eigenen Raum leben ein Königspython, der in einem Vorgarten in der Düsseldorfer Innenstadt gefunden wurde, und ein 4,50 Meter langer Tigerpython, den das Veterinäramt beschlagnahmt hat. Das 70 Kilo schwere Tier war unbemerkt von Nachbarn in einem ganz normalen Wohnhaus in Düsseldorf gehalten worden.

Ausgerechnet in seinem prominentesten Fall 2010 konnte Michael Harzbecker eine Schlange nicht retten: Die kleine Monokel-Kobra, die in Mülheim entwischte, wurde von der Gruppe der Düsseldorfer Feuerwehr tot aufgefunden.

Damit die Zahl der Exoten, die aufgrund falscher Haltung ausbüxen oder sterben, nicht weiter steigt, engagiert sich Harzbecker auch politisch. In NRW gibt es noch keinerlei Auflagen für Menschen, die Giftschlangen halten — solange diese nicht artgeschützt sind. Platt gesagt: Wer einen Rottweiler kauft, muss zahlreiche Prüfungen über sich ergehen lassen. Eine Kobra aber darf sich jedermann im Internet bestellen und im Postpaket schicken lassen. „Ein Gesetz ist jetzt in Planung“, sagt Harzbecker, der das Umweltministerium dabei berät. Ziel ist eine Art Führerschein für Schlangen-Fans.

Zudem soll unter der Leitung des Reptilien-Fachmanns bald ein Gegengift-Zentrum an der Uni-Klinik entstehen, in Zusammenarbeit mit dem Verein Serumdepot Berlin. „Bei der Versorgung mit den Seren klafft in NRW noch ein großes Loch“, sagt Harzbecker. Bislang lagert er die Gegengifte im heimischen Kühlschrank.