Nachruf Der Grandseigneur der Königsallee ist gestorben
Düsseldorf · Kaufmann Hermann Franzen ist tot. Nicht nur seine Familie trauert um den Mann, der mehr als 50 Jahre lang das Gesicht des Porzellanhauses war und der sich darüber hinaus für den Einzelhandel auf vielen Ebenen einsetzte.
Er verkörperte wohl den klassischen Einzelhändler und Kaufmann. Der immer – und dies bis zuletzt – für sein Traditionsgeschäft an der Königsallee 42 da war. Nun ist Hermann Franzen gestorben. Am 10. November, im Alter von 79 Jahren und nach langer Krankheit, wie die Familie, die um ihr Oberhaupt trauert, am Mittwoch mitteilte. „Als treibende Kraft entwickelte er das Unternehmen – gemeinsam mit seinem Bruder Claus, seiner Frau Marietta und seinen Kindern Steffi und Peter – vom klassischen Porzellanhaus zu einer Marke, die weit über die Grenzen Düsseldorfs hinaus für gehobenen Stil, Qualität und Service bekannt ist“, so heißt es im Nachruf.
50 Jahre prägte Hermann Franzen das Geschehen im Geschäft, als Enkel des Gründerpaares. Entwickelte es mit vom Porzellanhaus, das überregional bekannt war, weil es eben Meissen und andere edle Porzellanmanufakturen führte, zum „Franzen Concept Store“. So nennt sich das Unternehmen heute, denn es musste mit der Zeit gehen, modernisieren und das Sortiment erweitern. So gibt es dort nun viele schöne, edle aber auch praktische Dinge für Wohnräume und Küchen, Schmuck, Taschen und vieles mehr.
Erst im Sommer 2017 setzte sich Hermann Franzen zur Ruhe, übergab an die vierte Generation. Doch bis zuletzt, so teilt die Familie mit, war er „regelmäßig in seinem Büro mit Blick auf die geliebte Kö und häufig im Geschäft anzutreffen“. Von der Altstadt zur Kö war das bereits 1820 gegründete Familienunternehmen 1911 gezogen und hatte das Haus gekauft. 2011 zum hundertjährigen Bestehen auf dem Boulevard feierte die „Porzellanfamilie“ mit 1000 Kunden und Lieferanten dieses Jubiläum.
„Hermann Franzen war der Grandseigneur der Königsallee“, sagt spontan am Mittwoch Peter Wienen, Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Königsallee, im Gespräch mit unserer Redaktion. Bei ihm sei der Kunde immer König geblieben. „Auf ihn war immer Verlass.“ Und das bezieht Wienen ganz explizit auch auf den Wandel der berühmten Düsseldorfer Einkaufsstraße. Wienen erinnert daran, dass Franzen Anfang der 1980er Jahre Mitbegründer der Kö-Anliegergemeinschaft war. Die Gestaltung der Kö mit ihren eigenen und besonderen Pavillons, Lampen und Pollern, das habe ihm am Herzen gelegen, dafür habe der Verstorbene bei anderen Hauseigentümern geworben, auch eigene Mittel einzusetzen.
Franzen engagierte sich in vielen Gremien für den Einzelhandel
Franzen engagierte sich aber nicht nur im eigenen Düsseldorfer Umfeld, sondern generell für den Handel. Von 1990 bis 2006 war er Präsident des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) sowie seit Oktober 2006 dessen Ehrenpräsident. Von 1998 bis 2007 stand er der hiesigen Industrie- und Handelskammer (IHK) als Präsident vor. Für diese Gremienarbeit wurde Hermann Franzen unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande sowie dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet.
„Mit Bestürzung und großem Bedauern haben wir vom Tode unseres Ehrenpräsidenten Hermann Franzen erfahren. Wir verbeugen uns vor einer großen Unternehmerpersönlichkeit, der es stets eine Herzensangelegenheit war, sich für die Aus- und Weiterbildung ebenso wie für die Förderung des Handels, den Erhalt vitaler Innenstädte und die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Düsseldorf einzusetzen“, erklärte IHK-Präsident Andreas Schmitz. Franzen war noch bis zuletzt im Finanzausschuss der IHK aktiv.
Peter Wienen sagte auch: „Hermann Franzen war ein Mensch, der auch am Heiligabend noch in seinem Geschäft arbeitete.“