Junges Schauspiel Das doppelte Lottchen kommt ins Central

Düsseldorf · Robert Gerloff hat Erich Kästners Roman für das Junge Schauspiel als Familienstück inszeniert.

Das doppelte Lottchen unter der Regie von Robert Gerloff wird genauso bunt wie die Illustration. Sachertorte und Brezel stehen auch auf der Bühne symbolisch für Wien und München.

Foto: Illustration: Katharina Gschwend

Eigentlich ist es eine zeitlose Geschichte – Erich Kästners heiter-melancholischer Roman um die Zwillinge Luise und Lotte. Geschiedene Eltern, eine alleinerziehende, berufstätige Mutter hier, eine Künstlernatur, ein Dirigent und Komponist dort, zwei Gegenpole und dazwischen die seit frühester Kindheit getrennten Kinder, die nichts voneinander wissen, die mit einer Lebenslüge aufwachsen und sich schließlich durch einen riesengroßen Zufall bei einer Ferienfreizeit wiederfinden, um entschlossen ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Sie tauschen die Rollen und sorgen schließlich nach Verwicklungen und einer durchaus spannenden Katharsis dafür, dass sich schlussendlich Vater und Mutter wieder zu einer Familie zusammenfinden. Das doppelte Lottchen – von Kästner ursprünglich als Filmstoff geplant und die Wirren der Nazizeit dann erst nach dem Krieg zu einem Roman verwoben – ist zeitlos; zeitlos schön und wäre da nicht die feine aber schöne Patina, hätte man sie auch heute schreiben können.

Indes nicht ganz, wenn es nach Regisseur Robert Gerloff geht, der den Stoff nun in einer Inszenierung am Jungen Schauspiel Düsseldorf zeigen wird. Es ist das diesjährige vorweihnachtliche Familien- und Kinderstück, das übrigens diesmal im Central gezeigt wird – vielleicht eine Vorwegnahme, des Umzugs des Jungen Schauspiels an den Hauptbahnhof? Gerloff, der die Geschichte dem Augenschein nach behutsam und mit viel Charme in Szene setzen möchte, sieht allerdings auch Probleme in Kästners Weltsicht, die sich in einigen Passagen des Romans ablesen lasse. Behält er auch die Sprache von Kästner bei – so habe er einen „Entstaubungsprozess“ vorgenommen, wie er sagt. Vor allem, wenn es um die Frauenbilder gehe.

„Wir als Theaterschaffende, die 2019 Leben und Theater machen für Kinder und Erwachsene, können natürlich nicht die Geschichte erzählen, in der am Ende die Frau ihre Karriere aufgibt, zu ihrem Mann zieht, damit er als Künstler leben kann und sich dem total unterordnet und ihm verzeiht für alle Betrügereien“, betont der Regisseur. „Damals galt romantische Liebe anscheinend als oberstes Gut; eine Frau sei nur vollkommen, wenn sie einen Mann hat“, sagt er. So werde Kästners Geschichte am Ende schon etwas offener ausgehen, als man es vielleicht aus den zahllosen Verarbeitungen des Stoffes kennt. Nun, ja.

Dabei legt Gerloff hingegen aber viel Wert darauf, die Geschichte „ganz sinnlich, auch tragisch, aber nicht zuletzt auch musikalisch“ zu erzählen. Die beiden Welten, München und Wien, in die die Zwillinge auseinandergerissen wurden, werden auf der bunten Bühne (Maximilian Lindner) symbolisch durch eine Sachertorte und eine Brezel illustriert. Darum so einige Spielräume und in der Mitte ein übergroßes Bett. Musikalisch (Musik: Cornelius Borgolte) wird es durch eine Geige (Zuzana Leharová) und eine Gitarre (Mikes Lücker), erstere steht für Wien, die Gitarre für München.

Sina Dresp und Emilia de Fries verkörpern die Zwillinge, um sie herum ein Ensemble aus einer handvoll Schauspielerinnen und Schauspielern, die die unterschiedlichsten Rollen in der Roman-Adaption spielen werden. Als Chor, der immer wieder lustig schnippisch auftauchen wird, übernehmen sie auch die Funktion des Erzählers.

Ist die Premiere auch ausverkauft, wird das Stück in zahlreichen Aufführungen (auch Vormittags) im Central (Worringer Straße 140) gezeigt.
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