Ein großer Förderer des Sports
Der Oberbürgermeister war in vielen Vereinen Ehrenmitglied und bei Fortuna Düsseldorf Aufsichtsratschef.
Düsseldorf. Noch ist die Größe des Loches kaum zu ermessen, das der Tod von Joachim Erwin in die Düsseldorfer Sportlandschaft reißt. Schon vor seiner Wahl zum ersten Mann der Stadt hatte sich der Politiker im Sportauschuss engagiert. In vielen Sportvereinen ist Erwin Ehrenmitglied, seine Grußworte gehörten selbst beim kleinsten Klub und der exotischsten Sportart in die Begleithefte von Veranstaltungen. Wenn er nicht sogar selbst kam. Stets suchte der Sportler Joachim Erwin die Nähe zu seinesgleichen. Der Oberbürgermeister war lange Jahre aktiver Leichtathlet und lief 2003 - kurz vor der Krebs-Diagnose - noch beim Düsseldorfer Marathon mit.
In seine Amtszeit fiel die Entstehung der großen neuen Sportstätten - von der Arena über den Rather Dome bis zur Mehrzweckhalle an der Reisholzer Karl-Hohmann-Straße. Dank seines Engagements gibt es seit einigen Jahren eine neue zweite Eisbahn neben dem Stadion an der Brehmstraße, mittlerweile sind die Jugendteams der Düsseldorfer EG dadurch wieder erstklassig und konkurrenzfähig. Aber nicht nur das: Mehrere Millionen Euro flossen durch den Masterplan Sport in die Sanierung der Breitensport-Anlagen. Unter anderem wurden die meisten Fußball-Aschenplätze in attraktive Kunstrasen-Spielfelder umgewandelt, das Rather Waldstadion wurde als Top-Wettkampfstätte für Leichtathleten modernisiert.
"Sein Engagement und sein Erfolg sind bundesweit einmalig", sagt Stadtsportbund-Präsident Peter Schwabe, "Joachim Erwin hat den Düsseldorfer Sport aus den Niederungen heraus auf ein hochklassiges Niveau gehoben." Eng verband Erwin sein Wirken stets mit Fortuna Düsseldorf, saß bis zuletzt bei Heimspielen des Fußball-Regionalligisten auf der Tribüne. "Er hat den Verein in einer Situation übernommen, als sich alle abgewendet hatten", sagt Vorstandssprecher Peter Frymuth. Es sei sein Verdienst, dass die erste Mannschaft jetzt noch ans Tor zur zweiten Liga klopfen kann.
"Sein Tod hat uns tief getroffen, und unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie." Beim Spiel am Samstag in der Arena gegen Babelsberg soll das Team mit Trauerflor auflaufen, es soll eine Gedenkminute geben. Selbst die größten Gegner Erwins erkennen an, dass sein Eingreifen den Verein 2002 und 2003 vor dem endgültigen Ruin bewahrte. Als erstmals gewählter Aufsichtsratschef gewann Erwin die städtischen Unternehmen Stadt-Sparkasse und Stadtwerke als Sponsoren. Wegen seiner "Gutsherren-Art", den Verein aus dem Rathaus zu führen, stand er stets in der Kritik. Zuletzt bei der Jahreshauptversammlung schienen die Fortuna-Mitglieder aber ihren Frieden mit Erwin geschlossen zu haben, auch wenn sie ihn nur mit den viertmeisten Stimmen in den Aufsichtsrat wählten.
Jedenfalls blieben die üblichen Verbal-Attacken aus, vielleicht wegen des erschreckend labilen Gesundheitszustandes schon an jenem Abend vor vier Wochen. Erwin war in der gesamten Sport-Szene nicht unumstritten. Abgesehen davon, dass sein oft rücksichtsloses Bemühen darauf ausgelegt war, die von ihm geschaffenen teuren Sportstätten mit Spitzensport zu füllen. Zuletzt legte er sich mit seinem Heimatverein ART an, als er den Umzug von Basketball-Bundesligist Leverkusen Giants favorisierte und damit das Aus für Zweitligist ART Magics in Kauf nahm. Einige Mitglieder sollen drauf und dran gewesen sein, einen Ausschluss wegen vereinsschädigendem Verhalten zu beantragen. Doch dafür fand sich keine Mehrheit, wie wohl auch die Anzahl und Qualität der Verdienste Joachim Erwins um den Düsseldorfer Sport seine Fehleinschätzungen und Fehltritte übersteigen dürfte.