„Bring Kids Back“-Banner So emotional war der Fan-Walk der Ukrainer durch Düsseldorf
Düsseldorf · Beim EM-Spiel in Düsseldorf setzte die Stadt ein Zeichen der Solidarität. Während des Fan-Walks wurden politische Banner gezeigt.
Anlässlich des zweiten Spiels der Fußball-Europameisterschaft in der Düsseldorfer Arena hat die Landeshauptstadt am Freitag ein großes Fest für die Ukraine ausgerichtet. Das Team des Landes gewann am Nachmittag 2:1 gegen die Slowakei, schon vorher begannen die Feierlichkeiten am Rathaus. Zudem empfing Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) Vertreter beider Länder im Jan-Wellem-Saal, wo sie sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen durften.
Von beiden Ländern erhielt der Oberbürgermeister als Mitbringsel ein Trikot der jeweiligen Nationalmannschaft – die Slowakei hatte es von allen Nationalspielern signieren lassen, die Ukraine es mit seinem Namen und der Rückennummer 18 personalisiert. Im VIP-Bereich der Arena sind Trikots aber ohnehin verboten, weshalb Keller sich nicht für eines der beiden Geschenke entscheiden musste. „Ich bin ganz froh, dass der Dresscode der UEFA verhindert, dass ich in diplomatische Verwicklungen komme“, sagte er mit einem Schmunzeln.
In seiner Rede an die Besucher betonte Keller die Freude und Harmonie, die die Stimmung unter den Fußballfans auszeichneten. „Sie singen, sie skandieren für ihre jeweiligen Mannschaften, aber sie sind vereint in ihrer Liebe zum Fußball“, so Keller. Mit dem Ukraine-Fest zeige man Solidarität für das Land, das noch 2012 selbst die Europameisterschaft ausgerichtet hatte, sich seit dem Angriff Russlands aber im Krieg befindet. Das sei, merkte er lächelnd an, aber keine sportliche Parteinahme.
Auf dem Marktplatz präsentierten sich den gesamten Tag über deutsch-ukrainische Initiativen. Vor Ort war etwa Zakaria Benhannoun vom in Essen gegründeten Verein Opora. „Wir planen viele soziale und sportliche Aktivitäten und unterstützen Ukrainer in Deutschland“, sagte Benhannoun. In Düsseldorf wurden am Freitag Spenden für humanitäre Hilfen gesammelt. Ebenfalls vor dem Rathaus war außerdem ein Tribünen-Fragment aus dem Stadion Charkiw aufgebaut. Das Gebäude ist seit einem russischen Angriff im ersten Kriegsjahr 2022 zerstört. Die Installation mit den schwer beschädigten Stadionsitzen war bereits beim ersten EM-Spiel der Ukraine in München zu sehen.
Nebenan auf dem Burgplatz traten ukrainische Künstler auf. Zuvor war das Fest auf der Bühne in der Fan-Zone offiziell eröffnet worden. Zwar konnten der ukrainische Botschafter Oleksii Makejew und der ehemalige Fußballprofi Andriy Shevchenko wegen Problemen bei der Anreise nicht wie geplant an der Eröffnung teilnehmen. Dafür betonte unter anderem Paul Höller, Staatssekretär im NRW-Wirtschaftsministerium: „Fußball verbindet Menschen über Grenzen hinweg.“ Heute wolle man ein Zeichen der Unterstützung und der Solidarität setzen. Iryna Shum, Generalkonsulin der Ukraine, bedankte sich bei allen Fußballfans für ihr Kommen. „Ich hoffe, dass sich viele dem Fan-Walk anschließen“, sagte sie.
Rund drei Stunden vor dem Anpfiff zogen mittags viele Fans gemeinsam zu Fuß zur Arena. Es war der bislang politischste Fan-Walk in Düsseldorf. Die Anhänger der ukrainischen Nationalmannschaft versammelten sich zunächst im Rheinpark. Vertreter des Hilfsprojekts „UA Support“ hielten ein Banner in die Höhe auf dem die Forderung „Bring Kids Back“, also „Bringt die Kinder zurück“ zu lesen war. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Russland ukrainische Kinder entführt, verschleppt und zur Adoption freigegeben hat“, sagte Igor. Der Fußballfan aus der Ukraine lebt mittlerweile in Frankfurt. Später trugen die Fans außerdem ein großes „Free Azov“-Banner vor sich her. Viele Soldaten des Asowschen Bataillons und weitere Verteidiger aus der ukrainischen Stadt Mariupol befinden sich in russischer Gefangenschaft. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 1000 Menschen an dem Fan-Walk. Die Stadt hatte zuvor mit bis zu 5000 Teilnehmern gerechnet. Beim Fan-Walk der Franzosen waren am Montag 8000 Anhänger des Teams zur Arena gelaufen. Parallel liefen mehr als 5000 Österreicher vom Rheinpark zum Stadion. Die Slowakei hatte in Düsseldorf dagegen keinen Fan-Walk geplant.