Flüchtlinge in Düsseldorf: „Für uns ist es die große Chance“

Afraa Shabaji und Mohamad Ziahedin aus Syrien sind seit kurzem in Düsseldorf. Sie haben Pläne für die Zukunft.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Mohamad Ziahedin hat einen Traum: Vielleicht wird er mit seiner Familie irgendwann wieder in seine — dann friedliche — syrische Heimat zurückkehren. Und beim Wiederaufbau helfen: „Nach dem Vorbild von Düsseldorf“.

Ziahedin (25) ist Fotograf, seine Frau Afraa Sharbaji (23) Journalistin, vor wenigen Wochen sind sie als Flüchtlinge in Düsseldorf angekommen — zwei von 29 Kontingentflüchtlingen aus dem Krisengebiet, welche die Stadt in den vergangenen Monaten aufgenommen hat.

Betreut werden die beiden im Auftrag der Stadt von der Diakonie. Aus Anlass des nahenden Welt-Flüchtlingstages stellte der Träger das Paar am Dienstag Journalisten vor, damit die Öffentlichkeit sich ein Bild vom Schicksal dieser Menschen in der Stadt machen kann.

Für Mohamad Ziahedin und Afraa Sharbaji ist Düsseldorf vorläufiger Endpunkt einer Odyssee. Die beiden stammen aus Darayya nahe Damaskus, einer Stadt mit einst 250 000 Bewohnern, die inzwischen fast entvölkert ist.

Kennengelernt hat das Paar sich aber erst in der Türkei, wohin Afraa Sharbaji erst nach Flucht über den Libanon und Ägypten gelangt war. Sie hatte mit Freunden eine oppositionelle Zeitung gegründet und war so ins Visier der Behörden geraten. Als Kollegen verhaftet wurden, entschloss sie sich zur Flucht. Monate später lernte sie ihren heutigen Mann dann bei einer Konferenz der syrischen Opposition in der Türkei kennen.

Danach hatte das Paar Glück und wurde ins Kontingentprogramm aufgenommen, so dass beide ohne Asylverfahren nach Deutschland gekommen sind. Zunächst sind sie nun in einer kleinen Flüchtlingsunterkunft nahe der Innenstadt untergebracht.

Bei der Ankunft hatten sie nichts bei sich außer einer kleinen Tasche, trotzdem bezeichnet Ziahedin, der gut Englisch spricht, Düsseldorf als „die große Chance“ für das Paar. Ungeduldig warten beide darauf, dass im August ihr Integrationskurs beginnt, auf Youtube im Internet haben sie schon angefangen, sich die ersten Fetzen Deutsch selber beizubringen.

Nun wollen sie an ihrer Ausbildung arbeiten und nach Möglichkeit einen akademischen Abschluss machen, nachdem beide in Syrien ihr Studium nicht haben abschließen können. Im Dezember erwarten die beiden zudem ihr erstes Kind.

In Düsseldorf kennt vor allem Mohamad Ziahedin sich schon gut aus. Im Gespräch mit den Journalisten reichte er zwischendurch sein Handy rum. Darauf sind stilvolle Fotografien von Gebäuden wie Landtag oder Gehry-Bauten zu sehen. „Ich laufe jeden Tag in der Stadt umher“, erzählt er. „Düsseldorf ist gut zum Fotografieren, hier gibt es viel schöne Architektur.“