Forschung in Düsseldorf Drei Nachwuchsforscher werden ausgezeichnet

Düsseldorf · Nachwuchsforscher entwickeln eine Creme für Kletterer, neuartige Pflanzenkästen und Ersatz für tierisches Kollagen.

Biologiestudent Daniel Wasim Djamriani an der Kletterwand. Für sein Hautserum wurde er mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Biologiestudent Daniel Wasim Djamriani an der Kletterwand. Für sein Hautserum wurde er mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Kletterer kennen das Dilemma: Bei jedem Aufstieg an der Felswand werden die Hände arg strapaziert, die Haut der Finger ist andauernd rissig. „Wenn ich mehrmals in der Woche klettere, kann ich keine heiße Teetasse mehr anfassen“, sagt Biologiestudent Daniel Wasim Djamriani (25). Aber er hat da eine Idee, wie man das Problem in den Griff bekommen könnte – und will ein Business gründen. Dafür wurde er beim Wettbewerb des Gründungszentrums der Uni mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Er war schon immer an Gesundheitsthemen interessiert. Und ihm war früh klar, dass er eher eine Selbstständigkeit als eine wissenschaftliche Karriere anstreben würde. Dann las er eine Studie über einen Wirkstoff, der die Teilung der Hautzellen beschleunigt. Mit genau diesem Wirkstoff, dem synthetischen Duftstoff einer speziellen Holzart (um welches Holz es sich handelt, verrät er nicht, um Nachahmer nicht zu inspirieren) werden die Geruchsrezeptoren auf der Hautinnenfläche der Hand angeregt, sich schneller zu regenerieren.

Mit dem Preisgeld von 800 Euro will er nun die exakte Konsistenz seines Produktes entwickeln. „Ich will keine Fettcreme, eher ein Serum, das schnell in die Haut einzieht und das auch für andere Sportler oder Handwerker hilfreich wäre“, sagt Djamriani. Er will sich dazu von einem Dermatologen beraten lassen und plant eine Kooperation mit Apotheken, die das Serum herstellen könnten. Dann will er sein Mittel im Selbsttest erproben, wozu er reichlich Gelegenheit hat: Denn Ende 2019 begann er mit seinem intensiven Klettertraining (unterbrochen durch die Pandemie) in einer Halle in Flingern. Dort steigt er vier bis fünf Mal in der Woche eine fünf Meter hohe Wand hoch. Und wenn er nach den Steinen greift oder auch mal abrutscht, werden die Hände eben strapaziert. Was er fürs Klettern braucht, kann er vermutlich auch als Firmengründer gut gebrauchen: Kraft und Ausdauer.

Mitten in der Nacht hatte der Biologiestudent Lucas Gülcan eine Idee, war „total elektrisiert“ und weckte seine Freundin Lena Müller. Nun, ein paar Monate später hat sich die nächtliche Eingebung zu einer Geschäftsidee entwickelt, die mit dem zweiten Preis beim Gründerwettbewerb ausgezeichnet wurde. Denn wenn der Plan aufgeht, könnten viele grüne Punkte die Stadt aufblühen lassen – „ohne Aufwand“. Das Produkt der beiden angehenden Biologen: Sedum-Kassetten für die Fensterbank. Sedum ist eine Pflanzenart, die auch zur Dachbegrünung genutzt wird und zu den Dickblattgewächsen zählt – wie Fetthenne und Hauswurz. Gemeinsam ist diesen so unterschiedlichen Gewächsen: Sie sind genügsam, brauchen kaum Wasser und gedeihen deshalb ohne viel Pflege – auch bei Menschen ohne grünen Daumen. Um die positiven Eigenschaften von Sedum zu unterstützen, sollen die Pflanzen in pulverisiertem Basaltgestein, vermischt mit Erde, wachsen. „Durch die mineralischen Spurenelemente im Gestein wird das Wachstum deutlich verbessert, außerdem bietet es den Pflanzen Halt“, sagt Gülcan. Ein Prototyp ist nach vielen Experimenten fertig, künftig könnten die Kassetten, so der Plan, in drei verschiedenen Größen in Baumärkten und Gartencentern angeboten werden. Und einen kleinen Beitrag für den Klimaschutz leisten.

Eine Alternative zu
tierischem Kollagen entwickelt

Auch der dritte Preisträger des Wettbewerbs ist Biologiestudent (im fünften Semester), erst 20 Jahre alt, seine Geschäftsidee entwickelte er nach einem langen Tag im Labor und angeregt von seinem Hobby: Denn Florian Hänsel spielt Tennis. Dabei fiel ihm wieder auf, dass qualitativ hochwertige Saiten der Schläger noch immer aus Kollagen von Tierdärmen (allenfalls mit Nylon oder Polyester vermischt) hergestellt werden. „Das ist ein unglaublich aufwendiger Prozess, bei dem die Kollagenfasern aus den Därmen extrahiert, gereinigt, getrocknet und beschichtet werden müssen“, sagt Hänsel. Außerdem sei es nicht mehr zeitgemäß, bei Konsumartikeln auf die Fleischindustrie angewiesen zu sein. Sein Fazit: „Wir brauchen alternative Produkte.“

Und genau daran arbeitet er nun mit einem gentechnischen Verfahren. Dabei nutzt er die genetischen Informationen des tierischen Kollagens, also denselben Bauplan für eine rein chemische Substanz: Sein neuartiges Bio-Tech-Kollagen soll auf der Basis von Bakterien oder Pilzen entstehen. Um seine Forschung voranzutreiben, will er sich nun um ein Gründungsstipendium bewerben, das ihm die Nutzung von Uni-Laboren und zudem wissenschaftliche Betreuung sichern würde.

Dass er auf einem vielversprechenden Weg ist, daran zweifelt er nicht. Vor allem, seit ihm bewusst wurde, wie viele Produkte Kollagen beinhalten. Es ist die Grundsubstanz von Gelatine, es wird für die Saiten von Musikinstrumenten genutzt, und nicht zuletzt ist es der Stoff, mit dem die Kosmetikindustrie eine straffere Haut verheißt.