Großprojekt in Düsseldorf Grand Central: Baustart steht bevor
Oberbilk · Die ersten von mehr als 1000 Wohnungen sollten hinter dem Hauptbahnhof bereits letztes Jahr fertig sein. Jetzt wird zumindest der Grundstein für 147 neue Sozialwohnungen gelegt. Der Rest des Areals gehört zur Adler Group.
Am 2. November gibt es hinter dem Hauptbahnhof einen Termin, an den viele nicht mehr geglaubt haben: Im Grand Central wird der Grundstein für den Bau neuer Wohnungen gelegt, genauer für 147 neue Sozialwohnungen. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) ist eingeladen und dürfte auf der Baustelle eine Motivationsrede halten. Denn insgesamt geht es beim Grand Central nicht um 147, sondern 1061 neue Wohnungen. Wann aber der Spaten für die übrigen Einheiten geschwungen wird, ist äußerst fraglich.
Früher residierte gegenüber von Capitol und Tanzhaus NRW die Paketpost. Schnell war klar: Das zentral gelegene 3,8 Hektar große Areal sollte vergleichsweise hoch verdichtet bebaut werden, mit mehrgeschossigen Wohnungsbau und auch mit drei Hochhäusern. Zudem wurden unter anderem ein Design-Hotel, ein Lebensmittel-Vollversorger, Kitas, diverse Gastronomien und weitere Serviceangebote geplant. Das gesamte Investitionsvolumen wird auf mehr als 600 Millionen Euro geschätzt.
Der Bebauungsplan für das Areal wurde im März 2018 rechtskräftig, schon 2020 sollten die ersten Wohnungen fertig sein. Es wurden elf Baufelder definiert und als Nummer zwölf die Tiefgarage. Aber Catella-Chef Klaus Franken, der das Gelände entwickelt hatte, beschloss erstmal Kasse zu machen. Er holte im September die CG-Gruppe von Christoph Gröner ins Boot. Die Idee dahinter: Die CG-Gruppe ist, so damals die eigene Aussage, beim Bauen versierter. Catella behält die 147 Sozialwohnungen und kauft später die Baufelder mit Hotel, Supermarkt und 100 preisgedämpften Wohnungen zurück. Bei der CG-Gruppe wiederum sollten die drei Türme mit 400 Eigentumswohnungen und 300 frei finanzierten Wohnungen verbleiben.
Dann aber wurde die CG-Gruppe von der Consus und diese von der heutigen Adler Group geschluckt. Es floss viel Geld, gebaut wurde nicht. Aus dem Grand Central wurde das „Grand Hole“, das große Loch, wie Harald Schwenk (Grüne) die Spekulation gerne brandmarkt. Franken hatte nach wenigen Monaten den sechsten Ansprechpartner bei Adler und weiß heute nur, dass das Unternehmen weiterhin zuständig ist. Der Letzte, den er kannte, ist mittlerweile auch weg. Was nun wird? Adler kommt auf die Beine, oder es gibt einen Weiterverkauf mit Wertberichtigung des gehypten Grundstücks, orakelt Franken.
Catella wird nun zunächst die Außenwand der Tiefgarage errichten, zu der es später drei Einfahrten geben soll. Die Stadt wird dann die Moskauer Straße durch das Areal in Richtung Kölner Straße bauen können. Die Catella hat ihren Anteil von rund 3,6 Millionen Euro schon bezahlt. Zum Jahresende 2023 will Franken fertig sei, dann ist auch die Adler Group oder ihr Nachfolger beim Bauen am Start, glaubt Franken. Ansonsten werde er eine provisorische Tiefgarageneinfahrt bauen müssen, was der Stadt allerdings nicht recht wäre.
Catella baut die Wohnungen für die Familie von Klaus Franken und einen 70-jährigen Unternehmer, der seine Firma verkauft hat. Beide wollen nach Frankens Angaben einen Wert schaffen, aber keine Überschüsse aus dem Objekt entnehmen. „Wir wollen mit dem Wohnungsamt der Stadt kooperieren und verhandeln gerade mit der Diakonie, die hier die Bewohner betreuen soll“, so Franken. Die Idee: An der Moskauer Straße sollen Alleinerziehende mit ihren Kindern unterkommen oder junge Menschen, die mit der Volljährigkeit aus der Kinder- und Jugendbetreuung herausfallen und auf dem Wohnungsmarkt kaum eine Chance haben.
Catella bewirbt sich auch um das Baufeld 7, das der Stadt gehört. Direkt gegenüber der 147 Sozialwohnungen sollen weitere 150 Einheiten entstehen, ebenso öffentlich geförderter Wohnraum, zudem eine Pflegeeinrichtung mit stationärem und ambulantem Pflegeangebot.