Großreinemachen am Rheinufer

Fast 200 Menschen trafen sich in Oberkassel, um das Ufer von Dreck und Scherben zu befreien.

Großreinemachen am Rheinufer
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. So richtig konnte es Jessica Gill gar nicht fassen, als sie all die vielen Menschen an der Oberkasseler Brücke sah: „Wahnsinn, mit einer so großen Resonanz hatte ich nicht gerechnet.“ Etwa 200 Menschen waren ihrem Aufruf bei Facebook und in den Printmedien (zuerst stand’s in der WZ) gefolgt, um bei der ihrer Aktion „Mal was Sinnvolles machen - Aufräumaktion am Rhein“ mitzutun. Es waren auch viele Familien mit Kindern dabei. Einige hatten auch ihren Hund mitgebracht.

Damit nicht jeder kreuz und quer durch die Gegend läuft, stellte sie ein paar Gruppen zusammen und die schwärmten dann in alle Richtungen aus. Unter der Brücke war für die fleißigen Helfer ein Verpflegungsstand aufgebaut. Die Hausbrauerei Uerige hatte Bier und Fassbrause spendiert und die Metzgerei Peter Inhoven 300 Würstchen, die Kate Bussenius, wie immer bei solchen Aktionen, liebevoll grillte.

Die ersten blauen Müllsäcke füllten sich sehr schnell und die 29-jährige Organisatorin bekam schon Bedenken: „Hoffentlich haben wir genügend dabei.“ Doch auch viele von den Müllsammlern hatten eigene Plastiktüten dabei, so dass es keine Entsorgungsprobleme gab.

Über Facebook hatte Regina Frings aus Erkelenz von dieser Aktion erfahren: „Meine Tochter Nadine und Jessica sind zusammen zur Schule gegangen und jetzt sehen wir uns heute das erste Mal nach elf Jahren wieder.“ Die 61-Jährige hat mit mehreren Mitstreiterinnen die große Schräge unter der Brücke gekehrt und war schockiert, wie viel Unrat zusammengekommen ist. „Ich habe selten so viele Scherben auf einmal gesehen. Das ist vor allem für die Tiere und kleine Kinder sehr gefährlich.“

David Luhn hatte von der Aktion am Freitag in der WZ erfahren und hat am Sonntag spontan mitgeholfen. „Irgendwann muss man sich ja mal aufraffen und etwas tun, und wenn wir es nicht machen, dann macht es ja gar keiner.“ Rolf Klostermeier und Silvia Gumbert sind mit ihrem Hund Hell dabei. „Wir versuchen, das menschliche Versagen ein Stück weit wiedergutzumachen. Wenn man in der Großstadt lebt und so ein tolles Fleckchen Natur vor der Nase hat, dann sollte man versuchen, das auch zu erhalten.“ Beide hoffen, dass einige Leute ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn sie von dieser Aktion in der Zeitung lesen. „Außerdem wäre es auch nicht schlecht gewesen, wenn sich einige Politiker aus dem Rathaus an der Geschichte beteiligt hätten, anstatt nur zu reden.“

Jessica Gill war restlos begeistert. „Die Sache ist super angenommen worden. Wir machen uns jetzt Gedanken über eine Wiederholung im Frühjahr.“