Pfandsystem für Kaffeebecher „Grüner“ Kaffeebecher in Orange soll Müllberge verhindern

Düsseldorfer entwickeln To-go-Becher, die bis zu 400 Mal wiederverwendet werden können. Pfandsystem ist im Aufbau.

Foto: Golsch

Düsseldorf. Als er mit seinen Kindern auf dem Spielplatz war, kam Sven Hennebach die zündende Idee. „Ich habe zum Papierkorb geschaut und der quoll über vor lauter Pappbechern“, sagt der 35-Jährige. Solche Müllberge seien ihm schon länger aufgefallen: „Ich dachte mir, es muss doch eine nachhaltige Alternative dazu geben.“ Die aber gab es bis dato noch nicht, zumindest nicht in Düsseldorf.

Lange her ist das alles noch nicht. Vor einem halben Jahr hat er damit begonnen, zusammen mit Freund Franziskus von Boeselager nach Alternativen zum gängigen nicht recycelbareren Pappbecher mit Kunststoffschicht zu suchen. Und stieß auf ein Projekt der Stadt Freiburg, die wiederverwendbare Becher an Lokale verteilt. Den Becher bestellte er. „Wir sind von Café zu Café gezogen, haben das Konzept vorgestellt und nach Nachahmern gesucht“, sagt Hennebach. Interesse sei bei den Betreibern zwar vorhanden gewesen, der Becher an sich habe den meisten aber nicht gefallen — er passte nicht in die Automaten der Cafés.

Mit einem befreundeten Industriedesigner entwickelten die beiden Jungunternehmer daraufhin einen eigenen Becher. Der fand Gefallen bei den Geschäftsleuten, Hennebach und sein Kollege ließen die ersten Prototypen produzieren. „Wir haben eine Manufaktur in Solingen gefunden, die auf die Herstellung solcher Produkte spezialisiert ist“, sagt er.

Die Entwicklung des Bechers sei komplizierter gewesen als gedacht: „Wir mussten auf so vieles achten — er muss stapelbar sein, sich dabei nicht verkanten und darf auch keine Ecken und Kanten haben, die die Reinigung erschweren.“

Denn die Reinigung der Becher steht im Mittelpunkt des Konzeptes, das ähnlich funktioniert wie das Pfandsystem für Flaschen. In mittlerweile 35 Düsseldorfer Lokalen gibt es den nachhaltigen Kaffeebecher. Für einen Euro Pfand können Kunden sich den ausleihen und mit ins Büro, in die Bahn oder auch nach Hause nehmen. Zurückgegeben werden kann der Becher dann in jedem der 35 Betriebe, das Pfand gibt es zurück. „Die Cafés und Restaurants spülen den Becher und können ihn dann bis zu 400 Mal wiederverwenden“, erklärt Sven Hennebach.

So soll viel Müll vermieden werden — denn stündlich werden in Deutschland laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) rund 320 000 Pappbecher weggeworfen, aufs Jahr gerechnet macht das fast drei Milliarden insgesamt und 60 Becher pro Kopf. Und auch die Betriebe sparen mit dem neuen Konzept: „Ein Pappbecher kostet mich um die sechs Cent, das Geld muss ich bald hoffentlich nicht mehr ausgeben“, sagt Ivanova Dimi, Betreiberin des Lokals „Covent Garden“ am Florapark in Bilk. Sie ist eine der ersten Betriebe in Düsseldorf, die in das Projekt der beiden jungen Start-up-Unternehmer, deren Firma mittlerweile den Titel „CupforCup“ trägt, eingestiegen ist.

Noch bietet sie auch den herkömmlichen Pappbecher an: „Ich kann nicht von jetzt auf gleich umstellen, das braucht etwas Zeit.“ Seit drei Wochen hat sie aber auch den nachhaltigen Becher in zwei Größen im Angebot, rund zehn Kunden pro Tag würden den schon mitnehmen. „Ich hoffe, dass das schnell mehr werden, die Resonanz ist durchweg positiv.“ Für sie spielt aber nicht nur die Ersparnis eine Rolle. „Die Pappbecher liegen überall in der Stadt herum, das ist nicht schön. Ich finde es klasse, wenn wir so Müll vermeiden können.“ 10 000 Becher hat Hennebach schon produzieren lassen.

Der Umweltbecher besteht aus dem Kunststoff Polyprobylen, das laut Hennebach zu 100 Prozent recyclebar ist. „Wenn ein Becher kaputt geht oder sein Lebensende nach 400 Nutzungen erreicht hat, können ihn die Lokale zu uns zurückschicken.“

Das Gefäß werde daraufhin geschreddert und das Granulat für andere Zwecke verwendet. Nur neue Becher dürfen daraus dann nicht mehr hergestellt werden — denn mit Lebensmitteln darf das recycelte Material nicht mehr in Kontakt kommen.

Die beiden Erfinder haben ambitionierte Ziele: Bis Ende des Jahres möchten sie ihre Becher in jeder Großstadt des Bundeslandes im Einsatz sehen. Partner hat „CupforCup“ bereits in Wuppertal, Bielefeld und Dortmund. Ändern soll sich in den kommenden Wochen noch die Farbe des Bechers. „Das Orange ist bei vielen Kunden nicht gut angekommen, wir bieten in Zukunft zwei Farben an“, so der Erfinder. Zum einen gebe es die Becher in Rosa, zum anderen dann in einem gräulich-braunen Farbton.